17/12/2009
17/12/2009

Am 23. September 2009 genehmigte die steirische Landesregierung 32,5 Mill. Euro als finanziellen Anteil des Landes für die geplante „Nahverkehrsdrehscheibe Graz Hauptbahnhof.“ Das bedeutete grünes Licht für die Weiterentwicklung der derzeit umfangreichsten Baumaßnahme der Grazer Stadtregierung, die im wesentlichen eine Entspannung des Verkehrsknotens Annenstraße / Bahnhofgürtel / Eggenberger Straße durch eine Unterflurführung der Straßenbahn vorsieht. Das restliche Geld des 90 Millionen teuren Projekts kommt von der Stadt (42,5 Mill. Euro) sowie von der ÖBB (15 Mill. Euro für das sogenannte Objekt GW1, die Erneuerung der Unterführung der Eggenberger Straße).

2008 wurde mit ersten Teilprojekten begonnen, um den „Verkehrsknoten Graz Hauptbahnhof 2020“ zu realisieren. Gegenstand des Bauvorhabens ist der Um- bzw. Neubau des Grazer Bahnhofs, um die Verkehrsanlagen an den heutigen Stand der Technik anzupassen.

Um die vielfachen planungsbedingten Synergien zu unterstreichen, firmieren die beiden Bauvorhaben seit Oktober 2009 unter dem neuen Namen „Verkehrsknoten Graz Hauptbahnhof.“ Beide Projekte werden in enger Zusammenarbeit zwischen der ÖBB-Infrastruktur AG, der Stadt Graz / Stadtbaudirektion, dem Land Steiermark sowie der Graz AG / Verkehrsbetriebe geplant und realisiert.

Die Abhängigkeiten der beiden Projekte voneinander waren von Planungsbeginn an durch den projektierten Ausbau des Bahnnetzes (Ostbahn, S-Bahn, Koralmbahn) gegeben: Die Frequenz der Fahrgäste am Bahnhof wird von derzeit täglich 30.000 auf über 40.000 künftig steigen, ein verdichteter Straßenbahnverkehr sowie eine effiziente Anbindung an die Bahn ist für eine reibungslose Abwicklung die notwendige Folge.

Straßenbahnführung und Anbindung an den Hauptbahnhof
Für die Planung der Verkehrsdrehscheibe ist nach einer EU-weiten Ausschreibung seit 2008 die ARGE NVD IKK-Schimetta-Zechner zuständig, wobei das Wiener Büro Zechner & Zechner für den Bereich Architektur und Hochbau verantwortlich zeichnet.

Der Status Quo der Verkehrsdrehscheibe sieht wie in früheren Planungen vor, die Straßenbahnlinien 1, 3, 6, und 7 den Bahnhofgürtel bis zur Doppelhaltestelle unter dem Europaplatz unterqueren zu lassen.

Unverändert geblieben ist auch das Konzept der Anbindung der Straßenbahnstationen an den Bahnhof sowie die verlängerte Weiterführung der Linien 3 und 6 in Richtung Eggenberg (der Ort der Wendeschleife jedoch ist verlegt worden).

Die unterirdische Doppelhaltestelle ist nicht direkt an den Bahnhof und somit an den Gleiskörper der ÖBB angebunden, wie in frühen Planungen diskutiert wurde, sondern ein Nordaufgang in Richtung Bahnhof und ein Südaufgang in Richtung Annenstraße führen nun aus der Unterflurstation an die Oberfläche. Längere Straßenbahngarnituren als in den Planungsphasen zuvor und somit längere Stationen verhinderten ein näheres Anrücken des Stationsbereiches an den Bahnhof. Auch hätte, bedingt durch das Verbot des Querens der unterirdischen Gleisanlagen, nur der stadtauswärtsführende Bahnsteig direkt an das Untergeschoß der Bahnhofshalle angebunden werden können. Für die ÖBB war eine direkte Anbindung auch nicht vorrangiges Ziel, da sich das infrastrukturelle Angebot auf Erdgeschoßebene befindet, die Kundenfrequenz wäre daran vorbeigeführt worden.

Die Stationen werden aus Sicherheitsgründen (u.a. zur Vermeidung der Brandentrauchung) offene Bereiche sein, in die 50 Prozent an Luft und Licht natürlich zugeführt werden.

Alle vier Linien werden unterflur bis in die Eggenberger Straße weitergeführt. Für die Linien 3 und 6 wird im Bereich Asperngasse / Daungasse (nicht wie geplant im Bereich der Remise III in der Alten Poststraße) eine Endhaltestelle mit Wendebereich errichtet. Die neue Haltestelle kann Impuls sein, das mit Kleingärten besiedelte Gebiet auszubauen (Errichtung eines öffentlichen Parks, Wohnbauten etc.). Eine Diagonalverbindung zur Fachhochschule Joanneum (auch als Radweg) ist vorgesehen.

