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Graz

Friedrich Aduatz, "Moru", 1961 (Detail), Neue Galerie Graz, UMJ

©: Universalmuseum Joanneum

Nach coronabedingter Sperre wieder geöffnet

Steirische Positionen 1945-1967

Schon lange bevor der Begriff „zeitgenössische Kunst“ als Synonym für fortschrittlich, innovativ, provokativ, avantgardistisch, herausfordernd, elitär etc. gegolten hat, waren KünstlerInnen, die zu ihrer Zeit neue Wege in der Kunst beschritten hatten – sei es formal oder thematisch – zum Teil heftiger Kritik ausgesetzt. Sie lösten Kontroversen aus, welche unterschiedliche Ideologien widerspiegelten, wurden von den einen gefeiert, von anderen verdammt. So entscheiden Publikum und Kritiker/innen seit jeher wesentlich über Erfolg und Misserfolg einer Künstlerin oder eines Künstlers.
Zeitgenössische Kunst war durch ihre teils offene und kritische Auseinandersetzung mit aktuellen Problemen immer auch ein sensibles und intelligentes gesellschaftspolitisches Barometer. Was in Zeitenaltern des allgemeinen Aufschwungs unterhält und amüsiert, kann in einem rauen Klima schwindender Toleranz und Aufgeschlossenheit durchaus an Rückhalt verlieren.
Gerade in einer Zeit, in der politische Opinionleader wieder zunehmend radikalere Töne anschlagen, allgemeine Ängste vor dem Verlust von Frieden, Identität und Wohlstand schüren, auf die unendlich komplexen Fragen der Gegenwart mit scheinbar simplen, aber nicht minder gefährlichen Lösungen antworten, welche letztlich zur Aufgabe persönlicher Freiheiten und Freiräume des Einzelnen führen, wird auch die Relevanz der Unterstützung zeitgenössischer Kunst mitsamt ihren Methoden und Inhalten stärker denn je hinterfragt.
 
Die Ausstellung der Neuen Galerie Graz möchte diese Polarität, in der sich „zeitgenössische“ Kunst zu allen Zeiten bewegt hat und der sie sich fortwährend stellen muss, anhand einer Auswahl von Werken aus ihrer Sammlung aus der Zeit nach 1945 bis in die späten 60er-Jahre aufzeigen. So präsentiert die Ausstellung Werke, deren Bedeutung heute in keinem Fall mehr angezweifelt wird, deren „Kunstwürdigkeit“ außer Diskussion steht, die zur Zeit ihrer Entstehung jedoch durchaus kontrovers rezipiert worden sind oder zumindest im Rahmen von durchaus kritischen Kunstdiskursen der jeweiligen Zeit markante Übergänge im Kunstgeschmack markierten. Sie regt dazu an, sowohl die Kunst als auch ihre KritikerInnen „kritisch“ zu betrachten und damit auch die Intentionen von Künstlern, Kritikern und Kritik generell zu verschiedenen Zeiten zu reflektieren.

Kuratiert von: Peter Peer

Veranstaltungsort
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
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