23/08/2010
23/08/2010

Markus Jeschaunig

Markus Jeschaunig

Markus Jeschaunig

Fotos: wm

Im Künstlerhaus Graz zeigt Markus Jeschaunig, wie man die Stadt in einem virtuellen Schnitt erfahren kann.

Auf einer von Ost nach West gerichteten, zehn Kilometer langen Geraden, die durch die Stadt Graz verläuft, stellte Markus Jeschaunig am 30. Juli an elf Kilometerpunkten je zwei Videokameras auf. So zusagen Rücken an Rücken postiert, wurden gleichzeitig zwischen 16.12 Uhr und 16.22 Uhr an diesen elf Standorten jeweils Bilder in Richtung Westen und Osten aufgenommen.
Auf dem exakten Mittelpunkt dieser Linie, im Künstlerhaus Graz, sind jetzt die Filmaufzeichnungen der Aktion zu sehen und die Tonspuren zu hören. Dies in Form einer Installation von 22 Monitoren, die über einem Luftbild in der Länge von 22 Metern entsprechend jenen Kamerapositionen angeordnet sind.
„Urban Tomography“ nennt Markus Jeschaunig dieses Projekt, einen „Stadtschnitt“ als maßstäbliche, bildliche Verdichtung der realen Linie an ihrem Mittelpunkt. Umgesetzt wurde „Urban Tomography“ in Kooperation mit dem Institut für Kunst im öffentlichen Raum. Mit Fragen um den öffentlichen Raum setzt sich der 1982 in Graz geborene Architekturstudent schon seit 2006 auseinander, als er das ForschungsLabor öffentlicher rAUM/Linz – FLAUM gründete. Das Prinzip des Stadtschnittes verfolgte er auch schon mit „ISTANBUL on LINE“, einem Spaziergang und einer Videoinstallation im Jahr 2007 auf gerader Linie durch Istanbul. Jeschaunigs zugrunde liegende Idee lässt sich auf ein Konzept zurückführen, während dessen Ausführung Dieter Spath und Bernd Vlay (Steirischer Herbst 1995) als CITY JOKERs kletternd und laufend die Stadt in gerader Linie durchquerten.
Das Entnehmen „audiovisueller Stichproben“ bezeichnet Jeschaunig als mediales Instrument, mit dem ausschnittsweise ein „simultanes Abbild“ der Stadt entsteht, wie aus realer Sicht nicht wahrgenommen werden kann. Die zunächst willkürlich erscheinende Linienführung von Ost nach West erweist sich allerdings als hoch aktuell, führt sie doch durch „Entwicklungsgebiete“ wie den Grazer Hauptbahnhof, die Annenstraße oder das Reininghaus-Areal.

Die verdichtete Stadt als „Urban Tomography“ ist bis zum 27. August im Künstlerhaus Graz zu sehen.

Verfasser/in:
Wenzel Mracek, Empfehlung
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