13/07/2011
13/07/2011

Fotos: Susanne Wechtitsch

Im Englischunterricht (Leitung: Sabine Maresch-Toniolli) der 3b.hel der HTL Bulme Graz beschäftigten sich 16 Jugendlichen in vier Unterrichtsstunden mit der Kunstrichtung des abstrakten Expressionismus in der amerikanischen Kunst der 40er-Jahre und wählten als Thema das Werk des Malers Jackson Pollock.

Als Einstieg in die Gruppenarbeit führte die Architektin und Künstlerin Susanne Wechtitsch Beispiele zeitgenössischer gestischer Malerei an, die einen Bezug zum Raum aufweisen. Sie erwähnte die Arbeiten einiger österreichischer Künstler, darunter Peter Kogler, der für die Gestaltung der Halle des Grazer Hauptbahnhofs verantwortlich zeichnet. Dann erklärte Wechtitsch die Rahmenbedingungen für die Wandgestaltung: „Die Farbe Schwarz verstärkt die grafische Wirkung. Das Arbeiten mit Farbrollen an langen Stielen erlaubt große Gesten, Pinselstriche und Spuren sollten sich in einer gewissen Dichte überlagern, das gemeinsame und gleichzeitige Malen führt zu einer geschlossenen Gesamtwirkung. Rücksprünge und Nischen bleiben frei, damit die Malerei nur auf einer Wandebene bleibt und sie dadurch in ihrer Ausstrahlung bestärkt.“

Bald nach den ersten Malspuren waren die Jugendlichen sehr beflügelt bei der Sache. Mit wachsender Begeisterung füllten sie den ersten Teilabschnitt der Wand im Gang vor dem Klassenzimmer. Da ihr Tatendrang nicht mehr zu bremsen war, nahmen sie sich noch weitere Wandabschnitte vor. Sie hatten die spontane Idee, ein weiteres Zeichen ihrer Autorenschaft zu hinterlassen und fügten mit Tuschestift ihre Signaturen hinzu.

Feedback
Die Jugendlichen waren sehr angetan, eine Wand in dieser Dimension zu gestalten. Vor dem Malen konnten sie sich noch nicht vorstellen, mit den Vorgaben zu einem Ergebnis zu kommen. Es verblüffte sie, wie ihre individuellen Spuren auf der Wand zu einer sehr einheitlich wirkenden Malerei beitrugen. Beim Malen machten sie die Erfahrung, dass sie sich im Laufe des Prozesses immer mehr den Bewegungen des Pinsels überlassen konnten. Sie reflektierten die starke Wirkung auf den Raum und zogen den Schluss, dass gestische Malerei entsprechend dimensionierte Räume braucht, die der Erschließung und nicht dem Aufenthalt dienen. Das Klassenzimmer auf diese Weise zu gestalten, würde viel zu unruhig wirken. An einer so großen Fläche zu arbeiten, erfüllte sie mit der Freude an ihrem geschaffenen Werk. Einen Raum mit weiten malerischen Gesten in Anspruch zu nehmen, führte auch zu einem Gefühl der eigenen Macht.

Die Lehrerin zeigte sich mit dem starken gestalterischen Zeichen ihrer Klasse in dem sonst sehr nüchtern wirkenden Gebäude sehr zufrieden. Das künstlerische Konzept kommt dem Lebensgefühl von Jugendlichen im Umfeld einer HTL sehr entgegen.

Schule: HTL Bulme Graz
Ibererstr. 15-21, 8054 Graz
Klasse: 3b.hel
Termin: 23.12.2010
Dauer: 4 Stunden
Teilnehmer: 16 Jugendliche
Lehrerin: Mag. Sabine Maresch-Toniolli
Expertin: Susanne Wechtitsch

Das Vermittlungsprojekt wurde gefördert von Kulturkontakt Austria und der ZT-Kammer für Steiermark und Kärnten.

Verfasser/in:
RAUM MACHT SCHULE
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