11/09/2018

Das Rathaus der Herzen – Forum Stadtpark 2018
Wir nach dem Wir

 & Wir-Lexikon



GAT unterstützt das Forum Stadtpark in seinem Bestreben, die bisherige Nutzung des für das Kulturleben der Stadt Graz seit Jahrzehnten wichtigen Institution beizubehalten und kein Kaffeehaus werden zu müssen.
 
Im Anhang finden Sie acht Standpunkte zur Diskussion über Kerninformationen des Forum Stadtpark – das Papier ist auch auf forumstadtpark.at zu finden.

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Gegründet wurde das FORUM STADTPARK 1959 in Graz, unter anderem von Othmar Carli, Gustav Zankl, Siegfried Neuburg, Emil Breisach und Günter Waldorf. Sie adaptierten das leerstehende Grazer Stadtpark-Cafe für Kunstveranstaltungen. Der Name FORUM STADTPARK bezeichnet deshalb sowohl die Aktionsgemeinschaft, als auch den Ort mit der Anschrift Stadtpark 1.

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11/09/2018

Forum Stadtpark 2018

©: Garfield Trummer

Eröffnung Forum Stadtpark, 1960

©: FORUM STADTPARK

Dieter Pochlatko, Wolfgang Bauer, Emil Breisach

Zimmer mit Ausgangslage, 2014

Crossroads, 2014

60 Jahre Werner Schwab, 2018

©: Lena Prehal

Sisterhood und-Gentleman-Ausstellung, 2018

©: Lena Prehal

Feldstellen, 2018

©: Emil Gruber

Ein Fest für Dieter Glawischnig, 2018

©: Emil Gruber

Symposium Der-Staat, 2018

©: Emil Gruber

N is for Nature, 2018

©: Martin Schwarz

Der Verein 2018. Vor dem Forum Stadtpark

©: W.Temmel & A.Katz

Wir nach dem Wir



Das Rathaus der Herzen ist der Versuch eines Raumes, in dem an einer das Gegebene überwindenden Wirklichkeit gebaut wird – und zwar mit den Mitteln der Kunst und des Diskurses. Es ist eine Art kulturelles Widerlager, von wo aus Realitäten, Normalitäten und Formalitäten nicht nur repräsentiert, sondern bestritten und gewendet werden. Dabei verpflichtet sich das Rathaus der Herzen nicht allein der Kraft des Impulsiven, sondern bekennt sich vielmehr zur Vertiefung und zur Langsamkeit als Methode, um dem Rhythmus des Lebens Sinn zu verleihen. Von hier aus wollen wir sorgfältiger und tiefergreifender über die Dinge nachdenken, als dies andernorts möglich ist.
In Umbruchs- und Krisenphasen, in denen gewichtige Institutionen ihre Wirkmacht verlieren, Kräfteverhältnisse neu ausgehandelt werden und die Ängste vor der Zukunft die Gegenwart zu durchdringen scheinen, muss es Raum geben für die unaufgeregte Suche nach dem Neuen. Dieses Neue, an dem hier gearbeitet wird, zielt langfristig auf nichts weniger ab, als auf das Entwerfen und Austesten von neuen Bezugspunkten, Schnittmengen und Vielheiten: kurz, auf neue Inhalte für das Konzept „Wir“.
Diese Frage nach dem Wir ist wichtiger denn je, erheben doch jene gesellschaftlichen Kräfte Anspruch auf seine Definition, die dieses Wir als exklusiv und unveränderlich, als eine Art Besitz verstehen. Fest steht: Das Wir, von dem im Rathaus der Herzen geträumt wird, sieht anders aus. Es stellt sich bloß die Frage: Wie genau?
Die fragende Suche nach neuen, emanzipativen Vielheiten läuft über die Reflexion des Gegebenen. Im Rathaus der Herzen wird dies seitens der Künste aufgenommen, die ihre kunstgeschichtlich gewachsene Rahmung nicht als die Grenze ihres Wirkens verstehen, sondern an Überschreitungen und Untergrabungen arbeiten. In deren freiem Spiel liegt die utopische Praxis, die unseren Sprung ins Ungewisse leichtfüßig macht.

