13/06/2014

Der zweistufige geladene Wettbewerb nach dem Grazer Modell – Alt‐Reininghaus Goes Smart – wurde von Thomas Pucher vor Josef Hohensinn gewonnen.

Wettbewerbsaufgabe:
Vorentwürfe für die Quartiere Q1 und Q4a Süd

Auslober
:
Erber Unternehmensgruppe

Weitere Teilnehmer:
_ ARGE Mayer Rohsmann
_ ARGE Reitter - Kleboth
_ Arch. DI. Gerhard Kreutzer
_ Arch. DI Gerhard Pfeifer
_ Baumschlager Eberle Lochau
_ Hentrich‐Petschnigg Partner
_ Ernst Giselbrecht + Partner
_ Futurafrosch GmbH Zürich (nicht abgegeben)
_ Arch. DI Wolfgang Speer, Trofaiach (nicht abgegeben)

13/06/2014

Projekt _ Atelier Thomas Pucher ZT-GmbH (Platz 1)

©: Kampus

Projekt _ Hohensinn Architektur (Platz 2)

©: Kampus

Projekt _ ARGE Reitter - Kleboth

©: Kampus

Projekt _ Baumschlager Eberle Lochau ZT-GmbH

©: Kampus

Projekt _ Arch. DI Gerhard Pfeifer

©: Kampus

Projekt _ Arch. DI Gerhard Kreutzer

©: Kampus

Projekt _ HPP Hentrich‐Petschnigg & Partner GmbH + Co. KG

©: Kampus

Projekt _ ARGE Mayer Rohsmann

©: Kampus

Projekt _ Ernst Giselbrecht + Partner ZT-GmbH

©: Kampus

Der zweistufige geladene Realisierungswettbewerb Alt Reininghaus Goes Smart für die Quartiere Q1 und Q4a Süd wurde zwischen 18.10.2013 und 27.03.2014 durchgeführt. Die Jury unter dem Vorsitz von Architekt Rüdiger Lainer wählte in der ersten Jurysitzung am 11.02.2014 von den neun eingereichten (2 sind nicht abgegeben worden) vier Projekte für die Weiterbearbeitung in der 2. Stufe mit folgenden Empfehlungen aus:
_ Auf die Topographie im Bereich der Kreuzung ist einzugehen. Diese Lösungen sind darzustellen. Eine Höhendifferenz zwischen dem Straßenniveau und dem Erdgeschossniveau der angrenzenden Gebäude ist unerwünscht. Die Lösung ist auch in Ansicht und/oder Schnitt darzustellen.
_ Die Baumgruppe im Bereich des Brunnens muss unbedingt erhalten bleiben.
_ Die Tiefgarage ist so zu positionieren, dass der erhaltenswerte Baumbestand bestehen bleibt.
_ Es soll eine Sammelgarage ausgebildet werden. Im Sinne der Belebung des öffentlichen Raums und der Chancengleichheit für den Öffentlichen Verkehr soll es grundsätzlich keinen direkten Zugang von der Tiefgarage in die Wohnung/ zum Arbeitsplatz geben. Die Tiefgarage soll auf einen Bereich konzentriert vorgesehen werden und sich nicht über das gesamte Gebiet verteilen (Ausnahme Quartier 4a Nord).
_ Eine mögliche phasenweise Entwicklung des Gebietes ist auszuarbeiten und skizzenhaft darzustellen, d.h. welche Starternutzungen sind wo möglich, wie entwickelt sich der Freiraum, übergeordnetes Freiraumraumkonzept.
_ Die Nutzungsverteilung Gewerbe, Handel, Dienstleistung ist stärker zu differenzieren. Hier sind Typologien zu überprüfen. Für die Erdgeschosszone sind Nutzungsvarianten darzustellen.
_ Flächen für gewerbliche Nutzung sind hinsichtlich der Umsetzbarkeit in größere, zusammenhängende Bereiche zu überprüfen. Wesentlich ist die Variabilität dieser Bereiche, die sowohl zu größeren Einheiten zusammengefasst, wie auch in kleinere geteilt werden können.
