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Berlin

Werbeplakat für französische Kriegsanleihe, Paris 1918.

©: Deutsches Historisches Museum

Zum Gedenken an den Beginn des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren präsentiert das Deutsche Historische Museum die deutschlandweit einzige Überblicksausstellung, die die europäische und globale Dimension des Kriegsgeschehens verdeutlicht. Mit Exponaten aus Deutschland und einer Vielzahl internationaler Leihgaben entwirft die Ausstellung auf mehr als 1.000 Quadratmetern ein facettenreiches Bild der Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts sowie ihrer Voraussetzungen und Folgen. Anhand von 14 markanten Orten bietet die Ausstellung eine geographisch-chronologische Übersicht des Krieges. Bei den Orten handelt es sich um konkrete Schlachtfelder – etwa Verdun, Tannenberg, Deutsch-Ostafrika oder Gallipoli – aber auch um politisch-kulturelle Zentren wie Petrograd oder Berlin sowie besetzte Städte wie Brüssel. Alle Orte stehen für wichtige Stationen und Situationen des Krieges. Sie verweisen auf übergreifende Entwicklungen: die Modernisierung der Kriegstechnik mit ihren physischen und psychischen Folgen für die Menschen, die weltumspannende Kriegswirtschaft, die globale Ausweitung der Kämpfe sowie die Totalisierung des Krieges an der Heimatfront.

Der Fokus der Ausstellung liegt auf der Eskalation der Gewalt. Die Gewalterfahrung veränderte nicht nur die nachfolgenden Kriege, sondern auch das politische Denken und Handeln im 20. Jahrhundert. Objekte und Medienstationen machen die Gewalteskalation in unterschiedlichen Dimensionen sichtbar. Am Beispiel Verduns werden die Abnutzungsschlachten thematisiert, in denen auf engstem Raum eine ungeheure Menge an Menschen und Material verschlissen wurden. Das belgische Ypern war Schauplatz des ersten Giftgaseinsatzes. Am Beispiel dieses konkreten Ortes werden die Entwicklung von Giftgasen und Giftgranaten beleuchtet sowie die physischen und psychischen Auswirkungen auf die Soldaten und die Zivilbevölkerung geschildert.

Die Gewalt beschränkte sich aber nicht nur auf Schlachten und nicht nur auf die feindliche Zivilbevölkerung. Das Beispiel des österreichisch-ungarischen Galizien zeigt, dass im Krieg einzelne Bevölkerungsgruppen von ihrem eigenen Staat aufgrund ihrer Sprache oder Religion als innere Feinde ausgemacht, deportiert und in Lagern interniert wurden. Die globalen Ausmaße des Krieges werden an verschiedenen Orten in der Ausstellung deutlich: Die Frage, wie sich die weltweiten Handelsströme entlang politischer Bündnisse und neuer Anforderungen der Kriegswirtschaft veränderten, wird in einer Medienstation beantwortet.

Die verheerenden Folgen des europäischen Krieges auf afrikanischem Boden zeigt das Beispiel Deutsch-Ostafrikas. Dass die Einheimischen die Last des europäischen Kriegs auf afrikanischen Boden tragen mussten, schilderte der deutsche Gouverneur Heinrich Schnee eindrucksvoll in seinem Tagebuch. Die Halbinsel Gallipoli steht in der Ausstellung für den Kampf des Vereinigten Britischen Königreichs gegen das Osmanische Reich, in dem auch Soldaten aus den britischen Dominions, etwa Australien und Neuseeland, teilnehmen mussten.

Die Ausstellung präsentiert verschiedene Schicksale von Einzelpersonen sowie deren Sichtweisen auf den Ersten Weltkrieg. Der Reserveoffizier, Postbeamte und expressionistische Schriftsteller August Stramm schilderte in den Briefen an seine Ehefrau die Schrecken der Ostfront. Die Erlebnisse an der Westfront und seinen Aufstieg vom begeisterten Kriegsfreiwilligen zum hoch dekorierten Stoßtruppführer beschrieb Ernst Jünger in seinen Kriegstagebüchern. Zwei dieser Hefte, Grundlage für Jüngers bis heute populäre Darstellungen des Ersten Weltkriegs, werden ebenso gezeigt wie ein von ihm erbeuteter britischer Stahlhelm.
Der Krieg betraf jedoch nicht nur die Soldaten, sondern auch die Zivilbevölkerung. Tagebucheinträge der Malerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz beschreiben die Heimatfront in der deutschen Hauptstadt Berlin, wo der Alltag angesichts der Mobilisierung für die Kriegswirtschaft bei zunehmend schlechterer Versorgungslage von Apathie und Kriegsmüdigkeit bestimmt wurde. Fotos und Briefe erinnern außerdem an das Schicksal belgischer Zivilisten, die von Deutschen aus den besetzten Gebieten zur Zwangsarbeit verschleppt worden waren.

Veranstaltungsort
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
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