25/06/2013

Seit 1967 wird von der ZV der ArchitektInnen Österreichs der BHP verliehen, der BauherrInnen und AuftraggeberInnen, die einen besonderen Beitrag zur Baukultur geleistet haben, auszeichnet.

Die Ausstellung BHP 2012 in der Gotischen Halle beim GrazMuseum läuft noch bis einschließlich 30. Juni 2013 von 10:00 bis 17:00 Uhr

Danach wird sie in München bei der Obersten Baubehörde, Franz-Josef-Strauß-Ring 4, vom 25. Juli bis 23. August 2013 zu sehen sein.

25/06/2013

BHP 2012, Ausstellung aller Projekte in der 'Gotischen Halle' in Graz

©: ZV Steiermark

BHP 2012, Preisträgerin Bad Blumau, Direktorin der VS, Erna Erhart, und Bürgermeister Franz Handler

©: ZV Steiermark

BHP 2012, Jurymitglied Architekt Klaus Kada, links. und Architekt Wolfgang Feyferlik, rechts-

©: ZV Steiermark

BHP 2012, Ausstellung aller Projekte in der 'Gotischen Halle' in Graz

©: ZV Steiermark

Am vergangenen Dienstagabend, dem 18.06.2013, fand in den Räumen der gotischen Halle des GrazMuseums die Eröffnung zur Ausstellung des Bauherrenpreises 2012 (BHP) der Zentralvereinigung der ArchitektInnen statt. Als Vertreter des steirischen Preisträgers, der Volksschule und des Sportclubs Bad Blumau, waren die ArchitektInnen Wolfgang Feyferlik und Susanne Fritzer sowie Bürgermeister Franz Handler und Erna Erhart, die Direktorin der Volksschule, anwesend. Sie gaben einen Einblick in die schwierige Anlaufphase des Bauprojekts, in der es vor allem galt, gegen den Widerstand der politischen Opposition zu kämpfen und verschiedene Vorbehalte der Bevölkerung zu entkräften.

Die derzeitige Kernproblematik im Architekturgeschehen wurde durch das Jurymitglied des BHP 2012, Architekt Klaus Kada, in einer charismatischen Ansprache auf den Punkt gebracht: Warum gibt es in der Steiermark keinen funktionierenden Wohnbau mehr und das, obwohl einst das Modell Steiermark über die Landesgrenzen hinweg ein Begriff war? Der Grund, warum derzeit so wenig gute Architektur gebaut wird, liegt daran, dass niemand die "schützende" Hand darauf hält, meint Kada und sieht vor allem die Politik gefordert.
Engagierte, motivierte ArchitektInnen allein würden nicht ausreichen. Es gehören immer zumindest zwei engagierte Personen zum Gelingen guter Architektur: ArchitektIn und BauherrIn. Und zwischen diesen muss die Kommunikation funktionieren. Im Vordergrund stehen dabei nicht die ArchitektInnen. Wichtiger sei die richtige "Peripherie der Architektur": das Umfeld, der bereitete Boden und der (Umsetzungs-)Wille. Bedenklich sei dabei die Tatsache, dass sich private BauherrInnen mehr getrauen als die öffentliche Hand, auch wenn der Häuselbauertraum größtenteils eine Zumutung sei und an die Grenze der Schmerzhaftigkeit stößt.
Zudem würden Gemeinden ihre kommunalen Aufgaben immer weniger selbst wahrnehmen und nicht nur den Wohnbau, sondern zunehmend auch den Pflegeheimbau, den Schulbau und den Bau von Kindergärten und Kindergrippen an semiprofessionelle Genossenschaften abgeben.
Außerdem würden sich die so genannten Gemeinnützigen, politisch colorierten Genossenschaften, am Bundesvergabegesetz vorbeischwindeln, mit dem Argument, sie seien private Bauherren. Eine professionelle Projektvorbereitung und Projektsteuerung vermisst man dann ebenso, wie offene Wettbewerbe. Falls Wettbewerbe vorgesehen sind, würden diese als geladene Realisierungswettbewerbe durchgeführt und dabei ein kleines Klientel von zumeist ortsansässigen ArchitektInnen bedienen. Verstärkt würde auch die Variante von exklusiven Bewerberverfahren oder gar nicht anonymisierten Verhandlungsverfahren auftreten – junge Büros haben dabei kaum Chancen, sich einzubringen.

Defacto hat es 2013 in der Steiermark noch keinen einzigen offenen Realisierungswettbewerb gegeben: Der Wohnbau am Areal der ehemaligen Hummelkaserne war ein geladener einstufiger Realisierungswettbewerb in Form des Übertragungsbaus der Stadt Graz an die Genossenschaft ENW und fand zudem ohne Kooperation mit der ZT-Kammer statt. Der Schulcampus Algersdorf, welcher von der Gebäude- und Baumanagement Graz GmbH (GBG) ausgelobt ist, ist ein nicht offener einstufiger Realisierungswettbewerb im Oberschwellenbereich (Bewerberverfahren), der bereits im Dezember 2012 ausgelobt wurde und immer noch nicht entschieden bzw. abgeschlossen ist.

Sehr beliebt ist es, vor allem bei Sanierungen, Zu- und Umbauten mit den Bausummen derart zu jonglieren, dass die Auftragssummen so klein gehalten und Aufträge aufgesplittet werden, dass entweder gar kein Wettbewerb durchgeführt werden muss oder eben nur ein geladener Wettbewerb, wie es sich vor allem an Beispielen der so genannten Schul- und Kindergartenoffensive massiv zeigt – Haus des Kindes Gleisdorf, Volksschule Murfeld Graz, etc. Eine Bindung der Gelder der Schul- und Kindergartenoffensive an öffentliche Wettbewerbe wird seitens der Landesregierung nicht forciert.

Ob die derzeit rückläufigen Zahlen der Projekteinreichungen beim BHP diesen Trend der fehlenden nachhaltigen Projekte durch die öffentliche Hand repräsentiert, wird sich erst zeigen. Was sich aber aktuell zeigt, ist die Wichtigkeit des BHP an sich – es gilt, die wenigen guten Beispiele, in welchen der Projektprozess und das persönliche Engagement der ArchitektInnen, der BauherrInnen und der NutzerInnen im Vordergrund steht, entsprechend zu würdigen und zu präsentieren.

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