16/07/2013
16/07/2013

Das gelbe U-Boot belebt den Platz und zieht Kinder jeden Alters an

©: Aquatopia

Direkt am Wasser am Karmeliterplatz liegt Aquatopia vor Anker

©: Aquatopia

Das Wasserbecken wird in das Projekt integriert und aktiviert.

©: Aquatopia

In Workshops wird allerhand gebastelt.

©: Aquatopia

Im Inneren wird spielerisch Wissen über Wasser und dessen Belastung durch (Plastik-)Müll vermittelt.

©: Aquatopia

Das Projekt wird ganz wesentlich von den zahlreichen engagierten Helfern getragen.

©: Aquatopia

Baden ist erwünscht!

©: Aquatopia

Seit Ende Juni und bis zum 20. Juli 2013 lag am Grazer Karmeliterplatz ein gelbes U-Boot vor Anker. Seiner Natur entsprechend direkt am dortigen Wasserbecken. Wasser war auch der inhaltliche Schwerpunkt des Projekts, das Kunst und Wissenschaft zusammenbringt und diese in den öffentlichen Raum. Das Projekt nennt sich Aquatopia, der Zusatz KiBü-15 verweist auf einen der Initiatoren: das Kinderbüro, das gemeinsam mit dem Institut für Zeitgenössische Kunst der TU Graz für Konzept und Umsetzung verantwortlich zeichnet. Ziel des partizipativen Projekts ist es, Kinder und Jugendliche mittels „learning by doing“ für die Themen Wasser und Müll zu sensibilisieren und mit ihnen einen kritischen Blick auf unseren Umgang mit den natürlichen Ressourcen zu werfen. Und „Kinder“ meint in diesem Zusammenhang Kinder jeden Alters!
Die inhaltliche Basis bilden mehrere Workshops, die an Schulen und in Lehrveranstaltungen der TU Graz seit Oktober vergangenen Jahres abgehalten wurden. So wurde der Weg, den das Wasser in Leitungen durch die Stadt, in die Wohnungen oder in die Schule und wieder hinaus zurücklegt, erforscht und künstlerisch aufbereitet oder genauer hingeschaut, was so alles im Wasser mitreist. Die Verschmutzung des Wassers mit Müll, besonders mit dem problematischen, weil unverrottbaren Plastikmüll, wird dabei besonders thematisiert und ist im U-Boot omnipräsent. Arbeiten von eingeladenen Kunstschaffenden wie Eva Ursprung oder Richard Frankenberger und Studierenden ergänzen das Material und erweitern die Sichtweise. Das künstlerische Gesamtkonzept stammt von Daniela Brasil, die am Institut für Zeitgenössische Kunst lehrt.

Das U-Boot existiert nicht nur als abstrakte Idee oder wird in einer Ausstellung angedeutet, sondern es wurde wirklich gebaut. Als dreigeschoßige, begehbare Kunstinstallation steht es als Exot im öffentlichen Raum, provozierend und einladend zugleich. Ein Teil der Außenschale besteht aus rund 2000 leeren Plastikflaschen, die von Schüler*innen von sechs Grazer Schulen, den Reinigungskräften und Studierenden der TU Graz und Passanten gesammelt und beim Aufbau gemeinsam montiert wurden. Der andere Teil besteht aus Schalungsplatten, die von Luka Murovec grafisch gestaltet wurden. Die große Qualität des Projekts liegt in der unmittelbaren Erfahrbarkeit und dem damit einhergehenden niederschwelligen, spielerischen Zugang zu einem ernsten Thema. Dass es trotz sehr geringer finanzieller Mittel gelingen konnte, ist neben Förderungen und Unterstützern vor allem dem Engagement der vielen, meist studentischen Helfer zu verdanken.
Auf den 100 m2 Nutzfläche finden sich die Ergebnisse der vorbereitenden Workshops – zumeist in Form von Kunstobjekten, wie ein Taucherhelm, in dem man Unterwassergeräuschen lauschen kann –, Raum zum Herumtollen oder auch eine Kajüte zum Ausruhen. Die Bespielung verändert sich ständig, denn Aquatopia versteht sich als Forschungs-U-Boot, von dem aus Expeditionen starten, in dem Diskussionen und experimentelle Workshops für Kinder stattfinden, deren Resultate dann im U-Boot ausgestellt werden. Bei der Konzeption des Programms war die Künstlerin Catherine Grau federführend, das Universalmuseum Joanneum unterstützt das Projekt mit kostenfreien Workshops. Allen Interessierten steht das U-Boot auch als Plattform für Vorträge und Aktionen zur Verfügung. So entwickelt sich Aquatopia im partizipativen Prozess sukzessive weiter. Die Ergebnisse sind auf der Homepage und immer aktuell auf Facebook zu sehen und werden im Herbst in einem Katalog zusammengefasst.

Neben dem informativen Teil ist das klare Statement im Umgang mit öffentlichem Raum bemerkenswert. Die explizite Herausforderung zur Aneignung desselben würde man gerne öfter sehen! Die Integration des Wasserbeckens am Karmeliterplatz unterstreicht dessen Funktion als kühlendes innerstädtisches Nass, das auch benutzt werden darf und soll. Die Bewusstseinsänderung, zu der Aquatopia hier beiträgt, ist nicht nur für die Thematik des Lebens mit Kindern in der Stadt relevant, sondern für das Selbstverständnis der Bewohner im Umgang mit ihrer Stadt.
Unser Verhältnis zu Wasser und dessen Schutz kann im gelben U-Boot noch bis 20. Juli diskutiert und kritisch hinterfragt werden, dann taucht Aquatopia wieder ab und macht sich auf den Weg nach Wien, wo es ab 7. August 2013 im Museumsquartier vor Anker liegen wird. Den Karmeliterplatz beleben die Menschen dann hoffentlich genauso selbstbewusst und selbstverständlich weiter.

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