23/11/2004
23/11/2004

Gegenstand des Wettbewerbs ist der Neubau eines Gemeindeserviczentrums in Markt Hartmannsdorf.
Das derzeitige Gemeindeamt und das leerstehende Rüsthaus hinter dem Gemeindeamt sollen abgebrochen werden, um die Errichtung an selber Stelle unter Berücksichtigung ortsbildnerischer und funktioneller Kriterien
zu ermöglichen.

SIEGERPROJEKT
Projekt Nr. 4 > Arch. DI Hans Gangoly, Mitarbeiter: DI Irene Nikolaus, Alexandra Hammerl

NACHRÜCKER
Projekt Nr. 1 > Arch. DI Klaus Walter, Mitarbeiter: Herbert Kober

WEITERE TEILNEHMER
Projekt Nr. 2 > Hochbau-Atelier Johann Mugrauer; mitarbeiter: Franz Mugrauer, DI Elisabeth Walcher, Martin Kostanjsek, Martina Schützenhofer
Projekt Nr. 3 > Ing. Christoph Brunner, Mitarbeiter: Gregor Schmidtauer
Projekt Nr. 5 > Arch DI Peter Kaschnig; Mitarbeiter: Arch. DI Wolfgang Petek, Thomas Rauter, Dominik Belzacq, Magda Paluch
Projekt Nr. 6 > Arch. DI Erich Rieger, Mitarbeiter: DI Jörg Nahold, DI Heike Pescosta, DI Margarethe Lässer, DI Manfred Gruber, Philipp SeerJURYMITGLIEDER

Fachpreisrichter:
_ Arch. DI Irmfried Windbichler, Graz
_ Arch. Mag. Erich Prödl, Graz
_ OBR Di Gernot Axmann, Graz
_ Arch. DI Hubert Wolfschwenger, Graz
Erstatzpreisrichter:
_ Arch. DI Ulrike Bogensberger
_ Arch. DI Martin Strobl, Graz
_ DI Berndt Edelsbrunner, Graz

Sachpreisrichter
_ Bgm. Anton Freiberger, Markt Hartmannsdorf
_ Vizebgm. Raimund Kothgasser, Markt Hartmannsdorf
_ AL Ing. Raimund Ulz, Markt Hartmannsdorf
_ GK Ing. Christof Krispel, Markt Hartmannsdorf
_ GR. Ing. Otmar Hiebaum, Markt Hartmannsdorf
Ersatzpreisrichter (alle Markt Hartmannsdorf)
_ GR. Traude Huber
_ GR. Karl Fürntrath
_ GR. Heinrich Mittendrein
_ GR. Gerhard Zavodnik
_ GR. Bernhard Sapper

VORPRÜFUNG
DI Heimo Tröster, INGENOS ZT GmbH, Feldbacherstraße 4, 8200 GleisdorfJURYSITZUNG

DATUM: Freitag, 19.11.2004
BEGINN: 9.00 Uhr
ORT: Gemeindeamt Markt Hartmannsdorf

PROTOKOLL
Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung um 9.15 Uhr. Seine Frage nach der Befangenheit einzelner Jury-Mitglieder wird verneint. Ferner erinnert er die Jury an die absolute Verschwiegenheitspflicht während der Dauer der Jury.

In der ersten Runde soll jedes Projekt, das eine Stimme bekommt, weitergeführt werden. In den weiteren Runden wird mit einfacher Stimmenmehrheit entschieden.

Nach einem ersten Informationsdurchgang wird durch Herrn DI Heimo Tröster vom Büro Ingenos Gleisdorf der Vorprüfungsbericht vorgetragen. Danach wird ein weiterer Informationsdurchgang gemacht.
Um 10.45 Uhr liest der Vorsitzende die Erläuterungsberichte der einzelnen Projekte vor.

Um 12.30 Uhr verlässt DI Axmann die Jury. An seine Stelle rückt Frau Arch. Bogensberger nach.

