Graz

Wolfram Berger

©: Literaturhaus Graz

Wer hier nicht endlich Günter Brus als hinreißenden Autor entdeckt, der behalte sein essigsaures Gemüt, bis er tonlos unter die Erde versinkt.
Wäre dieses Buch Medizin, die Packungsbeilage würde Ihnen sagen, dass es aufgrund seiner antiseptischen und kühlenden Wirkung gegen Insektenstiche, Prellungen und Verstauchungen hilft. Am besten noch in Verbindung mit Weinsäure. Nun, nur weil dieses Buch eben ein Buch ist, ist das noch nicht zu viel versprochen. Freilich geht es hier um ganz andere Blessuren: die offenen Wunden eines langen Lebens, die bei Günter Brus zahlreicher und tiefer sind, weil er sich diesem Leben immer mit unbändiger Lust, mit offener Brust und hellwachem Blick auf das große und das kleine Weltgeschehen ausgesetzt hat. Schonung, das ist seine Sache nicht. Er behandelt seine Verletzungen vielmehr, indem er sich als heiterer, verschmitzter Fabulierer mit anarchistischem Witz, mit Hohn und Spott entschlossen und kopfüber ins Getümmel wirft. Wo er auch hinschaut, in sich, in die Welt, es juckt, es brennt, und Günter Brus kühlt das Mütchen. Der Tod? Auch der schreckt ihn nicht, solange der Weltuntergang das größere Spektakel ist. Und hier ist er das. (zu: Essigsaure Tonerde, Jung&Jung)

Wolfram Berger
Geboren 1945 in Graz, nach Schauspielausbildung an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Graz, Engagement am Grazer Schauspielhaus, danach Bilderbuchkarriere in Zürich, Stuttgart und Bochum, seit 1980 freischaffender Schauspieler, Regisseur, Kabarettist, Sänger, Lautmaler, Wortjongleur und Entertainer. Pendelt fortan freischaffend zwischen Film, Funk, Fernsehen und seinen eigenen musikalisch, satirisch poetischen Theaterträumen, die unter anderem zahlreichen Kleinkunstprogrammen Raum bieten. Seit den 90er Jahren neben seiner aktiven Film- und Fernsehtätigkeit zahlreiche „Großkunst“-Programme wie Dances with Wolfi, Engel im Kopf oder Jazz Me If You Can (mit Texten des im Jahr 2000 verstorbenen Ernst Jandl). Im Fernsehen verkörperte Wolfram Berger außerdem den Schweizer Eurocop und spielte in TV-Serien wie Tatort, Doppelter Einsatz, Der Bulle von Tölz und Julia - Eine ungewöhnliche Frau.
Eines von Bergers Lieblingsmedien ist auch der Rundfunk, wo er in unzähligen Hörspielen (zwei Mal Hörspiel des Jahres mit Wolf-Haas-Krimis), aber auch mit Lyrik und Geschichten zu hören war und ist.

Günterr Brus
Geboren 1938 in Ardning (Steiermark), lebt in Graz. Maler, Graphiker und Schriftsteller. Von 1953 - 57 in der Gewerbeschule in Graz, von 1957 - 60 an der Akademie für angewandte Kunst Wien (vorzeitiger Austritt). 1964 begründet er mit Muehl, Nitsch und Schwarzkogler den "Wiener Aktionismus". 1970 wegen „Herabwürdigung der österreichischen Staatssymbole“ zu sechs Monaten verschärften Arrests verurteilt, lebte er längere Zeit in Westberlin im Exil, um der Haftstrafe zu entgehen. Zahlreiche Ausstellungen u.a. auf der Dokumenta, in der Tate Gallery, im Centre Pompidou und im Louvre, auf der Biennale in Venedig, in Wien, Salzburg, Amsterdam, Berlin, Palm Beach und an vielen anderen Orten. Großer Österreichischer Staatspreis 1997.
Veröffentlichungen u.a.:
Amor und Amok (1987/2007); Die Geheimnisträger (1984/2007); Die gute alte Zeit (2001); Das gute alte Wien (2007); Das gute alte West-Berlin (2010); Ausflüge auf die Bühne (2013); Essigsaure Tonerde (2013).

REIHE PREMIERE im Literaturhaus Graz

Wolfram Berger liest Günter Brus: Essigsaure Tonerde. Zartbittere Humoresken (Jung & Jung 2013).
In Anwesenheit des Autors.

In Kooperation mit BRUSEUM der Neuen Galerie Graz am Universalmuseum Joanneum

Veranstaltungsort
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
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