Wir-Lexikon



Das existenzielle Wir: Wir im Sinne alles Existierenden in Abgrenzung zum Nichts;

Das planetarische Wir: Wir im Sinne des Planeten Erde in Abgrenzung zum Weltall;

Das Wir des Lebendigen: Wir im Sinne alles lebenden in Abgrenzung zur Welt der Dinge bzw. dem noch-nicht- und nicht-mehr-Lebendigen;

Das Menscheits-Wir: Wir im Sinne der menschlichen Gattung in Abgrenzung zur Natur bzw. dem Tierreich;

Das zeitgenössische Wir: Wir im Sinne einer momentanen Zeitlichkeit in Abgrenzung zu früheren oder späteren Zeiteinheiten bzw. Generationen;

Das religiöse Wir: Wir im Sinne einer Religionsgemeinschaft in Abgrenzung zu anderen Glaubensrichtungen oder Menschen ohne Bekenntnis;

Das westliche Wir: Wir im Sinne eines kulturellen „Westens“ oder „Nordens“ in Abgrenzung zum vermeintlichen „Orient“ oder „Nicht-Westen“ bzw. „Süden“;

Das zivilisatorische Wir: Wir im Sinne einer Hochkultur in Abgrenzung zu allen vermeintlich weniger zivilisierten Gesellschaften;

Das staatliche Wir: Wir im staatlichen Sinne in Abgrenzung zu anderen Staaten bzw. staatenlosen Personen;

Das völkische Wir: Wir im Sinne einer vermeintlichen Volkseinheit in Abgrenzung zu anderen Ethnien bzw. ethnisch nicht eindeutig zuordenbaren Personen;

Das kulturkämpferische Wir: Wir im Sinne einer Kultur verstanden als Kreis oder Feld in Abgrenzung zu anderen vermeintlichen kulturellen Einheiten bzw. Zwischenräumen;

Das geschlechtliche Wir: Wir im geschlechtlichen Sinne in Abgrenzung zum „anderen“ Geschlecht bzw. Geschlechtern bzw. geschlechtslosen oder geschlechtlich uneindeutigen Menschen;

Das sexuelle Wir: Wir definiert durch eine bestimmte sexuelle Präferenz Abgrenzung zu Menschen anderer sexueller Vorliebe oder Vorlieben;

Das städtische Wir: Wir im Sinne einer städtischen Einheit in Abgrenzung zur Peripherie bzw. zu anderen Städten;

Das ideologische Wir: Wir im Sinne einer politisch/weltanschaulichen Stoßrichtung in Abgrenzung zu anderen Strömungen oder Zwischenströmungen;

Das klassenkämpferische Wir: Wir als gesellschaftliche Klasse in Abgrenzung zu anderen Klassen bzw. nicht zu Klassen zuordenbaren Personen;

Das Milieu-Wir: Wir im Sinne eines gesellschaftlichen Feldes / Milieus in Abgrenzung zu anderen gesellschaftlichen Gruppen oder Außenseiter*innen;

Das vernetzte Wir: Wir im Sinne eines Netzwerks in Abgrenzung zu allen nicht vernetzten Teilen der Gesellschaft;

Das arbeitende Wir: Wir im Sinne einer beruflichen Kategorie in Abgrenzung zu anderen ökonomischen Sparten bzw. zu nicht-arbeitenden Personen;

Das familiäre Wir: Wir im Sinne einer familiären Einheit in Abgrenzung zu nicht verwandtschaftlich verbundenen Personen;

Das verortete Wir: Wir im Sinne eines Ortes in Abgrenzung zum Um- oder Zwischenraum;

Das flüchtige Wir: Wir im Sinne einer kurzfristigen, anlassgegebenen Einheit bzw. Verbrüderung oder Verschwesterung trotz offensichtlicher Unterschiedlichkeiten;

Das utopische Wir: Ein Wir, das seine Definition – mit oder ohne notwendige Abgrenzungsmenge – als utopische Größe festlegt und durch seine Praxis Wir-Definitionen infrage stellt und unterläuft;

Fabian Wallmüller

Großartiger Titel, unter dem die richtigen Fragen gestellt werden. Respekt! Meine Unterstützung habt Ihr. Herzlichst, Fabian Wallmüller

Di. 11/09/2018 8:13 Permalink

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