Fr. Arch. Maria Spielhofer ist ab 13.00 Uhr (nach der Mittagspause) als Beraterin der Gemeinde anwesend.

Projekt 1:
Die städtebauliche Positionierung wurde entlang der Straße gewählt und führt den Charakter des Straßendorfes weiter. Das Gebäude ist jedoch zu nahe an der östlichen Grundstücksgrenze positioniert. Dadurch ist die zwingende Vorgabe des geforderten Abstandes von 7,00 m zum Nachbargebäude nicht erfüllt. Dieser Umstand wird jedoch als reparabel beurteilt. Die vorgegebenen Nutzflächen sind sehr genau eingehalten. Die funktionellen Anforderungen werden erfüllt. Positiv hervorzuheben ist die Positionierung der Treppe ins Obergeschoss in einem zweigeschossigen Foyer, welches zur Straße hin verglast ist.
Als Nachteil wird angemerkt, dass eine Platzgestaltung nur in enger Zusammenarbeit mit der Raiffeisenbank möglich wäre.
Als besonders positiv wurde betrachtet, dass es dem Verfasser gelang, trotz markanter Straßenfront einen überdachten Eingangsbereich einladend zu gestalten.
Die Machbarkeit der in den Fassaden dargestellten Fensterbandlösungen wurde angezweifelt.

Projekt 2:
Das Projekt nimmt eine ambivalente städtebauliche Haltung ein, indem keine klare Position zwischen der Erstellung eines Platzes oder Straßenbegleitung eingenommen wird. Der Abschluss zum Obstgarten ist nicht sehr attraktiv. Die Baumasse wirkt im Kontext überproportional. Die vor geblendete Schaufassade ist ein modisch kurzlebiges Element und erinnert an ein vorstädtisches Einkaufszentrum.
Die Erschließungsflächen sind von der Lichtführung her nicht überzeugend und eher unattraktiv gelöst. Die Vorraumsituation im Obergeschoss (Sitzungsbereich) ist beengt.
Die Treppe stellt ein untergeordnetes Element dar. Der zentrale Empfangsbereich wird als eine gute Lösung beurteilt.

Projekt 3:
Der Versuch die senkrecht zur Straße angeordnete Bebauung weiterzuführen ist misslungen. Platzgestaltung und Gebäude kommunizieren nicht. Das Gebäude besteht aus nicht zusammenhängenden Teilen, deren Gestaltungsabsicht nicht nachvollziehbar ist. Das Gebäude nimmt keinerlei Bezug auf das bestehende Gelände und die Umgebungssituation.
Im Inneren ist die prominente Positionierung des WC-Traktes nicht nachvollziehbar. Die zellenartige Reihung der Büroräume wurde im Zuge der Diskussion nicht gewollt. Anzumerken ist, dass dieses Projekt die größten Oberflächen verbraucht.

Projekt 4:
Durch das Abrücken des Objektes Richtung Süden wurde ein Platz geschaffen, der nicht nur von den Juroren, sondern auch von der als Beraterin bei gezogenen Ortsbildsachverständigen als positiv beurteilt wurde. Der Raum zwischen Raiffeisenbank und Gemeindezentrum kann unabhängig gestaltet werden. Es sind hierbei auch mehrere Varianten möglich.
Die Überleitung in die kleinteilige Struktur Richtung Süden ist sensibel gelöst.
Die innere Erschließung ist sehr eindeutig und transparent. Die Organisation des Obergeschosses ist überzeugend und durch die Tageslichtführung attraktiv.
Durch die Fassadenstruktur ist einerseits die Durchsichtigkeit und andererseits die Kommunikation mit dem Außenraum als gut empfunden worden.
Mit diesem Gebäude präsentiert sich die Gemeinde als offene Struktur.
Angemerkt wird, dass der südseitige Gebäudeabstand für die Westzufahrt zu den Parkplätzen ausreichen muss!
Positiv wird angemerkt, dass im Eingangsbereich geschützte Abstellflächen für Fahrräder angeboten werden.

