12/12/2012

Brian Cody, Lebenslauf
1989 _ Abschluss des Studiums des Ingenieurwesens an der University of Dublin in Irland mit First Class Honours, Auszeichnung mit dem Walker-Award für das beste Abschlussergebnis des Jahrgangs
1989-1992 _ Aufenthalte in Boston, London und Berlin. Mitarbeit in Planungsbüros, Ausführungsfirmen und in der Forschung und Entwicklung
1993-2003 _ Arup GmbH, Tochtergesellschaft von Ove Arup, die seit 1950 die Philosophie der interdisziplinären holistischen Planung verfolgt
1997-2001 _ Lehrauftrag an der Universität Hannover, Fachbereich Architektur
2003 _ Ruf als Professor an die TU Graz
2004 _ Vorstand des Instituts für Gebäude und Energie an der TU Graz (siehe Link ige.tugraz.at)
2005 _ Gastprofessor an der Universität für Angewandte Kunst in Wien

12/12/2012

Brian Cody, Vorstand des Instituts für Gebäude und Energie an der TU Graz

©: quinta - Graz

Modell zum Forschungsprojekt HyperBuildingCity

©: Brian Cody

Skizzen zu den unterschiedlichen Klimabedingungen und Fassadenfunktionen je nach Jahreszeit am Beispiel

©: Brian Cody

Skizzen zu den unterschiedlichen Klimabedingungen und Fassadenfunktionen je nach Jahreszeit am Beispiel

©: Brian Cody

Skizze zum Bank Austria Campus, Wien

©: Brian Cody

Den Auftakt zur Ringvorlesung Architekturforschung des Instituts für Architekturtheorie, Kunst- und Kulturwissenschaften der TU Graz (siehe Link akk.tugraz.at) machte Prof. Brian Cody mit einem Vortrag zu seinem Leitthema Form follows Energy. Diesem Thema widmet er sich seit der Übernahme der Professur am Institut für Gebäude und Energie der TU Graz. Sein Schwerpunkt in Forschung und Praxis gilt der Optimierung der Energieperformance von Gebäuden und Städten.
Die Vorlesungsreihe Architekturforschung bildet einen integralen Bestandteil der Grazer Doctoral School Architektur. Lehrende der TU Graz und internationale Gäste stellen Projekte der Architekturforschung sowie daraus resultierende Methoden und Ergebnisse vor. In weiterführenden Workshops diskutieren die Vortragenden mit TeilnehmerInnen der Ringvorlesung über ihre Zugänge zur Architekturforschung.

Das grundlegende Problem sieht Cody im stetig steigenden Energiebedarf der Menschheit: „Die Energiefrage ist zweifellos das größte Problem, dem wir heute gegenüber stehen.“ Rund die Hälfte des Energieverbrauchs entfällt weltweit auf die Gebäude und täglich erhöht sich der Verbrauch durch neu errichtete Gebäude sowie den steigenden Lebensstandard in den Schwellenländern, so Cody. „Berücksichtigt man noch den Anteil, welchen Gebäude in den restlichen 50% durch Verkehr und Industrie indirekt verursachen, ist der Gesamtanteil weit höher.“ Bis zum Jahr 2050 könnte sich der globale Energieverbrauch so auf das 4- bis 5-Fache steigern, sollten keine Gegenstrategien gefunden werden.
Als häufigste, dazu noch staatlich geförderte Strategie erleben wir derzeit die Dämmung von Gebäuden, die Cody auf die mediterrane Mentalität der Bewohner in unseren Breiten zurückführt: „Der Mensch will sich vor den Elementen schützen, indem er diese durch Isolierung aussperrt.“ Dieser Ansatz berücksichtigt allerdings kaum die zusätzlichen Kosten und den Aufwand für diese baulichen Maßnahmen in Form doppelter Fassaden, die sich im Schnitt erst nach rund 25 Jahren amortisieren, vom Problem der anfallenden Abfallstoffe dieser meist wenig alterungsbeständigen Fassaden ganz abgesehen.

