23/09/2020

Wettbewerbsergebnis
Zentrale Rotes Kreuz Steiermark

Geladener, einstufiger Realisierungswettbewerb unter zehn TeilnehmerInnen zur Errichtung der Zentrale des österreichischen Roten Kreuzes, Landesverband Steiermark, in Graz-Puntigam

Auslober
Österreichisches Rotes Kreuz, Landesverband Steiermark

Das Verfahren nach dem Grazer Modell hat die ARGE H2 und Projekt CC gewonnen.

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23/09/2020

Zentrale Rotes Kreuz Steiermark, Wettbewerbsgewinner: ARGE H2 und Projekt CC. Rendering – Ansicht von der Herrgottwiesgasse zum Haupteingang. Screenshot, Red. GAT, siehe Link > projekt.cc

©: projekt.cc

Modell Platz 1: ARGE H2 und Projekt CC

©: Kampus

Platz 2: Hohensinn Architektur

©: Kampus

Platz 3: Zinterl Architekten

©: Kampus

Nachrücker: Dietger Wissounig Architekten

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Architekten Domenig & Wallner

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Architekt Jan-Christian Heuser

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ARGE Lend2 Architektur

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mfgarchitekten

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Architekt DI Georg Moosbrugger

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Arch. DI Roman Zagrajsek

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Das Rote Kreuz Steiermark beabsichtigt, eine neue Landeszentrale zu errichten, in der alle bisher verstreut liegenden Einrichtungen, von der Ausbildung, der Verwaltung, der Rettung bis zur Blutspende, konzentriert werden sollen. Die Grundstückswahl fiel auf  Graz-Puntigam, Herrgottwiesgasse, wo in den nächsten Jahren ein neues Stadtviertel entsteht. Zur Erlangung entsprechender Entwürfe führte das Rote Kreuz einen geladenen, einstufigen Realisierungswettbewerb unter zehn TeilnehmerInnen nach dem Grazer Modell durch, der am 26. August 2020 entschieden wurde.

Wettbewerbsergebnis
und Jurybeurteilungen

Die Jury – Vorsitz von Architektin Hemma Fasch – legte bei ihren Beurteilungen besonderes Augenmerk auf die städtebauliche Lösung, den Umgang mit der geplanten Hochgarage, die Schaffung einer "Adressbildung" und den ressourcenschonenden Umgang mit dem Grundstück.