_ Der Anteil an kommerziellen Flächen sollte in den Bereichen konzentriert werden, in denen eine ausreichende Frequenz erwartet werden kann. Es geht darum, dass für das Funktionieren dieser Flächen eine „kritische Masse“ an Nutzenden, wie auch an Anbietern notwendig sein wird.
_ Wohnungen sollen an geeigneten Bereichen auch in der Erdgeschosszone angeboten werden. Es sind für die Freiräume Übergangsbereiche zu zonieren, die als eine Art „Schwellenbereich“ zwischen den hochfrequentierten öffentlichen Bereichen und den introvertierteren öffentlichen und halböffentlichen, sowie den privaten Bereichen wirken.
_ Bei höheren Gebäuden sind die entsprechenden OIB‐Richtlinien zu beachten. Die dadurch bedingte Dimension der Erschließungsbereiche hat Auswirkungen auf die Flächeneffizienz. Zu kleine Geschoßflächen haben ein ungünstiges Verhältnis von BGF mit Erschließungsfläche zur Nutzfläche und sind ökonomisch nicht umsetzbar.
_ Für die Wohnbauten sind die direkt wohnungsbezogenen Freiflächen darzustellen und deren mögliche Nutzungspotentiale, Dimension, Begrünung etc. zu präzisieren.
_ Seitens der PlanerInnen sind die erforderlichen oberirdischen Stellplätze speziell in Hinblick auf Anlieferung, Car‐Sharing, barrierefreie Stellplätze und Besucherstellplätze innerhalb der Quartiere inkl. deren Zufahrten darzustellen. Eine Zufahrt zu Oberflächenstellplätzen über die ÖV‐Trasse ist nicht möglich.
_ Die erforderlichen Flächen für Fahrradabstellbereiche sind darzustellen. Ausführung entsprechend den Auslobungsunterlagen.
_ Es werden Pläne für den Straßenausbau Reininghausstraße / Alte Poststraße (inkl. Straßenquerschnitt) und die Zufahrt zu Q4a Nord übermittelt. Die Planung ist in den Entwurf zu integrieren.
_ Für den Bereich des Quartiers 1 entlang der Landesstraße Alte Poststraße werden, nach erneuter Stellungnahme der Landesstraßenverwaltung, zusätzliche Zufahrten für Oberflächenparkplätze abgelehnt. Aus Sicht der Landesstraßenverwaltung wäre die Anlage von Oberflächenparkplätzen in diesem Bereich jedoch an einer westlich der Alte Poststraße bzw. westlich der geplanten Allee gelegenen Begleitfahrbahn/Nebenfahrbahn grundsätzlich denkbar. 
Dies unter der Voraussetzung, dass Ein‐ und Ausbindung der Nebenfahrbahn nur 
richtungsgebunden erfolgt.
_ Die Nebenfahrbahn parallel zur Alten Poststraße müsste auf Eigengrund angeboten werden.
_ Für die Gestaltung der Erdgeschoß‐ und Sockelzone zur Alten Poststraße sind konkrete Vorschläge auszuarbeiten. Das Quartier muss sich auch nach außen attraktiv abbilden.

Wettbewerbsergebnis
In der zweiten Jurysitzung wurden am 08.04.2014 von den vier verbliebenen Projekten zwei Preise ausgewählt:

Platz 1 (0 Gegenstimmen, 2 Stimmenthaltungen): Atelier Thomas Pucher ZT-GmbH
Platz 2 (0 Gegenstimmen): Hohensinn Architektur

Ad Siegerprojekt
_ Weiterbearbeitung des Projekts im Rahmen von 2 Workshops in Kooperation mit der Stadt Graz, den Juryvorsitzenden, der Ingenieurkammer und den Grundstückseigentümern.
_ Die Jury empfiehlt dieses Projekt, das in den beiden Workshops weiterentwickelt und präzisiert wird, für die städtebauliche und architektonische Umsetzung.

Die Mitglieder des Preisgerichts empfehlen, weitere WettbewerbsteilnehmerInnen in die Realisierung mit einzubeziehen.

