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Der richtige Adressat?

Sollte der Adressat dieses offenen Briefes nicht das Land Steiermark sein, das Fördermittel in der Höhe von 1,2 Millionen vergibt, ohne daran Bauqualität sichernde Bedingungen zu knüpfen? Wo, wenn nicht im Bereich des öffentlichen Bauens, hätte das Land Möglichkeiten und (Druck-)Mittel, die vielzitierten Steirischen Leitlinien zur Baukultur aus dem Status von Makulatur (Papier ist geduldig, aber allein auch wirkungslos) überzuführen in eine lebendige, ernstzunehmende Kultur des Handelns. Ein Bewusstsein für gebaute Qualität (und alles, was als Voraussetzung dazu führen kann) kann nur über Aufklärung, die mühsam und zeitaufwändig ist und einen langen Atem braucht, weil Erfolge nicht gleich verwertbar sind, und/oder über sanften Druck entstehen, z.B. über klare Vorgaben für Bedarfszuweisungen. Manchmal muss man Menschen zu ihrem Glück zwingen, sagt man, oder nicht? Einsicht und Stolz auf das Gute, baukulturell Wertvolle, stellt sich spätestens dann ein, wenn es öffentliche Anerkennung dafür gibt.
Die Voraussetzung für ein solches Handeln wäre allerdings, dass im Land ressortübergreifend agiert wird - konkret: dass auch die, die Förderungen im Sportbereich vergeben können, sich an Vorgaben und Richtlinien zur Förderung von Baukultur halten müssen genauso wie jene, die Bedarfszuweisungen für den Kindergartenbau entscheiden können und jene ..... Letztlich sind das alles Steuergelder, die die Verwaltung bestmöglich einzusetzen hat - im Auftrag der Steuerzahler, in unserem. Wir sind so daran gewöhnt, alles zu delegieren, dass wir auch Missstände kritiklos, zumindest ohne selbst tätig zu werden, akzeptieren.
Wenn die Standesvertretung ausschließlich die Gemeinde Ligist als Adressaten wählt für einen offenen Brief und eine Sache, die von einer ganz anderen Stelle aus besser gesteuert oder überhaupt gesteuert werden müsste, dann sollten sich die Architekten und Architektinnen dafür stark machen, dass ihre Berufsvertretung sich an die richtige Adresse wendet. dass sie dort protestiert und sich dafür engagiert, dass das Land in seinem Hoheitsbereich endlich Tatsachen schafft und nicht nur Makulatur, wie zuletzt in einem Enquetebericht, der seine "Fülle" vor allem über maßlos ausgedehnte biografische Daten/Aufzählungen der Beteiligten erhalten hat. Auch darüber hat niemand eine kritische Zeile verfasst - Selbstzufriedenheit beherrscht alles. Sachkritik wird nur als Nestbeschmutzung gesehen, ihr konstruktiver Wert vielleicht nicht erkannt, sicher aber nicht geschätzt. Argumentiert wird immer mit Sachzwängen. Deshalb bewegt sich hier auch kaum etwas. Gäbe es eine Breitenwirkung der nun schon in die Jahre gekommenen Baukulturellen Leitlinien, so müsste weder ein offener Brief an die Gemeinde Ligist noch einer an das Land verfasst werden.

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