Zum Beispiel am renovierten Gebäude der Energie Steiermark (Steweag), das Cody in einem Drittmittelprojekt begleitet hat: „Auffällig bei den eingereichten Entwürfen war, dass man sich auf eine Reduktion der Wärmeverluste durch Verbesserung des Dämmstandards konzentrierte. Die Ergebnisse der Computersimulation haben gezeigt, dass die nachträgliche Wärmedämmung der opaken Wandflächen wenig bringt, weil der Energiebedarf für künstliches Licht steigt. Angesichts des zur Verfügung stehenden Budgets sollten Überlegungen angestellt werden, mit welchen Strategien bei gleichem Aufwand der höchstmögliche Nutzen zu erzielen sind.“ Das stehe im Gegensatz zu den propagierten Passiv- und Niedrigenergiehäusern, die allerdings mit Vorliebe dort errichtet werden, wo sie zusätzliche Verkehrs- und Infrastrukturaufkommen verursachen, was die Energiebilanz deutlich verschlechtere, erklärt Cody. Unter diesem Aspekt kritisiert er auch die eindimensionale Ausrichtung des Energieausweises, der nur den Verbrauch von Gebäuden je Quadratmeter misst, jedoch nicht die Effizienz der Gesamtperformance. Im Zusammenhang mit der klimatischen Performance von Gebäuden ist die Energieeffizienz als Verhältnis zwischen der Qualität des Raumklimas und der Quantität des Energiebedarfes zu begreifen.

Hier setzt sein Aufruf zu einem kritischen und völlig neuen Denken in der Planung von Gebäuden der Zukunft an. Cody appelliert an die Architekten, mit überkommenen Konzepten und damit dem Korsett der Architektur zu brechen: „Nach meiner Auffassung ist energieeffiziente Architektur als Triade aus minimiertem Energieverbrauch, optimalem Raumklima und hervorragender architektonischer Qualität zu begreifen. Die dringend notwendige Erhöhung der Energieeffizienz kann somit zu einer neuen Ästhetik, zu neuen architektonischen Qualitäten führen.“ Diese Ansätze zur innovativen Gestaltung der Fassadentechnik umfassen die Nutzung von Luftströmen, Lichteinstrahlung und Pflanzenbewuchs, die ein Gebäude in Interaktion mit seiner Umwelt stellen anstatt es zu isolieren: „Das Energy Design eines Gebäudes nutzt die instationären Energieflüsse im Umfeld des Gebäudes; um optimale thermische, licht- und lufttechnische Bedingungen im Gebäude herzustellen und darüber hinaus, um nutzbare Energie zu erzeugen. Diese kann sowohl im Gebäude selbst verwendet als auch ins städtische Umfeld des Gebäudes exportiert werden.“ Cody zeigt verschiedene Beispiele, die diese Denkansätze verwirklicht haben, etwa im Hauptquartier der Braun GmbH in Kronberg/Taunus oder von Fronius in Wels (beide von Architekten schneider+schumacher). Automatisch gesteuerte doppelschalige Klimafassaden sorgen zu allen Jahreszeiten für angenehme Raumverhältnisse.

Hier schließt sich der Kreis zur Rolle solcher Gebäude in urbanen Zukunftsvisionen. Das Schlagwort dafür lautet HyperBulidingCity, erläutert Cody: „Während der vergangenen 50 Jahre wurden natürliche Kräfte wie Sonnenstrahlung und Wind von Planern als problematische Elemente gesehen, gegen welche Schutzmaßnahmen zu finden waren.“ Die Stadt der Zukunft soll nach den Vorstellungen von Cody in ihrer Nutzungsdichte zunehmen, jedoch durch intelligente Anordnung der Gebäude durch die Nutzung von Luft, Licht und Elementen in den Bereichen Energie, Wasser, Nahrung eine weitgehende Autarkie entwickeln. Zugleich soll der Anfall von Müll und Abwasser minimiert werden. Als Prototypen für diese ambitionierten Visionen führt Cody verschiedene Hochhausprojekte in Zusammenarbeit mit Coop Himmelb(l)au an „bei denen wir Systeme der natürlichen Lüftung entwickelt haben, die durch die Kraft des Windes angetrieben werden. Beim neuen Gebäude der Fudan University in Shanghai, erfolgt die Lüftung mittels Systemen des thermischen Auftriebes. Das New Parliamentary Building für Albanien in Tirana mit Coop Himmelb(l)au, kann mittels solarer Energie gelüftet und gekühlt werden.“

Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
GAT+