09/11/2014

Der Artikel von Gottfried Pirhofer ist am 10.10.2014 in der Tageszeitung Die Presse erschienen.

09/11/2014

Die neue Mariahilfer Straße: so weit derzeit absehbar, ein vergleichsweise gelungenes Stück Fußgängerzone. Doch die grundsätzliche Frage bleibt: Wozu überhaupt Fußgängerzone? Erste Wahrnehmungsübungen zwischen Mariahilf und Neubau.

Schwellenlos und störungsfrei benutzbar zeigt sich der neue Stadtraum. Die Gehsteigkanten, die ein Stolperstein und im Probelauf vor zwei Jahren je nach Empfinden ein Relikt oder eine Reminiszenz der Straße waren, sind beseitigt. Ich erinnere mich noch gut: Ein Stück der Straße, die vorher eine berühmte, lang gezogene Stadtstraße war, in der Fußgänger, Radfahrer, Autoinsassen, dicht und langsam sich schoben oder „flanierten“, war abgesperrt, stillgelegt, still und breit wie eine Gasse im Cottage, aber in größerem Format. Es war, je nach Stimmung ein Störfall, eine Besetzung, ein Fest, ein Abschied von der Stadt. Auf dem Asphalt lagen junge Leute auf Decken und zelebrierten mit Thermoskannen, Papptellern und Plastikbesteck die Befreiung von den Zwängen der Straße. Musik aus Boxen ersetzte das Stadtgeräusch. Nach Erregungen, Kontroversen, Polemiken, zugeschnittenem Abstimmungsverfahren wurde das Projekt real, wie es immer ein Wunder ist, wenn nach endlosen Debatten die Bauarbeiter mit ihren schweren Geräten aufmarschieren: ein überdurchschnittlich gelungenes Stück FUZO, dem ersten Augenschein nach weniger die Stadtraumästhetik ruinierend als anderswo.
Das transformierte Stück Straße, die immer schon eine der breitesten war, ist in der Wahrnehmung noch einmal breiter geworden. Nicht nur wegen des Ausschlusses der Autofahrer und des Busses, der Abschaffung des Fahrradstreifens und der Gehsteigkante, sondern auch wegen des Bodenbelags, der im Verhältnis zur großen Fläche kleinteilig gemustert ist.
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