15/07/2005
15/07/2005

Palast der Republik am Schlossplatz in Berlin

VOLKSPALAST - Der Berg

VOLKSPALAST - Der Berg

X-Ideen für den Berliner Schlossplatz

Der Palast der Republik wurde 1973-76 an der Stelle des 1950 gesprengten Stadtschlosses errichtet, an jenem historischen Achsenpunkt, der die beiden Straßenzüge von der Siegessäule über das Brandenburger Tor und den Boulevard Unter den Linden mit Schlossplatz und Alexanderplatz verbindet. Bis zur Wiedervereinigung hatte das Parlament der DDR, die Volkskammer, im Palast der Republik ihren Sitz. Seit Herbst 1990 ist das Gebäude wegen Asbestverseuchung geschlossen und soll demnächst abgerissen werden. Die zukünftige Gestaltung des Schlossplatzes steht in den Sternen, denn für einen Neubau fehlen die finanziellen Mittel.

Die Konferenz Fun Palace Berlin 200X (kuratiert von Philipp Misselwitz, Hans-Ulrich Obrist, Philipp Oswalt und Stefan Rethfeld) holte im Oktober 2004 internationale Gäste zu einem Brainstorming nach Berlin. Eine neue Generation internationaler Architekten, Künstler und Urbanisten, darunter auch der Grazer Baukünstler Michael Zinganel, erarbeiteten für das Berliner Schlossareal Ideen und Vorschläge, die in einer von 16. Juli bis 26. August 2005 laufenden Ausstellung im Palast der Republik zu sehen sind.

Michael Zinganel entwickelte gemeinsam mit Michael Hieslmair und Hans H. Albers das Projekt „Playing Lost Nations“. Die drei Künstler regen an, den von den Symbolen der vorhergehenden Macht entkleidete Palast der Republik zum Ausstellungsort für architektonische Modelle staatlicher Repräsentationsbauten unterschiedlicher politischer und geographischer Zuordenbarkeit, die, ebenso wie dieses Bauwerk, ihren eigentlichen Nutzen verloren haben, umzufunktionieren. Die Ausstellung der Modelle solle, als Minigolfpacours inszeniert, in historisch korrekter, chronologischer Reihenfolge, gemäß der Jahreszahlen der politischen Defunktionalisierung der Gebäude geordnet werden. Die Modelle könnten in unterschiedlichen Variationen auf die differierenden Typologien der Minigolf-Beton-Bahnen positioniert und so die Bälle um die Gebäude, über sie, durch sie, oder an ihnen vorbei gespielt werden.
"Während Golf spielen für Kapitalkraft, Repräsentation und Distinktion, für eine elitäre community of interest steht, ist Minigolf eine leistbare, kollektivierende, innerstädtische Variante, deren skurrile Retro-Ästhetik sich gut in den Palast einfügt. Wie beim urban golf, jedoch witterungsgeschützt, können sich urbane Subkulturen so ihren Geschäften widmen – ohne zuvor ihre Platzreife beweisen zu müssen", erläutern die Künstler in ihrer Projektbeschreibung.

Weitere Projekte stammen von Abalos & Herreros, Madrid, An Architektur, Berlin, ANC Arquitectos, Porto mit Christian Gänshirt, Berlin, Tim Edler / Wilfried Hackenbroich / Markus Hirschmüller / Harry Schindele, Berlin, Bureau Alexander Brodsky, Moskau, Eduard Bru arquitectes, Barcelona, Jens Fischer, Leipzig, Grüntuch / Ernst Architekten, Berlin, bernd kniess architekten stadtplaner, Köln, Kühn Malvezzi, Berlin, Joost Meuwissen, Amsterdam, Daniel Milohnic / Lex Rijkers, Frankfurt/M, muf architecture/art, London, Marjetica Potrc mit nova stran, Studio for Architecture, Ljubljana, Raumlabor, Berlin, Fred Rubin, Berlin, Superflex, Kopenhagen, Eric Tschaikner, Linz.

Die Ideensammlung wurde in Kooperation mit dem Martin-Schmitz-Verlag in Buchform veröffentlicht. Das Buch mit dem Titel „Fun Palace 200X, Der Berliner Schlossplatz. Abriss, Neubau oder grüne Wiese?“ enthält eine Auswahl von Beiträgen und Diskussionen der Konferenz, sowie konkrete Entwürfe und Ideen von An Architektur, Dirk Baecker, Alexander Brodsky, Abalos & Herreros, Wolfgang Kaschuba, Rem Koolhaas, Qingyun Ma, muf architecture/art, Cedric Price, Werner Sewing, Superflex, Jean-Philippe Vassal, Mark Wigley und vielen anderen.

AUSSTELLUNG
16. Juli – 26. August 2005
Palast der Republik
Schlossplatz, Berlin
Öffnungszeiten im Juli sonntags zwischen 15:00 und 18:00 Uhr
Öffnungszeiten vom 4. bis 26. August täglich von 11:00 bis 23:00 Uhr.
Kuratoren: Philipp Misselwitz / Philipp Oswalt (Urban Catalyst)
Organisation: Melanie Klofat (mk@urbancatalyst.net)
Kooperationspartner: Volkspalast – Der Berg
Dank and die Akademie der Künste Berlin.

SYMPOSIUM
Anlässlich der Ausstellungseröffnung am 16. Juli 2005 fand im Palast der Republik von 12.30 – 22.00 Uhr ein Symposium zum Thema "Abriss und dann? X-Ideen für den Berliner Schlossplatz" mit Arnold Bartetzky, Regina Bittner, Wilhelm von Boddien, Friedrich Dieckmann, Karl Ganser, Nikolaus Hirsch, Wolfgang Kaschuba, Wolfgang Kil, Bernd Kniess, Jürgen Mayer H., Joost Meuwissen, Bojana Pejic, Goerd Peschken, Michael Rutschky als Referenten statt.
Kuratoren: Philipp Misselwitz / Philipp Oswalt (Urban Catalyst)
Organisation: Melanie Klofat (mk@urbancatalyst.net)
Kooperationspartner: Volkspalast – Der Berg

VOLKSPALAST- Der Berg
Im Rahmen der Ausstellung wird im Palast der Republik ein Berg errichtet, der von 4. bis 26. August erkundet werden kann. Er ist als begehbare Rauminstallation konzipiert und wird mit Performances und Ausstellungen bespielt. Damit ist der Palast am Schlossplatz in Berlin zum letzten Mal vor seinem geplanten Abriss als VOLKSPALAST für die Öffentlichkeit zugänglich.

Verfasser/in:
Redaktion GAT, Graz Architektur Täglich
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
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