Empfehlungen für das Siegerprojekt
_ Die Freiraumplanung stellt das Rückgrat des Projektes dar. Eine Präzisierung und Weiterentwicklung der grundlegenden Haltung ist vorzunehmen. Ein intelligentes Freiraumkonzept ist erforderlich.
_ Eine Differenzierung der Schwellen der öffentlichen und halböffentlichen Bereiche ist auszuarbeiten.
_ Die Baukörperkonzeption und Flächenverteilung auf die Quartiere ist zu überprüfen. Im Speziellen sind die Hochpunkte im Süden und Nordosten des Quartiers 1 sowie der Umgang mit dem
_ Die Feinpositionierung der Baukörper im Zusammenhang des Schattenwurfs ist zu überprüfen.
_ Modulationen der Gebäudekonfigurationen entsprechend der Nutzung müssen vorgenommen werden. Diese ist an die Nutzungen anzupassen.
_ Für das Quartier 4a Nord sind die Flächen und Tiefgaragenplätze zu optimieren.
_ Der schmale Gewerbestreifen entlang der Alten Poststraße wird problematisch gesehen. 
Dieser ist im Sinne der Funktionalität und Realisierbarkeit zu überarbeiten.
_ Die Sockelzone ist bezüglich der Nutzungsverteilung und Dimensionierung der Flächen 
zu überprüfen. Ausbauszenarien sind bis zur 40% Nicht‐Wohnnutzung auszuarbeiten.
_ Eine Aussage zur Etappierung des Bauvorhabens ist gefordert. Es ist zu präzisieren, wie der 1.‐ und 2. Bauabschnitt aussieht und bereits eigenständige Adressqualitäten erhalten kann. Wesentlich ist, dass ein Abschnitt nicht als Torso wirkt, sondern auch jeder Teil für sich allein bestehen kann. Der Nachweis einer phasenweisen Entwicklung 
der Quartiere ist zu erbringen.
_ Zu klären ist, wie der Entwurf im Kontext des Rahmenplans funktioniert. Zudem sollte aufgezeigt werden, wie die dargestellte städtebauliche Struktur in Richtung Süden fortgesetzt werden kann, um als identitätsstiftendes Rückgrat des gesamten Gebietes wirksam zu werden (jedoch nicht Gegenstand dieses Wettbewerbes).
_ Smart City-Themen sind bei den Workshops zu vertiefen und zu konkretisieren.
_ Die dargestellte Nebenfahrbahn befindet sich zum Teil auf öffentlichem Gut. Die Lage ist zu überarbeiten. Es wird hinterfragt, ob bei einer veränderten Situierung der Gewerbeflächen nicht auf eine Nebenfahrbahn verzichtet werden kann. Das Gesamtprojekt ist bezüglich der oberirdischen PKW‐Stellplätze und Fahrradabstellplätze 
sowie den Tiefgaragen Zu‐ und Ausgängen zu präzisieren.
_ Die Tiefgarage reagiert wenig auf die darüber liegende Bebauung. Eine Überarbeitung 
und Anpassung an die Gebäudekonzeption ist vorzunehmen.

Theresa

Die Zeiten sind vorbei, in denen man nur in Gründerblockbauten denkt, Freibereiche streng nach einer Ordnung aufteilt und keinen Spielraum für MEHR zulässt.
Es ist ein gewagter und notwendiger Schritt für Graz sich auf etwas Neues einzulassen. Es geht um mehr Lebensqualität und neuen Stadtraum und dass hat das Projekt von Pucher bewiesen. Ich freue mich, dass Graz nicht in allem in das Kleinbürgerliche versumpft und sich auch etwas traut. Graz ist und wird immer mehr zu einer Großstadt und man sollte auch in Reininghaus daran denken. Die Qualitäten der neuen Stadträume in diesem Projekt sind für mich beeindruckend und ich hoffe es wird noch mehr "neues Denken" in Graz geben.

Di. 08/07/2014 9:11 Permalink
Günther

Antwort auf von Theresa

Bitte um Erläuterung was denn an gründerzeitlichen Viertel so schlecht ist und was ist das "MEHR" dem Pucher`s Projekt so viel Speilraum bietet? Ich denke das "Neue" sollte sich in unserem Köpfen abspielen und nicht auf städtebauliche Strukturen abgewälzt werden. Aber wenn man die politische Landschaft und so manche Gesellschaftsteile in Graz beobachtet, würde ich eher von tiefster Provinz, als vom Grossstädtischen sprechen..

Mi. 09/07/2014 7:30 Permalink
Swoboda

seit Jahrzehnten unverändert: schlechte Schrumpfschlösser für Entscheidungsträger und schlechte Wohnungen fürs Konsumvieh; dabei hätten Rainer und Atelier 5 vor Jahrzehnten und zB BIG the mountain neuerdings gute Vorlagen geliefert!?

Fr. 04/07/2014 3:47 Permalink

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