Erhalten, Reparieren, Anpassen
FJK3, Wien

Umspannwerk Wilhelmsruh, Berlin – © Heike Oevermann

Die spätestens seit den 1980er Jahren virulente Endlichkeit der Ressourcen im Bauen wurde in den Boomjahren nach der Finanzkrise 2008 in weiten Teilen der Bauproduktion ausgeblendet. Sichtbar wurde dies u.a. in zentralen Bestandslagen mitteleuropäischer Städte, wo der leichtfertige Abbruch von Bestandsbauten aus dem 19. und 20. Jahrhundert gegenüber intelligenten Adaptionsstrategien gängige Praxis war.

Eine fundamentale Wende in der Haltung zum und im Umgang mit dem alltäglichen Bestand scheint dringend erforderlich, wenn die Planungs-, Bau- und Immobilienwirtschaft ihren notwendigen Anteil an der ökologischen Transformation der Industriegesellschaft beitragen will. Die Entwicklung deutet darauf hin, dass sich die Architektur zunehmend mit der Instandhaltung, Reparatur und Anpassung der bestehenden Bausubstanz beschäftigen muss, anstatt neu zu bauen. Die Grundlagen der praktischen Denkmalpflege und die Kenntnis aktueller denkmaltheoretischer Positionen könnten für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Bestand eine wichtige Basis bilden, gerade wenn sich die Erhaltungswürdigkeit eines Gebäudes nicht mehr allein aus seinem bauhistorischen Wert ableitet.

Welchen Beitrag kann die Denkmalpflege im Kontext des „stop building now“ leisten?

Kann eine stärkere Vernetzung zwischen Planung und Denkmalpflege Auswege aufzeigen? Können Strategien der Denkmalpflege über den Rahmen des schützenswerten Baubestandes hinaus Beiträge zum Diskurs im Umgang mit dem alltäglichen Bestand anbieten?

Format: je ca. 20 min Kurzvortrag mit anschließendem Gespräch am Podium und mit dem Publikum.

Mit Andreas Hild, Heike Oevermann und Wolfgang Salcher
Moderation: Ulrich Huhs, Gabriele Kaiser / ÖGFA

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Gäste:

Andreas Hild, geboren 1961 in Hamburg, studierte Architektur an der ETH Zürich bei Miroslav Sik (1987) und an der Technischen Universität München, wo er 1989 mit dem Diplom abschloss. 1992 gründete er das Büro Hild und Kaltwasser Architekten. Seit 1998 – nach Tillmann Kaltwassers frühem Tod – leitet der Architekt das nun als Hild und K firmierende Büro gemeinsam mit Dionys Ottl und Matthias Haber (Partner seit 2011). Seit 2013 hat er als ordentlicher Professor den Lehrstuhl „Entwerfen, Umbau und Denkmalpflege“ der Technischen Universität München inne. Andreas Hild hält regelmäßig Vorträge, bisher u.a. in Porto, Nancy, Delft, Boston (Harvard GSD) und ganz Deutschland.

Heike Oevermann studierte Architektur an der TU Braunschweig und der ETSA Sevilla, sowie World Heritage Studies an der BTU Cottbus. Promotion an der TU Berlin mit einer Arbeit über den Umgang mit dem industriellen Erbe von Zollverein (Synchrone Diskursanalyse). 2016-2021 stv. Direktorin am Georg-Simmel-Zentrum (GSZ) der Humboldt-Universität zu Berlin. Lehre und Forschung u.a. an der Bauhaus-Universität-Weimar, in Rom, Mailand, Göteborg, Bergen und Oslo. Ihr Arbeitsschwerpunkt liegt auf der Denkmalpflege, Weltkulturerbe/Heritage Studies, der jüngeren Stadtbaugeschichte und Architektur, im Besonderen die Baugeschichte und Konversion historischer Textilindustriekomplexe in Europas Städten. 2021-2022 stv. Professorin für Denkmalpflege / Heritage Sciences an der Friedrich-Otto-Universität Bamberg. Seit Januar 2023 Professur in Denkmalpflege und Bauen im Bestand an der TU Wien, Wohnen im Denkmal als ein neuerer Forschungsschwerpunkt. Mitglied des Arbeitskreises Theorie und Lehre der Denkmalpflege e.V., ICOMOS und TICCIH.

Wolfgang H. Salcher, geboren 1972 in Innsbruck, hat in Architekturbüros in Italien, Deutschland und Österreich sowie am IFA [Institut français d'architecture] in Paris gearbeitet, war Mitarbeiter beim Forschungsprojekt Antoni Gaudi in Barcelona und Lehrbeauftragter an der Universität Innsbruck. Seit 2003 ist er im Bundesdenkmalamt im Bereich Baudenkmalpflege für Restaurierungs-, Instandsetzungs- und Umbauvorhaben zuständig, seit 2019 als stellvertretender Landeskonservator in Wien. Er organisierte internationale Symposien zur Nachkriegsarchitektur, publizierte zu verschiedenen Themen wie Nachkriegsmoderne, Schul- und Betonbauten und engagiert sich international in verschiedenen Organisationen, wie zum Beispiel seit 2006 bei Docomomo International. Schwerpunkte sind Conservation Management Plans, Postmoderne sowie Dissonant Heritage.

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Veranstaltungsort:
FJK3, Raum für zeitgenössische Kunst
Franz Josefs Kai 3
1010 Wien

Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
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