27/06/2005
27/06/2005

GAM.02 "Design Science in Architecture", Technische Universität Graz (Hrsg.). Juni 2005. Broschiert EUR 26,--, sFr. 44,50. ISBN 3-211-23767-4 / Springer Verlag

Zum Konzept
45 Beiträge zum Thema „Design Science in Architecture“ legt das Redaktionskomitee der Grazer Architekturfakultät mit GAM 02 vor. Das Architekturmagazin versteht sich als Plattform für den Architekturdiskurs, der über ein ausgeschriebenes Thema belebt und angereichert wird. „Ausschreibungen bieten die Möglichkeit, an weniger bekannte Autoren heranzukommen, die Thematik breiter zu streuen und Publikum auch jenseits der ArchitektInnen und Hochschulen anzusprechen“, betont Roger Riewe als einer der Herausgeber. Der Erfolg bestätigt, dass das Konzept aufgegangen ist: GAM 01 ist vergriffen, und der Verlag hat für die neue Ausgabe die Auflage erhöht. Die Zeitschrift ist auch international mehr oder weniger konkurrenzlos.

„Design Science in der Architektur ist aktuell und eine Forderung der Forschung und der Umsetzung. Es trifft den Lebensnerv, denn in der Architektur geht es immer um mehr als um bestimmte Werte, die man optimieren kann,“ so Riewe, „und es hängt auch damit zusammen, dass Entwurfsmethoden messbar sein müssen und dass sich die Welt zunehmend ökonomisiert. Diese Forderung gab es bereits in den Sechziger Jahren“.
Die Zeitschrift ist ein Mittel, jene Strategien darzustellen, die einen Umgang mit der Komplexität in der Architektur ermöglichen und erleichtern. Es gibt zwar eine starke Präsenz von ArchitektInnen in den Medien, aber oft führt das nur dazu, dass dadurch der Diskurs ausgeklammert wird. Dazu möchte GAM eine Gegenposition sein.

Zum Inhalt:
Nachhaltigkeit hat viele Aspekte. Kaum jemand stellt sich beispielsweise vor, unter welchen Umständen Ikea-Möbel hergestellt werden. In Handarbeit, in Vietnam, in der Fa. RAPEXCO, wo in einer riesigen Halle hunderte Arbeiterinnen die Rattanstühle flechten. Das dokumentieren die Fotos des Hans-Jürgen Burkard, der damit nicht nur die Arbeit darstellt, sondern auch die ominöse „Globalisierung“ fassbarer macht. Einen weiteren Aspekt fügt eine Fotostrecke samt Exposé von Lux Merx und Christian Holl über das Sculpture House des belgischen Architekten Jacques Gillet (in Zusammenarbeit mit dem Künstler Felix Roulin und mit dem Ingenieur René Greisch) aus dem Jahr 1968 hinzu, den Günther Domenig übrigens vor x Jahren auf der TU Graz vorstellte und der schon damals nicht unwidersprochen blieb. Das Haus hat eine multiple Autorenschaft und ist als solches durchaus zeitgemäß, seine Architekturphysiognomie allerdings ist organisch und ein wenig retro. Sehenswert sind die Fotos des Bas Princen, Fotograf und Designer für öffentlichen Raum, die er in Albanien aufgenommen hat, gefolgt von Gernot F.A. Weckherlins Beitrag über die Entwicklung der Systematisierung des Entwurfsprozesses seit den Siebziger Jahren. Die Versuche dazu, die Diagramme und Gliederungen wirken heute anachronistisch und erinnern, um einen Vergleich aus der Sprachwissenschaft anzustellen, an den Versuch, die Komplexität der Sprache durch Noam Chomskys Generative Transformationsgrammatik, deren Bezeichnung allein einem schon Schauer über den Rücken jagt, darzustellen.

GAM.02. Design Science in Architecture
Technische Universität Graz (Hrsg.)
Juni 2005. Broschiert EUR 26,--, sFr. 44,50
ISBN 3-211-23767-4 / Springer Verlag

Übrigens: Der Call for Papers für GAM 03 zur Thematik „Architecture meets life“ wurde bereits eröffnet.KONTAKT
GAM
Graz Architecture Magazine/Grazer Architektur Magazin
Rechbauerstraße 12/I, A-8010 Graz
gam@tugraz.at
http://gam.tugraz.at/

Verfasser/in:
Maria Nievoll, Rezension
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