24/10/2016

Margherita Spiluttini
erhielt am 29. September 2016 den Staatspreis für Künstlerische Fotografie

Der Staatspreis für künstlerische Fotografie ist die höchste Auszeichnung, die von der Republik Österreich für hervorragende Leistungen im Bereich Fotografie verliehen werden kann. Er wird nun alle drei Jahre vergeben und ist derzeit mit 25 000 Euro dotiert.

Die Jury 2016 – Monika Faber, Christine Frisinghelli und Aglaia Konrad – würdigte Margherita Spiluttinis innovativen Ansatz und ihr weites Spektrum an fotografischen Ansätzen.

24/10/2016

Margherita Spiluttini

©: Gert Walden

Der Staatspreis für künstlerische Fotografie, die höchste Auszeichnung, die von der Republik Österreich für hervorragende Leistungen im Bereich Fotografie verliehen werden kann, ging 2016 an die international bekannte österreichische Architekturfotografin Margherita Spiluttini.

"Es ist mir eine große Freude, dass ich Margherita Spiluttini, einer der renommiertesten Architekturfotografinnen Europas, diesen Staatspreis überreichen darf. Sie ist eine wahre Meisterin ihres Fachs und verfügt über eine präzise eigenständige Bildsprache, die den fotografierten Objekten eine besondere Aura verleiht", so Kulturminister Thomas Drozda anlässlich der Überreichung des Österreichischen Staatspreises für künstlerische Fotografie 2016 an Margherita Spiluttini im Kongresssaal des Bundeskanzleramtes. Margherita Spiluttini hat erst kürzlich ihr Großausstellung raumräumen im Grazer Museum der Wahrnehmung MUWA gezeigt.
"Ein Fokus Ihrer Arbeit liegt in der Dokumentation zeitgenössischer Architektur, wobei fotografische Untersuchungen städtebaulicher Themen, die Auseinandersetzung mit historischen Bauten und Landschaft Ihre Meisterschaft zeigen", ergänzte Drozda. "Ihre Linse offenbart das Sein und nicht den vergänglichen Schein. Sie sind eine Sachverständige über Architektur. Ihrer Linse kann man vertrauen, auch wenn Sie immer wieder versuchen, das nicht Vertraute zu fassen. In Ihren Bildern gelingt dies vortrefflich", so Drozda, der Spiluttini abschließend zum Österreichischen Staatspreis für künstlerische Fotografie gratulierte.

Die Jury des mit 25.000 Euro dotierten und nun alle drei Jahre vergebenen Preises bildeten Monika Faber, Christine Frisinghelli und Aglaia Konrad. Die Jurybegründung bezog sich darauf, dass Spiluttini mit ihrer Arbeit einen ganz eigenen und innovativen Ansatz verfolge. International habe sie sich mit Architekturfotografie einen hervorragenden Namen gemacht und darüber hinaus ein weites Spektrum an fotografischen Ansätzen abgedeckt.
Die Laufbahnstationen von Margherita Spiluttini, die im Jahr 1981 als Architekturfotografin zu arbeiten begann, würdigte der Laudator Otto Kapfinger.

Ausstellung raumräumen
Spiluttinis Fotografien entwickeln eine einheitliche, raumgreifende Bildsprache, die weit über den dokumentarischen Charakter der ursprünglichen Funktion des Hauses als Volksbad hinausführt. Menschenleer und verlassen zeigen die Fotografien Raumausschnitte mit Spuren der Nutzung. Der vorgefundene, eingefrorene Zustand evoziert unmittelbar Vorstellungen eines Ortes – entweder eben noch oder im nächsten Moment wieder von Menschen belebt. „Ein Foto ist immer auch ein Bild von Abwesenheit: ... So entsteht in jedem Betrachter ein anderes Bild von demselben Foto“, so Spiluttini. Der wechselnde Blick auf Architektur, Ausstattung sowie Nutzungsspuren innerhalb eines Bildes erzeugt Spannung, kein Objekt bleibt dauerhaft im Fokus: Mauerschäden, unterschiedliche Raumhöhen, Grundriss-Segmente, sich von der Wand lösende Plakate oder auch ein hängengebliebenes Handtuch. Anschließend ermöglicht das Zusammentreffen dieser präzise dokumentierten Raumausschnitte in der Ausstellung eine bruchstückhafte Zusammenführung und damit eine Raum-Vorstellung – weniger als Gesamtraum als ein sich gewissermaßen im Abschreiten, Raum für Raum, erschließendes Gebäude. Schlussendlich steht dem Vergleich dokumentierter Raumausschnitte mit der aktuellen Situation nichts mehr im Weg.

Margherita Spiluttini
Spiluttini thematisiert in ihren Foto-Arbeiten oftmals im Wandel befindliche Architektur, auf Vergangenes und zugleich auf den Prozess der Veränderung verweisend. Die Abbildung von Architektur ist bei ihr keine Inszenierung, keine Dramatisierung, kein Spektakel, vielmehr zeugen ihre Fotografien von einem analytischen, abwägenden und ordnenden Blick, von "intensiver und punktueller Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit", wie sie in einem Interview erklärt.
Mit ihren Aufnahmen zahlreicher privater und öffentlicher Gebäude unbekannter, wie auch gefeierter ArchitektInnen gilt Margherita SpiluttiniI, deren umfangreiches Bildarchiv sich seit 2015 im Az W befindet, als gefragte Chronistin nationaler wie internationaler Architektur und als eine der international bedeutendsten VertreterInnen dieses Genres.

Margherita Spiluttini wurde 1947 in Schwarzach, Salzburg geboren. Von 1981 bis 2014 war sie freiberufliche Fotografin mit Konzentration auf die Wahrnehmung von Architektur und Raum. So ist im Laufe der Zeit ein umfangreiches Werk entstanden, das Architekturen sowohl bedeutender zeitgenössischer Architektinnen und Architekten als auch anonymer Schöpfer, sowohl Eingriffe in die Landschaft als auch urbane Vernetzungen dokumentiert und interpretiert. 1998 und 1999 hatte sie einen Lehrauftrag an der Universität für angewandte Kunst, Wien. Von 2000 bis 2002 war sie Gastprofessorin an der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung, Linz. Mehrere Jahre auch Mitglied im Vorstand der Wiener Secession sowie im Fotobeirat der Kunstsektion im Bundeskanzleramt. Margherita Spiluttini lebt in Wien.

Werke
Zahlreiche Ausstellungen, u. a.: 2015/2016 Oberösterreichische Landesgalerie Linz und SK Stiftung Köln; 2012 Camera Austria, Graz; 2010 Fotografins Hus, Stockholm; 2009 Museum der Moderne, Rupertinum, Salzburg; 2007 Architekturzentrum Wien; 2004 Architectural Association, London; 2002 Technisches Museum Wien; 1991, 1996 und 2004 Biennale für Architektur, Venedig.

Publikationen
u. a.: Margherita Spiluttini, Archiv der Räume, Salzburg 2015; Margherita Spiluttini - räumlich, Salzburg 2007; Nach der Natur, Salzburg 2002, Neue Häuser, Wien 1993.

Auszeichnungen

2016 Österreichischer Staatspreis für künstlerische Fotografie; 1997 Preis der Stadt Wien; 1996 Österreichischer Würdigungspreis für künstlerische Fotografie; 2005 Großer Kunstpreis des Landes Salzburg; 2006 Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst; 2009 Otto-Breicha-Preis für Fotokunst

Terminempfehlungen

Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
GAT+