23/12/2011
23/12/2011

Nicht nur zur Weihnachtszeit: Österreich ist Europameister im Einkaufen. Kein EU-Land verfügt über mehr Einzelhandelsfläche pro Kopf, und die wiederum findet sich überwiegend in Shopping-Malls an den Stadträndern. Sterbende Zentren? Bodenverbrauch? Vermehrtes Verkehrsaufkommen? Na und?

Rechtzeitig zu Beginn des Weihnachtsgeschäfts wurde Ende November der während dreier Jahre ausgebaute Wiener Westbahnhof wiedereröffnet. Nicht, dass sich die Österreichischen Bundesbahnen damit für einen Ansturm an Kauflustigen, die per Zug nach Wien strömen, rüsteten – nein: Die ÖBB buhlen mit den 90 Geschäften und den zahlreichen Gastronomieeinrichtungen ihrer Shopping-Mall, die unter, neben und in der denkmalgeschützten Bahnhofshalle errichtet wurde, vor allem um die Kaufkraft der Wiener. Dabei ist die Bahnhofcity Wien West mit ihren 17.000 Quadratmetern Handelsfläche erst der Anfang. Am künftigen Hauptbahnhof entstehen 24.000 Quadratmeter Handelsfläche und am neu gebauten Bahnhof Wien Mitte gar 30.000. Während die innere Mariahilfer Straße, die mit Abstand bedeutendste Einkaufsstraße der Stadt, die ÖBB-Mall zweifellos verkraften wird, dürfte die äußere Mariahilfer Straße unter der Konkurrenz des Westbahnhofs bald ebenso leiden wie demnächst die Favoritenstraße unter dem Einkaufszentrum am Hauptbahnhof und die Landstraßer Hauptstraße unter Wien Mitte.

Verfasser/in:
Reinhard Seiß; erschienen am 16.12.2011 im Spectrum, Die Presse
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