Graz

Ausstellungsansicht

©: UMJ / N. Lackner

Künstlerinnen-Gespräch + Katalogpräsentation

Die neue Ausstellung Bittersüße Transformation widmet sich dem Körper als Ursprung alles Erfahrbaren. Ausgehend von Alina Szapocznikows Arbeiten, die seit einigen Jahren von der Kunstwelt wiederentdeckt werden, entsteht zwischen den Werken der zwei jüngeren Künstlerinnen Kateřina Vincourová und Camille Henrot ein skulpturales Gespräch, in dem ein Spiel der Gegensätze deutlich wird. Zwischen Anziehung und Abstoßung, zwischen den Geschlechtern, zwischen der schaffenden Hand der Künstlerin und den Produktionsprozessen, aber auch zwischen Eros und Thanatos (also zwischen Liebe und Tod) eröffnet sich das Spannungsfeld der Urtriebe Lust und Sehnsucht. Der Prozess der Transformation wird dabei zur erotischen Quelle des Schaffens und Sehens, in dem der Tod nicht nur ständiger Begleiter ist, sondern in einer gewagten Verschmelzung zum bittersüßen Kulminationspunkt allen Lebens wird. Kateřina Vincourová, die zur Eröffnung nach Graz kam, freut sich, im Kunsthaus auszustellen, und meinte: „Obwohl ich die Werke der anderen beiden Künstlerinnen vorher nicht im Detail kannte, fielen mir bald Parallelen zwischen unseren Arbeiten auf.“
 
Die Künstlerinnen
Die Polin Alina Szapocznikow (1926–1973), deren Werk in den Jahren nach ihrem Tod von der Kunstgeschichte geradezu verschwiegen wurde, gilt heute als eine der bedeutendsten Bildhauerinnen der Nachkriegszeit. Die ausgesprochen weibliche Stimme der Holocaust-Überlebenden manifestiert sich in einer ungeheuer kraftvollen Auseinandersetzung zwischen dem Bild einer surrealen Sinnlichkeit und der existenziellen Vergänglichkeit des Materials. Die Französin Camille Henrot (* 1978) ist seit der Verleihung des Silbernen Löwen im Rahmen der Biennale von Venedig 2013 einem breiten Publikum bekannt. Sie versetzt Zuseherinnen und Zuseher in ihren filmischen und grafischen Arbeiten in einen Taumel der Dinge, der sich im Spannungsfeld spiritueller und wissenschaftlicher oder mythischer und historischer Erzählungen befindet, und widmet sich den von der Neugier und vom (Bild-)Konsum getriebenen Menschen unseres digitalen Zeitalters. In den plastischen Werken der Tschechin Kateřina Vincourová (* 1968) entsteht eine Intimität zwischen Körpern und Dingen, deren Bedeutung sich in einer forschenden Auseinandersetzung mit der Welt der Ware offenbart. Ihre installativen Arbeiten thematisieren das eingeschriebene, vererbte und versteckte Wissen von Produkten und Dingen, denen in unserer Kultur Passivität und Objektivität zugeschrieben werden, die sie aber als Mitakteure entlarvt.
 
Katalog
Der Katalog zur Ausstellung wird am 28. Juni 2016 um 18 Uhr im Rahmen eines Künstlerinnen-Gesprächs im Kunsthaus Graz präsentiert. Kuratorin Katrin Bucher Trantow diskutiert an diesem Abend mit der Katalogautorin Martina Pachmanová und der Künstlerin Kateřina Vincourová über den Körper als Ursprung alles Erfahrbaren.

Laufzeit bis 28.08.2016

Veranstaltungsort
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
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