14/12/2016

Wettbewerbsergebnis

Wohnbebauung Kärntner Straße, Graz

Fandler Architektur hat das geladene städtebauliche Verfahren nach den Grazer Modell unter 6 TeilnehmerInnen gewonnen.

Auslober
Kohlbacher GmbH

14/12/2016

Wohnbebauung Kärntner Straße, Graz: 1. Platz

Architektur: Fandler Architektur©: Kampus

2. Platz

©: Kampus

3. Platz

©: Kampus
©: Kampus
©: Kampus
©: Kampus

Die Kohlbacher GmbH hatte einen geladenen städtebaulichen Ideenwettbewerb unter sechs TeilnehmerInnen nach dem Grazer Modell für ein Wohnbauvorhaben in der Kärntner Straße am südlichen Stadtrand von Graz ausgelobt und durchgeführt.
Die Jury unter dem Vorsitz von Arch. DI Friedrich Moßhammer tagte am 12. Dezember 2016 und kam zu folgendem Ergebnis:

WETTBEWERBSERGEBNIS

  • Platz 1: Fandler Architektur
  • Platz 2: smire Architektur ZT-GmbH
  • Platz 3: Kaltenegger & Partner Architekten

Weitere TeilnehmerInnen 

  • Arch. DI Christoph Kaspar
  • Arch. DI Franz Seebacher
  • ARGE Arch. DI Petra Kickenweitz, Arch DI Stefan Brandtner

Jurybewertung des Siegerprojekts
Die Situation am südlichen Stadtrand von Graz, unmittelbar an der Gemeindegrenze zu Seiersberg, am Fuße des westlich den Landschaftsraum fassenden Hügels ist schwer zwischen dörflicher, urbaner oder vorstädtischer Struktur einzuordnen, wiewohl die örtliche Topografie sehr wohl Schnittstellen zur unmittelbaren Umgebung sowie eine Vorwegnahme zukünftiger Entwicklung einer ständig sich erweiternden Stadt vorgibt.
Das Projekt reagiert typologisch in maßstäblich angemessener Weise auf die unterschiedlichen Gegenüberstellungen. Zur Kärntner Straße mit einem durchgehenden Nord–Süd verlaufenden Baukörper als Schallschutzblende, vor dem sich Ost–West gerichtet in Falllinie des sanften Hanges sieben weitere Einzelbaukörper zum offenen Gelände auffächern. Sämtliche Baukörper sind als Spännertypen (3- und 4-Spänner) organisiert.
Der Baukörper an der Kärntner Straße besteht aus vier aneinander gekoppelten Vierspännern, was insbesondere als die Erschließungszone deutlich hervorgehoben wird, den Eindruck einer Folge von Stadthäusern unterstützt. Die südlichste dieser Einheiten ist aus dieser Reihe in das Grundstück leicht verschwenkt. Damit gelingt neben der Aufweitung des öffentlichen Raumes (im Projekt als „kleiner Platz“ bezeichnet) eine verbindende Geste zu den dahinter querliegenden Baukörpern und eine abschließende Fassung der dort zu findenden „grünen Mitte“.
Zum Vorplatz an der Bushaltestelle zeigt der Baukörper seine, als Stirnfassade gestaltete, Schmalseite und bildet mit dem danebenliegenden ersten (dem nördlichsten) Haus der hangseitig liegenden Objekte ein bauplastisch differenziertes Ensemble.
Die am Hang stehenden, jeweils um ein Stiegenhaus gruppierten, Häuser nutzen das ansteigende Gelände mit einem vom tieferen Gelände niveaugleich, zugänglichen Fahrradabstellraum, der sich in der Tiefe des Hanges als Untergeschoss des Hauses fortsetzt. Der darüber hangabwärts auskragende Teil des Objektes schafft dazu einen überdeckten Vorbereich der nahtlos in die angrenzenden Freiräume übergeht und so – typologisch – die freistehenden Häuser als Teil eines Ganzen wirken lässt.
Die Höhenstaffelung in der Volumetrie, ebenso wie die Proportionen der Zwischenräume geben den Freiräumen eine innere Kontinuität und einen über den Bauplatz hinausweisenden Zusammenhang mit der näheren Umgebung und dem weiteren landschaftlichen Horizont. Die längs des Nord–Süd-Riegels liegende grüne Mitte ist aus allen Zwischenräumen und Bereichen einsehbar und auch zu erreichen und knüpft an den kleinen Platz im Süden ebenso an wie an den Vorplatz im Norden und wird so zum selbstverständlichen integrierenden Element der Anlage. Mit Ihrem offenen Ende nach Süden kann langfristig eine Weiterführung in späteren baulichen Entwicklungen gelingen.
Die Grundrisse sind grundsätzlich von hoher Qualität, in Einzelfällen wird eine Ausrichtung von Teilbereichen von Wohnungen zur verkehrsreichen Kärntner Straße in Kauf genommen. Insbesondere im Erdgeschoß, dass sich aus der Neigung hergeleitet nach Süden entlang der Kärntner Straße zum Hochparterre entwickelt, wäre ein differenziertes Angebot an höheren Räumen, die auch anderen als Wohnnutzungen offenstehen wünschenswert.
Die Disposition der Tiefgarage ist übersichtlich und bedient die Objekte bis in die Tiefe des Bauplatzes. Ein Zugang zur Garage der beiden südwestlichen Häuser ist im Entwurf nicht gegeben, wird jedoch als machbar gesehen. Die Abfahrt in die Tiefgarage ist diskret in das nördliche zum Platz gewendete Haus integriert.
Das Projekt besticht durch seine konsequente auf Wohn- und Freiraumqualitäten bedachte Haltung. In der ihm eigenen angemessenen Maßstäblichkeit ebenso wie in der formalen Zurückhaltung bedarf die Beziehung zur Umgebung keiner großen Gesten, sondern wird als selbstverständliche Motivation einer dem Ort Identität und Charakter gebenden Setzung gelesen.

Jury-Empfehlungen für das Siegerprojekt
– Die bauliche Struktur in der Erdgeschoßzone an der Kärntner Straße soll einer vielseitigen Nutzung nicht entgegenstehen. 
– Die Möglichkeit der Anbindung der Tiefgarage an alle Baukörper ist zu überprüfen. 
– Die räumliche Nahebeziehung der Hauseingänge zu den Fahrradabstellplätz legt eine direkte 
Zugänglichkeit nahe. Der Entwurf ist diesbezüglich zu überarbeiten. 
– Der Gehsteig ist bis zur Zufahrt zu verlängern. 
– Keine KFZ-Stellplätze entlang der Seiersbergstraße. 
– Die Zufahrt zur TG ist mit der Zufahrt zu den Oberflächenstellplätzen zu bündeln. 

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