Die Aktionszeichnungen von Günter Brus
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Graz

Günter Brus, 'Aktionsskizze', 1966, Privatsammlung

©: UMJ / N. Lackner

Am 27. September 2018 wird Günter Brus 80 Jahre alt und anlässlich dieses Jubiläums zeigt das BRUSEUM in der Ausstellung Wie mit dem Skalpell seine Aktionszeichnungen. Die Schau versammelt erstmals ausschließlich diese raren und fragilen Blätter, die unter anderem als Vorbereitungen für seine Aktionen dienten. In nur wenigen Jahren entstanden parallel zu seinen legendären Aktionen rund 300 Zeichnungen mit einem originären und unverkennbaren Strich. Als Produkte der 1960er-Jahre, in denen Gesellschaften weltweit im Umbruch waren, haben sie mit ihrer Intensität und existenziellen sowie politischen Kraft auch nach 50 Jahren nichts an Aktualität und Wirkmächtigkeit verloren.
In den Zeichnungen, die Brus’ Aktionen vorbereiteten, begleiteten und erweiterten, zeigt er sich selbst als brutal gefoltertes und verstümmeltes Individuum. Es sind ausgemergelte Körper, die aufgeschlitzt wurden, durchbohrt sind und denen Gliedmaßen abgetrennt wurden. „jede norm wird gebrochen, jedes maß verletzt, jede ziellosigkeit gebilligt“ (Peter Weibel). Die Körperanalysen, wie er seine späten Aktionen nennt, finden ihre zeichnerische Umsetzung in der vielfachen Penetration und Vivisektion seines Leibes, in einer so scharfen wie schonungslosen Linienführung, die an den Schnitt einer Rasierklinge denken lässt. Brus trennt mit seinem Stift wie mit einem Skalpell den Körper auf und seziert seine Schichten. Die Aktionszeichnungen zeigen die potenziell uneingeschränkte Grausamkeit, die auf einen Menschen einwirken kann. Es sind Offenlegungen, nicht nur von Adern, Sehnen und Nerven, sondern auch von Ängsten und Zweifeln, von Wut und Verzweiflung, drastische Einblicke in die Fragilität des Lebens und das Ausgeliefertsein unter eine Macht des Todes.

Eröffnung: 27.09.2018, 19 Uhr

Veranstaltungsort
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
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