04/04/2016

Das ab 1914 errichtete Lager Wagna, ein Barackenlager für bis zu 20.000 Kriegsflüchtlinge, ist die Basis für die Gemeinde Wagna bei Leibnitz. Verschiedene Nachfolgelager bestanden bis 1963.

Architekturstudierende der TU Graz untersuchten im Rahmen eines Master Studios des Instituts für Architekturtheorie, Kunst- und  Kulturwissenschaften die damit einhergehenden Entwicklungsprozesse und schlagen den Bogen vom Flüchtlingslager bis zur gegenwärtigen Flüchtlingsthematik.

Konzept + Leitung Master Studio: Antje Senarclens de Grancy, Anselm Wagner, Heimo Halbrainer, Jacob Wegerer.

Link zu 18 Studierendenprojekten:

Die Ergebnisse der Untersuchungen im Rahmen des Master Studios sind auf einer von den beiden betreuenden Instituten eingerichteten Website unter dem unten stehenden

04/04/2016

Die letze bestehende Baracke in Wagna, ehemalige Spitalsküchenbaracke von 1914.

©: Elisabeth Winter

Exkursion nach Wagna und Aflenz, Stollen des KZ Nebenlagers in Aflenz, Südsteiermark

©: Ramona Winkler

Präsentation des Master Studios am 03.02.2016 im HDA Graz

©: Alexia Eberl

Screenshot der Homepage (www.iam.tugraz.at/akk): Studie – Wagna. Vom Lager zur Gemeinde.

©: Lejla Mujanic und Katarzyna Wojciechowska

Screenshot der Homepage (www.iam.tugraz.at/akk): Studie – Metropolis Wagna.

©: Valentina Lovric

Screenshot der Homepage (www.iam.tugraz.at/akk): Studie einLAGERung | Das Material Mensch

©: Stefan Dygruber

Screenshot der Homepage (www.iam.tugraz.at/akk): Studie – Unser Wagna.

©: Iris Frank

20.000 Kriegsflüchtlinge finden im nur 45 Kilometer von Graz entfernten Ort Wagna Zuflucht. Das entstehende Lager bringt enorme Veränderungen für die kleine südsteirische Gemeinde. Dieses historische Ereignis, das 1914 mit dem Kriegseintritt Österreich-Ungarns beginnt, wird über die nächsten Jahrzehnte das Ortsbild und das Leben in Wagna prägen. Beinahe ununterbrochen folgen Flüchtlings-, Umsiedler-, Kriegsgefangenen-, Internierungs-, Aussiedler-, Asylwerber- und Fürsorgelager aufeinander.

Die damit einhergehenden gesellschaftlichen, kulturellen, politischen, demografischen, ökonomischen und räumlichen Prozesse standen im Mittelpunkt einer eingehenden Untersuchung durch Architekturstudierende der TU Graz. Den Rahmen dazu bildete das von Antje Senarclens de Grancy und Anselm Wagner geleitete Master Studio Ein Flüchtlingslager in der Südsteiermark, welches im Wintersemester 2015/16 vom Institut für Architekturtheorie, Kunst- und Kulturwissenschaften (AKK) angeboten wurde.

Der „Fall“ Wagna sollte den Studierenden als Versuchsfeld dienen, um das Prinzip Lager, die Transformation in eine „normale“ Gemeinde sowie Kontinuität und Differenz von gegenwärtigen Flüchtlingsgeschichten zu untersuchen und die eigenen Schlüsse daraus mit digitalen Darstellungsmethoden zu visualisieren.

18 Studierendenprojekte sind nun als Ergebnis unter der Internetadresse iam.tugraz.at/akk aufrufbar (s. Link rechts). Dynamisch visualisierte Mini-Websites – die unter Anleitung von Jacob Wegerer vom Institut für Architektur und Medien (IAM) entstanden – zeigen auf einer gemeinsamen Plattform die vielfältigen Zugänge der Studierenden zum Lager Wagna. Als Abschluss der Lehrveranstaltung wurde die Website am 3. Februar 2016 im Haus der Architektur in Graz präsentiert.

Die tagespolitische Brisanz der Flüchtlingsthematik regte am Beginn der Lehrveranstaltung den Wunsch nach einer aktuellen Auseinandersetzung mit der Wohnsituation von Asylbewerberinnen und Asylbewerbern an. Organisierte Unterkünfte bieten Schutz, ziehen aber räumliche Enge, eingeschränkte Privatsphäre und den Verlust von Selbstbestimmung nach sich. In der im Oktober 2015 im Forum Stadtpark veranstalteten öffentlichen Diskussionsrunde Im Transitraum leben (s. Termin unten) erörterten Matthias Dielacher von der Flüchtlingshilfe Deutschfeistritz Diakoniewerk, der Bereichsleiter von alpha nova Alois Krammer und Gerald Ressi vom Verein Omega die räumlichen Herausforderungen, alltäglichen Abläufe und Spielräume für die Bewohnerinnen und Bewohner temporärer Unterkünfte.

Mit dem Zeithistoriker und Autor des Buches Lager Wagna 1914–1963, Heimo Halbrainer, erarbeiteten die Studierenden anhand von historischen Zeitungsberichten die wechselhafte Geschichte der „Lagerstadt Wagna“. Die häufige Diskrepanz von medialer Berichterstattung und Realität trat dabei offen zutage. Von der Drastik von Propaganda und Wirklichkeit im Ersten Weltkrieg konnten sich die Master-Studierenden während des Besuches der Ausstellung Ihr lebt in einer großen Zeit des Steiermärkischen Landesarchivs überzeugen (s. Termin unten).

Das angeeignete Basiswissen erweiterten und vertieften die Studio-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer bei einer Exkursion in die heutige Marktgemeinde Wagna bei Leibnitz. Geführt vom Altbürgermeister und Zeitzeugen Franz Trampusch sahen sie sich den Ort und die geschichtsträchtigen Schauplätze der näheren Umgebung an und bekamen Einblick in Aufbau und Größe der ehemals bestehenden Lager. In einer Gesprächsrunde mit Bürgermeister Peter Stradner widmeten sie sich der Entwicklung der Lagerstrukturen hin zur heutigen Gemeinde Wagna. So entstammen etwa die Straßenzüge, -namen und -breiten, das Krankenhaus und der ehemalige Fußballverein Flavia Solva unmittelbar der Lagergeschichte, aber auch die Biografien vieler Bewohnerinnen und Bewohnern erinnern noch heute an diese.

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