  • Platz 1: ARGE H2 und Projekt CC
    "Das Projekt findet überzeugende Antworten auf die gestellte Aufgabe, im heterogenen Umfeld eine neue Heimat für die Landeszentrale Steiermark des „Roten Kreuz“ zu schaffen. Die wohldurchdachte Anordnung und Positionierung der Baukörper lässt Raum für einen, dem Besucher- und Mitarbeiterstrom entsprechenden, großzügigen Vorplatz inmitten eines möglichen Quartiersparks. Dieses Potential im Außenraum ist vor allem dem Konzept des, unter den Baukörpern organisierten, offenen Parkdecks geschuldet. Ein System, das sicher wirtschaftliche Aspekte zu befriedigen weiß. Eine derartige Komposition schafft mehr als nur die Erfüllung des Raumprogramms. Es gibt dem Gebäude einen entsprechenden positiven Auftritt, und vermittelt Transparenz, Offenheit und viel Platz im Innen- wie im Außenraum. Der über dem anschließenden Gelände liegende Vorplatz ist zugleich Verteiler zum Kindergarten und zur San Arena. Folgerichtig führen auch die Zugänge aus dem Parkdeck zum weit überdachten Vorplatz. Der Eingangsbereich ist durch die schlüssige Verwebung einiger öffentlicher Bereiche als großzügige, zweigeschossige Aula ausgebildet, die den großen Flächen entsprechend Luft und Orientierung anbietet, durchaus für Feste dienen könnte und das Gefühl der Zusammengehörigkeit der Nutzerinnen und Nutzer ermöglicht, ein wichtiger Aspekt für Menschen im Dienste an der Gesellschaft. Die Position der Leistelle ist ihrem Stellenwert entsprechend prominent über dem Eingang konzipiert. Das Bauvolumen ist in den zwei bis drei Geschoßen über Eingangsniveau in einem nahezu quadratischen, durch die Auskragung über Eingang schwebend wirkenden Sockel ausgebildet. Die weiteren Bürogeschoße sind durch eingeschnittene Lichthöfe abgesetzt und bis ins 5. Obergeschoß weiter fortgeführt. Damit ist eine effiziente, kompakte und doch differenzierte Konzentration des Bauvolumens gelungen. Die Fassadengliederung mit umlaufenden Balkonen bietet nicht nur den Mitarbeitern enorme Vorteile, sondern wird auch im Betrieb positive Auswirkungen haben. Allerdings wird die Materialität der vorgesetzten Balkonbrüstungen kritisch gesehen. Die Projektant_Innen werden ersucht, dafür alternative Vorschläge inklusive Verschattungen zu erarbeiten. Der Kindergarten ist als eigenständiges Projekt an den Platz und zugleich in den Grünraum gesetzt. Die differenzierte architektonische Ausbildung des Bauvolumens ist gut nachvollziehbar. Als Startpunkt der Transformation der ehemaligen landwirtschaftlichen Flächen in neue Wohn – und Gewerbeflächen kann dieses Projekt durchaus Leitcharakter haben und sollte die weitere Entwicklung positiv beeinflussen.
    Anmerkungen Verkehrsplanung: In den Auslobungsunterlagen wurde eine Fahrradstellplatzanzahl von min. 30 Stk. angegeben. Es ist der Stellplatzschlüssel lt. Stellungnahme der Abteilung für Verkehrsplanung (Ermittlung der Fahrradabstellplatzanzahl anhand der zeitgleich Anwesenden Personen) nachzuweisen. Die Erschließung des vorliegenden Parkdecks erfolgt durch mehrere Sackgassen. Das Wenden von Pkw’s ist hier nur erschwert möglich. Aus Sicht der Abteilung für Verkehrsplanung sollte hier eine Erschließung des Parkdecks ohne Erfordernis von Wendevorgängen angedacht werden.
    Der Fachbeirat ist über die Weiterentwicklung, insbesondere im Bereich der Fassadengestaltung bzw. deren Materialität und den Anmerkungen der Verkehrsplanung, zu informieren (Präsentation innerhalb einer der kommenden Fachbeiratssitzungen). In der Folge soll der Fachbeirat ein 1:1 insitu Modell (mockup) der Fassade als Modell, insbesondere der Brüstungen und Verschattungen, montiert auf dem Rohbau, beurteilen."
  • Platz 2: Hohensinn Architektur
    "Das Projekt besticht in seiner städtebaulichen Gliederung und Gestaltung durch Eigenständigkeit und Ausformulierung der Baukörper mit hohem Wiedererkennungs- und Identifikationswert. Die freie Formgebung der drei Baukörper und ihre Stellung am Grundstück öffnen einen attraktiven fließenden Platz mit eindeutigen Zugangssituationen zu den einzelnen Funktionen. Die Maßstäblichkeit und ihr Bezug zu den Nutzern und der Nachbarschaft sowie die Verbindung und die Integration der Freiflächen und des Grünraumes wird gewürdigt, insbesondere die Zonierung vom öffentlichen, über den halböffentlichen Bereich hin zum hochwertig gestalteten Privatbereich des Kindergartens. Die Garage wird zwar durch die äußere - tlw. begrünte - Gestaltung und Materialität vom Hauptgebäude unterschieden, ist aber in der Höhenentwicklung gleichwertig und erfährt durch das