07/03/2008
07/03/2008

Der norwegische Architekt Kjetil Thorsen, der einst an der Architekturfakultät der TU Graz studierte und in Oslo das international renommierte Architekturbüro Snøhetta betreibt, war Vorsitzender der Jury des 2-stufigen Wettbewerbs. Zum Wettbewerbsergebnis meinte er: "Die Altstadt von Graz bekommt mit dem Siegerprojekt eine zeitgemäße und vielfältige Antwort auf eine komplexe und sensible Aufgabe. Die Juryierung ist eine Reise mit allen Beförderungsmitteln gewesen, wo das gemeinsame Reisen an sich zum Ziel wurde. Dies ergab sowohl architekturtheoretische Gespräche sowie mehr realbezogene Betrachtungen um das beste Projekt des Wettbewerbs zu finden. Der Entschluss ist einstimmig und die Jury ist der Meinung, dass die Stadt Graz hiermit einen Neugewinn für ihre Bewohner bekommt. Ich darf auch auf die Ambition des privaten Auftraggebers, einen wesentlichen öffentlichen Beitrag leisten zu wollen, hinweisen. Eine seltene Einstellung
die man hoch werten sollte".

Unter dem Vorsitz des norwegischen Architekten Kjetil Thorsen wählte die Jury das Projekt des Wiener Architektenteams Pichler & Traupmann einstimmig zum Sieger.

Der EU-weit offene, 2-stufige Realisierungswettbewerb wurde zur Erlangung von Vorentwürfen für das Bauvorhaben PAVOREAL - eine Ergänzung (13.000 m2 Bruttogeschossfläche) der zum Weltkulturerbe zählenden Altstadt von Graz, in deren Zentrum der Neubau eines Innenstadthotels steht, ausgeschrieben. Aus 46 Projekten der 1. Stufe wurden sieben Beiträge zur Weiterbearbeitung für die 2. Stufe ausgewählt. Auslober des Verfahrens war die PG Liegenschafts - Verwaltung GmbH., Graz. Ab 2009 startet die Realisierung mit einem Investitionsvolumen in der Höhe von 17 Millionen Euro.

Beschreibung des Siegerprojektes
(Pichler & Traupmann Architekten)

Das bestehende Niveau, welches auf der Oberkante der Tiefgarage und unter der Krone der historischen Befestigungsmauer liegt, wird mit einem neuen Plateau überbaut. Dieses Plateau wird zwar einerseits mit einer deutliche Fuge von der Stadtmauer, deren Charakter dadurch massiv gestärkt wirkt, abgerückt, erlaubt aber andererseits einen ungehinderten und weit schweifenden Blick in und über den Stadtpark, wie er in dieser Form bisher nicht möglich war. Das städtebaulich attraktive und aktive Programm wird in drei einzeln stehende Häuser gegliedert: in ein Hotel und zwei Wohngebäude. Diese Strategie erlaubt eine sensible Gliederung und Einbettung der Gesamtbaumasse in das historische Stadtgefüge. Das Projekt wird als städtische Komposition dreier Häuser und weniger als ein Großprojekt erlebt. Jedes der Häuser nimmt unterschiedliche städtebauliche Bezugslinien auf und reagiert unterschiedlich auf die jeweiligen stadträumlichen Situationen. Am wesentlichsten erscheint jedoch, dass die bisherigen Blickbezüge nach wie vor vollkommen ungehindert möglich sind: der Blick vom Stadtpark zum Grazer Uhrturm, der Blick vom Stadtpark auf das Dach des Landesarchivs mit dem dahinter liegenden Schlossberg und der Blick vom Karmeliterplatz in die Baumkronen des tiefer liegenden Stadtparks.

In der sensiblen Zone des Übergangs von Altstadt zu Stadtpark, die trotz ihrer Lage innerhalb der Befestigungsmauern nie bebaut war, werden rautenförmige Grundrisse entwickelt, die weniger auf klassische Gebäudetypologien Bezug nehmen als vielmehr auf die geknickten, polygonalen Verläufe der ehemaligen Befestigungsanlagen. Vom Stadtpark aus erscheinen die Baukörper daher äußerst schlank sowie zurückweichend und belassen der historischen Stadtmauer ihre Dominanz. Der Karmeliterplatz hingegen wird nach Osten hin geschlossen bei gleichzeitigem Erhalt seines Bezugs zum Stadtpark. Ein Wasserbecken zieht sich in Reminiszenz an den historischen Burggraben entlang der gesamten Länge der historischen Stadtmauer. Die Uferkante zum Park bildet Buchten zum Verweilen und wurde durch den Schattenwurf der neuen Gebäude gebildet. So wird zweimal im Jahr der Schatten exakt auf die Wasseroberfläche treffen. Die Architektur der Gebäude tritt so in unmittelbaren Bezug zur Landschaftsarchitektur.

Das statisch-konstruktive Konzept berücksichtigt die Vorgaben des Bestandes, ohne jedoch dadurch gestalterische Einschränkungen in Kauf nehmen zu müssen. Um einerseits die Stahlleichtbauweise auszudrücken und andererseits die Einbindung der Gebäude in die charakteristische ziegelrote Dachlandschaft herzustellen, sind Fassaden und Dächer mit in der Farbe sich der Dachlandschaft annähernden Lochblechtafeln von unterschiedlicher Lochgröße überzogen.

Weitere Informationen finden Sie im Wettbewerbeportal der BAIK (siehe LINK).

Verfasser/in:
Redaktion GAT Graz Architektur Täglich
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16. + 17.11.2023
 
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