Gestaltung des Europaplatzes
Ab Frühjahr 2009 wurde für die Gestaltung des Europaplatzes ein Beirat hinzugezogen, um vor allem die dominante Überdachung des Erstentwurfes zu überdenken. Zwei Anforderungen gab der Beirat vor: Einen Witterungsschutz für den Fußweg Bahnhofshalle – Stationszugang zu gewährleisten. Ebenso musste auf den denkmalgeschützten Teil der Bahnhofshalle aus den 1950er Jahren Rücksicht genommen werden: Die große Fensterfront mit Uhr sollte, insbesondere von bestimmten Standpunkten aus, gut sichtbar bleiben. Ergebnis ist ein Dach mit 2.300 m2 Fläche und mittiger Öffnung, das nicht an die alte Halle anschließt, sondern leicht versetzt deren Vordach überlappt. Das Dach bietet auch den Stationen der städtischen Busse Schutz, keine neuen Wartehütten werden notwendig sein.
An der finalen Oberflächen- und Grünraumgestaltung des Platzes wird noch gearbeitet. Vorgaben sind eine zusammenhängende, parkähnliche Grünfläche mit Streifen für die Erschließung und zum Verweilen. Der Baumbestand sowie die alten Leuchten werden erhalten bleiben, sollten jedoch gemäß einem Rastersystem ihre neue Anordnung finden. Seit Mai 2009 wird auch das Bundesdenkmalamt Graz in diese Überlegungen miteinbezogen.

Zeitliche Umsetzung
Derzeit werden die Ausschreibungs- und Ausführungsplanungen für alle Baulose durchgeführt. Die Realisierung erfolgt in Etappen:
- Neue Wendeschleife der Linien 3 und 6: Baubeginn März / April 2010 bis Ende 2010 (Inbetriebnahme)
- Hauptbaumaßnahme Nahverkehrsdrehscheibe: Bauzeit von November 2010 bis Ende 2013
- Inbetriebnahme der unterirdischen Strassenbahnführung: Ende 2012

GESTALTUNGSBEIRAT
DI Jördis Tornquist (Architektur)
Heiner Hierzegger (Städtebau)
DI Jörg Raderbauer (Grünraumplanung)
DI Klemens Klinar (Stadtplanungsamt Graz)

AUFTRAGGEBER
GRAZ AG Stadtwerke für kommunale Dienste
Verkehrsbetriebe
Steyrergasse 114, 8010 Graz
Projektleitung: Ing. Gottfried Perl

Stadt Graz Stadtbaudirektion
Europaplatz 20, 8011 Graz
Projektleitung: Dipl.-Ing. Klaus Masetti

PLANUNGSTEAM
ARGE NVD Graz IKK-Schimetta-Zechner

Architektur:
Zechner & Zechner ZT GmbH
Stumpergasse 14/2/23, 1060 Wien
Mitarbeiter: D.I. Kai Uwe Preissl
Ing. Markus Schwarz
D.I. Mario Buxbaumer
Visualisierungen: isochrom.com, tomaselli. visual sensations

Verkehrsplanung:
IKK ZTGmbH
Mariatrosterstraße 158, 8044 Graz
Projektleitung: D.I. Franz Wagner
Mitarbeiter: D.I. Alexander Hirzer

Konstruktion Massivbau:
Schimetta Consult Ziviltechniker Ges.m.b.H.
Landwiedstrasse 23, 4020 Linz
Projektleitung: Norbert Schönbauer

Konstruktion Stahlbau:
Zenkner & Handel GmbH & Co KEG
Kaiser Josef Platz 5, 8010 Graz

Grünraumplanung:
3:0 Landschaftsarchitektur
Gachowetz Luger Zimmermann OEG
Nestroyplatz 1/1, 1020 Wien
Projektleiter: Dipl. Ing. Robert Luger
Mitarbeiter: Mag. Michael Klein

Verkehrsplanung Remise:
Dipl. Ing. Peter Nipitsch – Dipl. Ing. Gerhard Heiden
Münzgrabenstraße 44, 8010 Graz

Planung Objekt GW1:
Pirker & Visotschnig Ziviltechniker GesmbH
Beethovenstraße 22, 8010 Graz

IN ABSTIMMUNG MIT:

Magistrat Graz – A10/8 Abteilung für Verkehrsplanung
Bauamtsgebäude Bahnhofcenter, Europaplatz 20, 8011 Graz
Abteilungsvorstand: Dipl. Ing. Martin Kroißenbrunner
Sachbearbeiter: Martin Bauer

ÖBB Infrastruktur AG
Neu- und Ausbau
Projektleitung Koralmbahn 1
Griesgasse 11/II, 8020 Graz
Dipl.Ing.Dr. Klaus Schneider, Dipl.Ing.Dr. Helmut Steiner

Land Steiermark
Amt der Steiermärkischen Landesregierung - FA 18A
Stempfergasse 7, 8010 Graz
Leiter der Fachabteilung: Dipl.Ing. Andreas Tropper
Sachbearbeiter: Dipl.Ing. Alfred Nagelschmied

Verfasser/in:
Gudrun Hausegger, Bericht
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
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