Vorrücken ihrer Bauflucht hin zur Aufschließungsstraße eine unerwünschte Dominanz und deckt vom Osten gesehen die Zentrale ab. Durch eine mögliche zukünftige gewerbliche Hallenbebauung im Süden wäre eine westlichere Orientierung des Kindergartens wünschenswert. In der funktionalen Lösung wird die fließende Gestaltung und Erschließung der Raumgruppen gewürdigt, sowie die Einbeziehung und besonderen Wertigkeit des großen, begrünten Innenhofes für die Nutzer und Besucher, allerdings wird seine Ausformulierung als Kreuzgrundriss als formale Überzeichnung empfunden, die auch zu unnötigen Zwängen und Komplexität in der Grundrissgestaltung führt. Die einseitige Orientierung des Cafés in den Innenhof wird bemängelt. Gewürdigt wird auch die konsequente Durchgestaltung als Holzbau, die nachhaltige Ausrichtung und der ökologische Ansatz."
  • Platz 3: Zinterl Architekten
    "Das inhaltliche Programm wird in drei Gebäuden organisiert, welche - ausgehend von der Zufahrt und dem Außenauftritt im Norden - geschickt auf dem Bauplatz verteilt werden und in ihrer Stellung zueinander, zusammen mit einer angemessen gestaffelten Höhenentwicklung, einen gut geschnittenen, einladenden Vorplatz generieren. Dieser übernimmt die wesentlichen Aufschließungsfunktionen und entwickelt darüber hinaus das Potenzial als attraktives Außenfoyer erlebt zu werden. Diese äußere Übersichtlichkeit und leichte Orientierbarkeit findet ihre Fortsetzung in der organisatorischen Klarheit und Flexibilität bei den internen, funktionalen Zusammenhängen, wodurch die Möglichkeit zur Ausbildung einer zukunftsorientierten Arbeitswelt gegeben ist. Beginnend beim statisch konstruktiven Konzept bis hin zu den sauber durchgebildeten, differenzierten Fassadengestaltungen des zentralen Bürogebäudes im Zusammenspiel mit dem begrünten Parkhaus und dem flach gehaltenen Kindergarten im Süden zeugt das Projekt von der professionellen Kompetenz der PlanerInnen. Im Zusammenhang mit der angestrebten Ensemblebildung wird der Umstand kritisch hinterfragt, dass das Parkhaus in seiner volumetrischen Präsenz und vorgeschobenen Rolle als Mitspieler bei der Platz- und Adressbildung eine, unter Umständen, unangemessene Bedeutung erfährt und insofern andere, behutsam entwickelte atmosphärische Qualitäten konterkarieren könnte. Insgesamt ein wertvoller Beitrag mit durchdachter Landschaftsgestaltung und gut nutzbaren Freibereichen."
  • Nachrücker: Dietger Wissounig Architekten
    "Auf einem durch ein Parkdeck gebildeten Sockel sind vier kubische Baukörper angeordnet, die durch ein fünftes, mittiges Volumen verbunden sind. Die beiden südlichen Baukörper sind zweigeschossig ausgebildet (hier wird eine spätere Erweiterung angeboten) und nehmen u.a. die Mehrzweckräume, den Kindergarten und Büronutzungen auf, die nördlichen weisen drei Geschosse auf, wobei zwischen den Körpern der Hauptzugang liegt. Jeder der vier Baukörper wird durch einen Lichthof strukturiert, zu dem auch Büroräume orientiert sind. Insgesamt wird die Anpassbarkeit an künftige Nutzeranforderungen kontrovers diskutiert. Die Eingangsebene liegt rund 1,7m über dem natürlichen Gelände und ist über Rampen erreichbar; durch Geländeabsenkungen wird eine natürliche Belichtung und Belüftung des Parkdecks erreicht. Auch sind Durchbrüche in der Decke des Parkdecks vorgesehen, welche Baumpflanzungen auf Ebene der Garage im gewachsenen Boden erlauben und die Belichtung der Garage verbessern. Die Zufahrt zum Parkdeck befindet sich westlich des Gebäudes, jene für Besucher und den Blutspendedienst östlich. Die Situierung des Café-Bereiches im Westen und seine Erreichbarkeit von der Herrgottwiesgasse aus werden positiv bewertet. Dieses Projekt sieht für den Kindergarten keinen Solitär vor, sondern integriert ihn in die Struktur. Die Gleichwertigkeit der Baukörper und Zwischenräume sowie deren einheitliches Erscheinungsbild erschweren die Orientierung, die Lesbarkeit der Zugänge und Funktionen; eine Adressbildung gelingt vergleichsweise wenig. Insbesondere die Situierung und Ausformulierung des Haupteingangs und des Vorplatzes kann nicht überzeugen."

Weitere Teilnehmer

  • Architekten Domenig & Wallner
  • Architekt Jan-Christian Heuser
  • ARGE Lend2 Architektur – Arch. DI Thomas Klietmann + Architektin DI Ulrike Horvath-Oroszy
  • mfgarchitekten – Arch. DI Friedrich Moßhammer + Arch. DI Dr.tech. Michael Grobbauer
  • Architekt DI Georg Moosbrugger
  • Arch. DI Roman Zagrajsek
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
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