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Innsbruck

Ankunft der Passerelle Simone de Beauvoir in Paris

Architektur: Dietmar Feichtinger Architectes©: Marc Verhille

Passerelle Simone de Beauvoir, Paris

©: David Boureau

Eröffnung: Die, 2. Juli 2013
Einführende Worte: Arno Ritter, aut
Kurzvortrag: Dietmar Feichtinger

Die Passerelle Simone de Beauvoir – die aktuellste Brücke von Paris, die über der Seine ein komplexes Raumgefüge und Wegenetz aufspannt –, die Dreiländerbrücke zwischen Weil am Rhein und Huningue – eine 230 Meter weite, stützenlose Rad- und Fußgängerbrücke, die zwei Staaten wie Gemeinden verbindet – oder der gerade im Bau befindliche, fast zwei Kilometer lange Steg über das Wattmeer zum Weltkulturerbe Mont-Saint-Michel: Vor allem mit diesen drei Projekten wurde der österreichische Architekt Dietmar Feichtinger international bekannt. Mit seinem 1994 in Paris gegründeten Büro realisierte er jedoch keineswegs ausschließlich Brücken, sondern auch Schulen, Universitäten, Bürogebäude, Wohnbauten und vor kurzem ein Krankenhaus.

Unabhängig davon, ob es sich um Hochbauten oder Brücken handelt, Dietmar Feichtingers Entwurfsansatz ist grundsätzlich immer der gleiche, denn er entwickelt seine Projekte vor allem aus einer konstruktiven wie räumlichen Logik heraus. Zugleich versucht er mit jedem Entwurf eine spezifische Antwort auf die Aufgabenstellung wie den Ort zu geben, sei es im städtischen Kontext oder in der Landschaft. Das führt dazu, dass seine Projekte formal sehr unterschiedlich sind. So kann ein expressiver Bau entstehen, wie etwa das Bürogebäude der VOEST in Linz, das sich zeichenhaft auf das industrielle Umfeld bezieht, oder ein eher „stilles“ Bauwerk, wie der Steg zum Mont-Saint-Michel, der konstruktiv so reduziert ist, dass er mit der Landschaft zu verschmelzen scheint. Offen und unideologisch reagiert Dietmar Feichtinger auf den jeweiligen Kontext und entwickelt Bauwerke, die den BenutzerInnen Orte der Begegnung und der Kommunikation anbieten. Ausgehend von der Frage „Was ist eigentlich wichtig?“ versucht er mit angemessenen Mitteln architektonische Lösungen zu entwerfen, die im Grunde „soziale Konstruktionen“ für den Lebensalltag sind.

Die Ausstellung:
wege und orte – orte und wege

Einen Einblick in Dietmar Feichtingers Schaffen und in sein konstruktives Denken bieten den Sommer über zwei parallel laufende Ausstellungen. Im aut werden unter dem Titel Wege und Orte insgesamt 15 Brückenprojekte aus Frankreich, Deutschland, Belgien und den Niederlanden vorgestellt, welche die große Bandbreite an individuellen Lösungen vermitteln, die aus dem spezifischen Entwurfsansatz von Dietmar Feichtinger resultieren. Im HDA in Graz widmet sich die Ausstellung Orte und Wege sieben realisierten Bauten für Bildungseinrichtungen in Frankreich und Österreich.

Anhand von Modellen, Filmen, Fotografien und ausgewähltem Planmaterial wird in beiden Ausstellungen sowohl die enge Verbindung zwischen Konstruktion und Entwurf thematisiert, als auch der spezifische Umgang von Dietmar Feichtinger mit der Landschaft oder dem städtischen Kontext vermittelt. Ein an beiden Orten gezeigtes Interview mit dem Architekten gibt einen tiefen Einblick in die Arbeitsweise von Dietmar Feichtinger und schlägt eine Brücke zwischen den zwei Ausstellungsorten.

in der ausstellung gezeigte bauten und projekte
- Passerelle Simone de Beauvoir, Paris, 1998 – 2006
- Dreilanderbrücke über den Rhein, Weil am Rhein – Huningue, 2001 – 07
- La Jeté – Brückenbauwerk zum Mont-Saint-Michel, Normandie, 2002 – 14
- Passerelle Valmy, Paris – La Défense, 2003 – 08
- Museumsbrücke, Hamburg, 2004 – 07
- Fußgänger- und Fahrradbrücke über den „Petit bras de la Seine“, Sèvres – Île Seguin, Boulogne-Billancourt (Wettbewerb)
- Fußgänger- und Fahrradbrücke über die Rhône, Lyon, 2006 – 14
- Fußgänger- und Fahrradbrücken Braque, Chagall, Miro, Straßburg, 2006 – 08
- Fußgänger- und Fahrradbrücken Zennegat, Willebroek (Belgien), 2006 – 12
- Drei bewegliche Fußgänger- und Fahrradbrücken im alten Hafenbecken, Gent, 2008 – 12
- Butterfly-Bridge und Brücke über den Proviantmagasingraven, Kopenhagen, 2009 – 14
- Fußgänger- und Fahrradbrücken über die Seine, Mantes-la-Jolie – Limay (in Bau)
- Fußgänger- und Fahrradbrücke über das „Bassin du Commerce“, Cherbourg (in Planung)
- Fußgänger- und Fahrradbrücke über die Gleisanlage des Gare Saint-Lazare, Paris (Wettbewerb)
- Kruunusillat (Crown Bridges), Helsinki, Finnland (Wettbewerb)
- Sprung über die Elbe – Eine Seilbahn für die Stadt Hamburg (Studie)

dietmar feichtinger
geb. 1961 in Bruck an der Mur; 1981 – 88 Architekturstudium an der Technischen Universität Graz; 1984 – 88 Mitarbeit in den Architekturbüros von Eilfried Huth, Volker Giencke und Klaus Kada; 1989 – 93 Architekt und Projektleiter im Büro Philippe Chaix & Jean-Paul Morel; 1993 Gründung des Büros Feichtinger Architectes Paris; 1995 Gastprofessor am Institut für Hochbau der Universität Innsbruck; seit 1999 Maître assistant an der École d’Architecture de la Villette UP 6 in Paris; 1999 – 2000 Gastprofessor an der RWTH Aachen; 2002 Gründung des Büros Feichtinger Architectes Wien; 2006 – 2010 Mitglied des Gestaltungsbeirats der Stadt Salzburg; Zahlreiche Auszeichnungen u. a. 2006 Equerre d’Argent, Spezialpreis für die Fußgängerbrücke Passerelle Simone de Beauvoir, Paris; 2008 Deutscher Brückenbaupreis für die Dreiländerbrücke, Weil am Rhein; 2007, 2010 und 2011 ZV-Bauherrenpreis; 2007 und 2011 Nominierungen für den Mies-van-der-Rohe-Preis; 2012 Equerre d’Argent, Spezialpreis für die Schule in Nanterre

Veranstaltungsort
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
GAT+