Projekt 5:
Dieses Projekt wird als literarisches Projekt angesehen, das in seiner Radikalität durchaus faszinierend ist. Es ist allerdings die Frage zu stellen, ob ein derartiges Projekt in einer Dorfrandverbauung sinnvoll ist, da es doch eher in einer dichten, urbanen Situation angebrachter wäre. Die kompakte Organisation der Baumasse wird durchaus gewürdigt. Die Eingangssituation wird als nicht schlüssig empfunden, da sie exzentrisch angeordnet wurde.
Obwohl eine Reihe von Räumen das direkte Tageslicht von Süden bekommt, bleibt für Sitzungssaal und weitere Büros durch Belichtung ausschließlich von oben die Gefahr eines kellerartigen Raumgefühls, dem nur durch einen hohen finanziellen, technischen und gestalterischen Aufwand entgegengewirkt werden kann.
Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass der vorgegebene Gebäudeabstand zum Nachbarn (Bildung einer Reiche) nicht eingehalten wurde.

Projekt 6:
Obwohl die Baumasse im Strukturplan durch den schmalen Baukörper eine schöne Lösung zu werden verspricht, zeigt sich in der dreidimensionalen Ausbildung, dass die Baumasse für das Ortsbild zu groß ist. Die Zufahrt ist zu dominant gelöst. Der Anspruch einer strengen formalen Schlichtheit wird in der Durcharbeitung der Innenräume nicht erfüllt. Die Grundrisse wirken absolut beliebig und sind dadurch auch nicht funktionell.
Trotz der großen Gebäudehöhe ist nicht nachvollziehbar, warum die räumliche Qualität des Sitzungssaales in dieser Art formuliert wurde.

Mittagspause: 12.30 – 13.00 Uhr

1. AUSSCHEIDUNGSRUNDE

Projekt 1: 8 Pro-Stimmen
Projekt 2: 4 Pro-Stimmen
Projekt 3: 0 Pro-Stimmen
Projekt 4: 9 Pro-Stimmen
Projekt 5: 0 Pro-Stimmen
Projekt 6: 0 Pro-Stimmen

Die Projekte Nr. 1, 2, und 4 bewegen sich im vom Auslober vorgegebenen Kostenrahmen. Nach einer weiteren Diskussion wurde die 2. Bewertungsrunde durchgeführt.

Herr Vizebgm. Kothgasser verlässt um 14.15 Uhr die Jury.

2. BEWERTUNGSRUNDE

Projekt 1 erhält 4 Pro und 4 Gegenstimmen.
Projekt 2 erhält 8 Gegenstimmen
Projekt 4 erhält 8 Pro-Stimmen
Der Bürgermeister stellt den Antrag, den Verfasser des Projektes Nr. 4 als Sieger zu küren.
Empfehlungen der Jury zu Projekt 4:
Das auf dem Plan dargestellte Grünraum-Konzept sollte unbedingt weiterverfolgt und umgesetzt werden. Weiters sollte auch die Platzgestaltung nach Möglichkeit in Richtung der Landesstraße weitergedacht werden.
Die Erschließung der südseitigen Parkplätze ist zwingend über die West-Zufahrt zu garantieren.

Der Vorsitzende stellt den Antrag, dass der Verfasser des Projektes Nr. 1 als Nachrücker nominiert wird. Der Antrag wird mit 8 Pro-Stimmen angenommen.Der Vorsitzende bedankt sich bei der Vorprüfung und bei der Jury für die gute Zusammenarbeit und beschließt die Sitzung um 16.00 Uhr. Auch Bgm. Freiberger schließt sich diesem Dank an.

Verfasser/in:
GAT Graz Architektur Täglich
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
GAT+