20/12/2014

Das Land Kärnten hat die Althaus-Revitalisierungs-gesellschaft in Oberdrauburg mit dem Würdigungspreis für Baukultur 2014 des Landes Kärnten ausgezeichnet.

PreisträgerInnen der letzten 10 Jahre:

2013 Nonconform
2012 Architektur Spiel Raum Kärnten
2011 Wetschko Reinhold
2010 Verein Napoleonstadl
2009 Rubin Eva
2008 Nigst Peter
2007 Breitfuss Friedrich
2006 Harb Ulrich
2005 Kapfinger Otto
2004 Hildebrand Ernst

20/12/2014

Marktstraße

©: Frediani Gasser Architettura

Marktstraße

©: Burg- und Museumsverein Oberdrauburg

Lengauerhaus

©: Burg- und Museumsverein Oberdrauburg

Rathaus

©: Christa Binder Architektin

Museum

©: Frediani Gasser Architettura

Museumshof

©: Burg- und Museumsverein Oberdrauburg

Oberdrauburg, Luftbild

©: Burg- und Museumsverein Oberdrauburg

Das Land Kärnten würdigt alljährlich besondere Leistungen auf dem Gebiet der Architektur und Verdienste um die Baukultur. Die PreisträgerInnen werden vom Fachbeirat für Baukultur vorgeschlagen, der sich in seiner aktuellen Funktionsperiode dem Thema Raumordnung widmet. Für den Würdigungspreis 2014 hat das Gremium die Initiative der Oberdrauburger Althaus-Revitalisierungsgesellschaft von Prof. Franz Jochum vorgeschlagen, der den Preis am 7.12.2014 entgegennahm.

Wie Architektin Christa Binder als Vertreterin des Fachbeirates betonte, könne der Begriff Raum heute nicht mehr als abgeschlossene Einheit gedacht werden. Vielmehr sei Räumlichkeit zu einem Schlüsselthema der Geistes- und Kulturwissenschaften geworden. Raumverständnis würde Zwischenräume, soziale Beziehungen, Verknüpfungen und deren Wirkung einschließen. Veränderungen wie Landflucht, Abwanderung, Verödung von Ortskernen, Zersiedelung, gesichtslose Ortseinfahrten, flankiert von Supermärkten auf der grünen Wiese, seien Probleme, die auch in Kärnten zu bewältigen seien. "Und wenn wir uns vorstellen, dass in Österreich jeden Tag mehr als acht Hektar verbaut werden, das entspricht der Fläche von 14 Fußballfeldern, so ist der verantwortungsvolle Umgang mit unserem Lebensraum umso wichtiger. Daher möchten wir dieses Jahr ein gelungenes Beispiel für einen baukulturellen Raum und daraus folgernd eine intakte soziale Gemeinschaft fördern und würdigen; eine Initiative, die über Jahre hinweg eine nachhaltige Orts- und Siedlungsentwicklung verfolgt hat und dadurch als Vorbild ein Impulsgeber sein könnte." (Christa Binder)

Werdegang der Initiative

Möglich war dies nur, weil ein gemeinsamer Weg gesucht wurde - aus dem Ort für den Ort - und weil eine Person vorhanden war, die im Ort verwurzelt ist, selbst anpackte und heute noch um jedes Haus und dessen Erhaltung kämpft – Prof. Franz Jochum, ehem. Vizebürgermeister, Postamtsdirektor, Museumsleiter und Chronist in Oberdrauburg.

Bereits in den 1970iger Jahren war die Gemeinde Oberdrauburg gefordert, nach dem Hochwasser in den 60iger Jahren, den Ortskern neu zu entwickeln, Fachleute beizuziehen und unter Einbindung der Bürger eine nachhaltige Gesamtplanung zu verfolgen. Die Gemeinde ging mit gutem Beispiel voran, kaufte ein altes Bürgerhaus am Marktplatz und adaptierte dieses als Rathaus. Viel Überzeugungsarbeit war zu leisten, um gemeinschaftliche vor individuelle Interessen zu stellen, um Eigentümer für den Wert der Erhaltung alter Bausubstanz zu sensibilisieren. Die Nutzung von leer stehenden Gebäuden sollte den Druck auf Bauland an der Peripherie reduzieren und die für einen lebendigen Ort notwendige Infrastruktur im Zentrum erhalten.

Diese Initiative setzte Herr Prof. Jochum ab 2004 selbst als Bauherr fort, und gründete die Oberdrauburger Althaus Revitalisierungsgesellschaft. Private Grund- und Hauseigentümer schlossen sich zusammen, um leer stehende Gebäude im Zentrum einer neuen Nutzung zuzuführen, dadurch die Einwohnerzahl zu vergrößern und mehr Frequenz für die Wirtschaft in den Ortskern zu lenken.
Das Ergebnis: Die Einwohnerzahl betrug 2004 im Bereich Kirchgasse, Marktplatz und untere Marktstraße 67; heute sind es 174 Einwohner. 25 neue geförderte Wohnungen und 22 neue Wohnungen durch private Bauherren. Errichtung einer Zahnarztpraxis mit 5 Arbeitsplätzen.
Ein Gestaltungsplan wurde erarbeitet, um wertvolle Substanz zu registrieren, zu erhalten und Fehlentwicklungen zu korrigieren. Durch die vielfältige Bau- und Sanierungstätigkeit konnte sich ein Restaurator mit seinem Betrieb und 10 Arbeitsplätzen ansiedeln.
Innerhalb von 200 Schritten ist es möglich, alle Ansprüche des täglichen Bedarfs zu erfüllen. Davon profitieren auch ältere Bewohnerinnen und Bewohner, die in Zukunft in betreuten Wohnungen direkt im Zentrum unter Einbindung des alten Pfarrhofes leben werden. Betriebe in der Gemeinde und in der Region profitieren von der regen Bautätigkeit. Jenem Kapital, das an Förderungen lukriert werden konnte, folgte ein viel größerer Teil an privaten Investitionen.

Wie sich Oberdrauburg heute präsentiert, ist kein Projekt spektakulärer Architektur, es ist ein Projekt in vielen kleinen Schritten, die ein Ensemble mit hoher Lebensqualität ergeben. Es ist communitas – Gemeinde, Gemeinschaft, Gemeinsinn im besten Sinn des Wortes. (Text aus der Ansprache Christa Binders anlässlich der Preisverleihung)

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