11/09/2012
11/09/2012

„Nein, nein, keine Sorge. Das Rosenhain-Café wird kein Luxustempel. Das garantiere ich, so wahr ich Bürgermeister bin. Luxus bedeutet bekanntlich Überfluss. Und überflüssig soll das Rosenhain nicht werden, sondern flüssig, liquid. Der Rubel soll rollen. Der Zaster in der Kasse klingeln. Wir wollen es nur attraktiv und sicher machen. Denn ich persönlich habe mich im Rosenhain nie sicher gefühlt. So gar nicht heimisch. Es hat mich nicht magisch angezogen. Diese Kundschaft wählt mich sicher nicht, habe ich mir gedacht. Diese Leute würden von mir kein Häferl kaufen. Die sitzen zur besten Arbeitszeit müßig im Café herum, statt die Wirtschaft anzukurbeln. Und an einem Kaffee schlürfen sie zwei Stunden. Das ist keine nennenswerte Konsumbereitschaft. Da kann ja kein Umsatz gemacht werden! Das muss sich ändern.

Zuerst einmal fällen wir die Bäume. Wer in der prallen Sonne sitzt, wird nicht ewig bleiben wollen. Trinkt ruckzuck aus und macht dem nächsten Gast Platz. Wir müssen amerikanische Sitten in die Lokalkultur einführen. Nicht verträumt in die Sonne blinzeln und den Herrgott einen guten Mann sein lassen. Zack, zack den heißen Kaffe in einem Sitz hinunterstürzen. Und auf zu neuen Taten! Am besten wäre es, eine Mindestkonsumation vorzuschreiben. Sagen wir zehn Euro. Das wird arbeitsscheues Gesindel, das nur der bürgerlichen Allgemeinheit auf der Tasche liegt, fern halten.

Und für diese Klientel abschreckend muss auch die Architektur sein. Das neue Café-Restaurant soll keinen gemütlichen Anstrich, keine müssiggängerische Patina haben! Da darf nichts abblättern, da muss alles gleichsam stramm stehen. Es soll aussehen wie alle Welt. Im günstigsten Fall überhaupt keinen Charakter haben. Oder aber einen betont abweisenden. Jemand wie ich soll sich darin wohl und sicher fühlen wie an seinem Arbeitsplatz. Man soll sich dort bei geselligen Geschäftsessen nicht genieren müssen. Und darum muss zuerst der Pächter, dann die Stammkundschaft ausgetauscht werden.    

Ich handle wie immer nur im Interesse der wohlmeinenden Wohlhabenden. Auf deren Wohl wollen wir anstoßen!“ 

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