25/05/2018

Viel Plus und ein wenig Minus

Smart urban relaxing Loungemöbel für die Stadt
ein Projekt im Rahmen des Designmonats Graz 2018 – noch bis 3. Juni an verschiedenen Orten in Graz

Sitzobjekte brauchen neben Designqualität auch attraktive Aufstellungsorte.

25/05/2018

Smart urban relaxing Loungemöbel für die Stadt. Ein Projekt im Rahmen des Designmonats 2018'. Hier der 'Urbansailer' an der Grazer Hauptbrücke ...

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

... neben Buchstabensitzmöbeln ...

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

... und parkenden Fahrrädern

©: Elisabeth Kabelis-Lechner

Es ist eine sehr gute Idee, mehr Sitzgelegenheiten im öffentlichen Raum der Stadt anzubieten und umso besser, wenn diese auch konsumfrei benutzbar sind.

Die Projektbeschreibung auf cis.at (s. Link rechts) macht neugierig:
"Das Sitzen und der öffentliche Raum. Eine Beziehungskiste mit eingeschränkten Optionen. Will man sich in urbaner Umgebung relaxend niederlassen, bleibt einem meist bloß die Wahl zwischen Gastgarten und Parkbank. Und damit die Entscheidung Gastro-Ambiente mit Konsumpflicht oder Podex-Wellness beim Bankerl-Drücken. So limitiert die Chancen auf Sesshaftigkeit an öffentlichen Plätzen sind, so groß ist gleichzeitig der Wunsch nach qualitätsvollem Verweilen im öffentlichen Raum. Schließlich werden die Grundrisse von Wohnungen immer kleiner – öffentliche Plätze als Aufenthaltsorte gewinnen an Bedeutung. Der öffentliche Raum als Wohnraum und verlängertes Wohnzimmer fürs ambitionierte City-Chillen! Wie müssten Objekte beschaffen sein, um den urbanen Raum buchstäblich zu „besetzen“? Was brauchen Sitzobjekte, um loungige Gemütlichkeit mit hoher Aufenthaltsqualität zu sichern? ... "

Vier Objekte sind auf der linken Murseite im ersten Bezirk aufgestellt, lediglich eines steht auf der rechten Murseite am Beginn der Annenstraße. Schade, auch Lend und Gries könnten Relaxmöbel gebrauchen.
An manchen Orten will sich partout nicht die versprochene „loungige Gemütlichkeit“ einstellen. Es liegt nicht an den Objekten, obwohl die Gefahr, sich Spieße einzuziehen auch nicht gerade die Entspanntheit fördert.
Bis auf den Karmeliterplatz sind die gewählten Aufstellungsplätze nicht sehr attrakiv. Besonders betrifft dies das Möbel Urbansailer, aufgestellt am nordöstlichen Randbereich der Hauptbrücke, umgeben von Mülleimern und einem Chaos an abgestellten Fahrrädern. Vorhandene grüne Sitzbuchstaben wurden zusammengerückt, um für das neue Möbel Platz zu machen. Dennoch entsteht hier kein chilliger Ort. Eher sieht es hier so aus, als würden all die versammelten Dinge bzw. Stadtmöbel auf eine Sperrmüllentrümpelung warten. Was hat man sich bei der Auswahl dieses Ortes gedacht? Hat Graz gar keinen geeigneten Raum für smarte Sitzmöbel? Im ersten Bezirk scheint es an solchen Räumen zu fehlen. Denn die Grazer Plätze, die im Rahmen der Aktion „Platz für Menschen“ geschaffen wurden, sind mittlerweile so vollmöbliert mit Schanigartenmöbeln, dass für konsumfreie Sitzmöbel kein „Platz“ ist.

Die Antwort auf die Frage "Was brauchen Sitzobjekte, um loungige Gemütlichkeit mit hoher Aufenthaltsqualität zu sichern?" lautet nach dem Aufsuchen der fünf Objekte: Sitzobjekte brauchen neben Designqualität auch attraktive Aufstellungsorte.

Randanmerkungen zur Projektbeschreibung
Es stimmt, dass die Chancen auf konsumfreies Sitzen im öffentlichen Raum limitiert sind. Das hat vielleicht auch damit zu tun, dass die Bevölkerung in Graz stetig wächst, aber nicht das Angebot an öffentlichem Raum. Es stimmt auch, dass die Wohnungen immer kleiner werden. Mögliche Begründung dafür: kleine Anlegerwohnungen lassen sich angeblich leichter vermieten.
Die Schlussfolgerung, dass deswegen öffentliche Plätze an Bedeutung gewinnen, teile ich nicht. Weil die Wohnungen immer kleiner werden, soll die öffentliche Hand verlängerte Wohnzimmer schaffen??? Sollen private Räume in den öffentlichen Raum ausgelagert, verlagert werden? – entsprechend der Unsitte mancher Investorenwohnprojekte, in der Wohnanlage keine Kinderspielplätze mehr anzubieten, weil sich in der Umgebung ja eh ein Park befindet.
Nein, die Erfüllung privater Raumerfordernisse kann und soll nicht Aufgabe des öffentlichen Raumes und der öffentlichen Hand sein. Öffentlicher Raum ist nicht Ersatz für fehlende private Rückzugsräume.

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