30/10/2005
30/10/2005

Die beiden Grazer, der Architekt Manfred Wolff-Plottegg und der Computerwissenschafter Wolfgang Maass erhielten am 29.10.2005 für die Arbeit Neuronaler Architektur Generator beim Internationalen Medienpreis für Wissenschaft und Kunst den Hauptpreis in der Kategorie Installation.

Bei der aus zwei Projektionswänden und einem Rechner bestehenden Arbeit werden Nervenimpulse in grafische Formen verwandelt, die Architekten nutzen können.

Der Internationale Medienkunstpreis für Wissenschaft und Kunst wird vom Südwestrundfunk (SWR) und dem Zentrum für Kunst- und Medientechnologie gemeinsam mit dem Schweizer Fernsehen und dem TV-Sender ARTE veranstaltet. Sponsor ist die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW).

Die Jury setzte sich zusammen aus Prof. Olaf Breidbach (Direktor Ernst-Haeckel-Haus, Universität Jena), Prof. Sigrid Weigel (Zentrum für Literaturforschung, Berlin), Prof. Nadia Magnenat-Thalmann (Direktorin des Computer Animation MiraLab, Genf) und Prof. Thomas Metzinger (Professor für theoretische Philosophie, Universität Mainz).

BESCHREIBUNG > Neuronaler Architektur Generator (Prototyp 1999)
Wolfgang Maass / Manfred Wolff-Plottegg
Programming: Harry Fuchs / Andreas Gruber

"Diese Installation ist eine Versuchsanordnung zur Demonstration eines Prinzips und zum Beweis unserer These zur digitalen Kreativität. Das Prinzip ist die folgende Gleichung: Pulsfolgen (spike trains) in biologischen Organismen = binäre Zeichenreihen (bit strings) = Daten (Koordinaten, Vektoren) interpretierbar als Körper (solids). Diese Gleichung verknüpft drei traditionell als wesensfremd angesehene Wirklichkeitsbereiche: die Welt in unserem Kopf , die Welt der digitalen Datenverarbeitung, die Welt der Generierung neuer Bilder/Räume/Architekturen. Diese drei Wirklichkeitsbereiche werden hier auf dem gemeinsamen Nenner der Informationsverarbeitung miteinander verknüpft. Die Installation demonstriert auf diese Weise, dass die Generierung von Bildern/Räumen/Architekturen nicht mehr als allein vom Menschen abhängig gesehen werden muss. Durch die Computeranwendung wird sozusagen ein Schritt der Emanzipation von althergebrachten Verhaltens-, Evaluations- und Produktionsmustern ermöglicht".
(Beschreibung von Plottegg und Maas)

Aus dem Juryprotokoll
"Das neuronale Netz wird hier genutzt um Impulse für einen Zufallsgenerator zu geben und dann daraus architektonische Formen zu generieren. Die Idee ist einfach. Sie ist ästhetisch gut umgesetzt und sie benutzt, glaube ich, auch eine Metapher, die viel benutzt wird - es wird ständig über Architektur gesprochen: Wissensarchitektur, neuronale Architektur und so weiter - so plausibel, dass man sich drunter etwas vorstellen kann. Das heißt noch nicht, dass die Logik dieser Installation auch das nachbaut, was man wissenschaftlich als korrekt bezeichnen muss. Aber das scheint mir auch nicht nötig zu sein. Ich finde, dass Medienkunst auch spielerisch umgehen kann mit den Techniken, die die Wissenschaft entwickelt hat".
Prof. Dr. Sigrid WeigelKURZBIOGRAFIEN:

Manfred Wolff-Plottegg studierte von 1965-72 Architektur an der Technischen Universität Graz.
Seit 1983 eigenes Büro in Graz.
Von 1986-92 Lehrbeauftragter an der TU Graz bei Günther Domenig, von 1991-93 Lehrbeauftragter an der Hochschule für Gestaltung, Linz und seit seit 2001 Professur und Institutsvorstand Gebäudelehre und Entwerfen / TU Wien.

Wolfgang Maass
1974 Ph.D. und 1978 Habilitation der Mathematik an der Ludwig-Maximilians-Universität, München (D).
Von 1979-84 Forschung am MIT, University of Chicago, und University of California at Berkeley als Heisenberg-Fellow der Deutschen Forschungsgemeinschaft und von 1986-93 Professor der Computer Wissenschaft an der University of Illinois in Chicago (USA).
Seit 1991 Professor der Computerwissenschaft an der Technischen Universität Graz.
Seit 1992 Chef des Instituts für Grundlagen der Informationsverarbeitung an der Technischen Universität Graz.
Von 2002-03 Gastprofessor am Brain-Mind Institut, EPFL, Lausanne (CH).

Verfasser/in:
Redaktion GAT Graz Architektur Täglich
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