24/05/2014

Der Artikel von Oliver Pohlisch ist am 14.05.2014 im german-architects eMagazin erschienen

24/05/2014

Masterplan Fortschreibung September 2013

Cover des Buchs von Rolf Lautenschläger: Das Tempelhofer Feld. Mit Fotos von Wolfgang Fritsche und Paul Langrock und einem Vorwort von Matthias Lilienthal. Erschienen im L & H Verlag, Berlin, ISBN: 978-3-939629-24-5

Am 25. Mai entscheiden die Berliner über die Zukunft des ehemaligen Flughafens Tempelhof. Kein Grashalm soll von dort weichen, sagen die Verfechter eines Bauverbots. Die Befürworter einer Randbebauung stellen dagegen eine Linderung des Wohnungsmangels in Aussicht.

355 Hektar Berlin, nur bedeckt mit Wiesen und Betonpisten eines geschlossenen Flughafens – versehen mit einem Bauverbot? Stillstand nennen die Regierenden und Planer ein solches Szenario. Sie wollen das gegenwärtige Wachstum der Stadt vom Tempelhofer Feld aufgefangen sehen. Und angesichts steigender Einwohnerzahlen sprechen sie von der Notwendigkeit neuer Wohnsiedlungen gerade an dieser Stelle.

Der weite Panoramablick, die ungeahnte Stille, das Nebeneinander von Skatern, Joggern, Vögeln und Bienen? Auf keinen Fall darf das alles auch nur ein einziger Neubau stören, findet dagegen die Bürgerinitiative «100 Prozent Tempelhofer Feld».

Als Öko-Dogmatiker und Spaßgesellschafter, denen die Entwicklung der Stadt egal, aber Frisbee und Feldlerche alles sei, titulieren die Bebauungsbefürworter die Mitglieder der Initiative. Doch letztere konnten mit der erfolgreichen Mobilisierung für einen Volksentscheid über einen Baustopp beweisen, dass ihre Forderung bei nicht wenigen Berlinern verfängt: 185.000 gaben bis Mitte Januar ihre Unterschrift mindestens dafür, dass die Zukunft von Europas derzeit wohl größter innerstädtischer Freifläche nicht allein in den Händen des Senats liegt.
 
Nun stehen am 25. Mai, zeitgleich mit den Wahlen zum EU-Parlament, zwei Gesetzentwürfe zur Abstimmung. Der Vorschlag von «100 Prozent Tempelhofer Feld» sieht vor, dass das Gelände der Öffentlichkeit in seiner «Gesamtheit und ohne dauerhafte Einschränkungen zur Verfügung» stehen soll. Auch der von der rot-schwarzen Mehrheit des Berliner Abgeordnetenhauses getragene Gegenentwurf garantiert, dass der größte Teil des Feldes vor Bebauung geschützt bleibt - immerhin 230 Hektar. In ihm heißt es aber auch: «Die Möglichkeit einer Randentwicklung des Tempelhofer Feldes für Wohnen, Wirtschaft, Erholung, Freizeit und Sport außerhalb der Freifläche bleibt erhalten».

Dies ist eine äußerst vage Übersetzung von recht konkreten Bebauungsplänen, wie sie auf dem Tisch des Stadtentwicklungssenators Michael Müller (SPD) liegen und ihrerseits schon die Spuren des jahrelangen Ringens um das Tempelhofer Feld zwischen dem Berliner Senat und konfliktfreudigen Bevölkerungsteilen tragen.

...  Mehr darüber im Artikel von Oliver Pohlischsiehe Link rechts.

In Kraft treten wird derjenige der beiden Gesetzesentwürfe, der am 25. Mai zugleich die meisten Ja-Stimmen auf sich vereinigen kann als auch von mindestens 25 Prozent der Wahlberechtigten, also von 625.000 Bürgern, abgenickt worden ist. Es bedeutet einen Fortschritt hin zu demokratischeren Planungsprozessen, wenn immerhin alle erwachsenen Bewohner Berlins über einen so zentralen Stadtraum wie das Tempelhofer Feld mitentscheiden können. Das sollte im Kopf haben, wer leichtfertig von Stillstand spricht, weil sich die Bagger dort mal nicht umstandslos in den märkischen Sand graben können. Die jetzige Regierungspartei CDU wollte in den 1990er Jahren den Flughafenbetrieb im übrigen erhalten.

Oliver Pohlisch ist Journalist, Kulturwissenschaftler und Mitglied des Berliner Zentrums für städtische Angelegenheiten, metroZones. Er arbeitet als Chef vom Dienst bei taz.de.

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