16/01/2015

Staatspreis Architektur & Nachhaltigkeit 2014

Der Österrreichische Preis für qualitätsvolle und nachhaltige Architektur 2014 wurde an fünf Projekte verliehen.

Mit dem Staatspreis Architektur und Nachhaltigkeit werden hervorragende Leistungen von BauherrInnen, ArchitektInnen und FachplanerInnen ausgezeichnet, die anspruchsvolle Architektur und ressourcenschonende Bauweise vereinen.

16/01/2015

Kindergarten in Muntlix, Zwischenwasser, Vorarlberg

©: Kurt Hörbst

Betriebsgebäude der Schachinger Logistik in Hörsching, Oberösterreich

©: Kurt Hörbst

Justizzentrum Korneuburg in Niederösterreich

©: Kurt Hörbst

Wohnhaussanierung in der Hockegasse, Wien-Währing

©: Kurt Hörbst

Wohnhaus „Wohnprojekt Wien" in der Krakauer Straße, Wien-Leopoldstadt

©: Kurt Hörbst

Fünf Projekte, die anspruchsvolle Architektur und Umwelt in Einklang bringen, wurden am Dienstag, dem 13. Jänner 2015 im ORF RadioKulturhaus mit dem Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit von Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW), Andrä Rupprechter, ausgezeichnet. Wie dieser betonte, stellen die Projekte unter Beweis, dass qualitätsvolle Architektur und Energieeffizienz keine Widersprüche darstellen. Weil Gebäude eine sehr hohe Lebensdauer haben, ziele der Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit mit der Würdigung solcher Projekte darauf ab, Nachahmer zu motivieren und einen Beitrag für ein lebenswertes Österreich zu leisten.

74 Einreichungen – 12 Nominierungen – 5 PreisträgerInnen

In den Bereichen Neubau und Sanierung gab es insgesamt 74 Einreichungen. Zwölf ausgewählte Projekte wurden für den Staatspreis nominiert, fünf prämiert. Eine hochkarätige, international besetzte Jury unter dem Vorsitz von Roland Gnaiger bewertete sowohl die architektonische Qualität als auch – anhand des klimaaktiv-Gebäudestandards – die ökologische und energetische Performance der Projekte.

JURY 2014
    •    Roland Gnaiger (Staatspreisbeauftragter des BMLFUW), Professor an der Kunstuniversität Linz
    •    Marianne Burkhalter, burkhalter sumi architekten Zürich, Professorin an der Architekturakademie Mendrisio
    •    Sonja Geier, Hochschule Luzern, Technik und Architektur
    •    Otto Kapfinger, Architekt und Autor, Wien
    •    Helmut Krapmeier, Energieinstitut Vorarlberg, Dornbirn
    •    Robert Lechner, Österreichisches Ökologie Institut, Wien

Der Staatspreis Architektur und Nachhaltigkeit wurde im Rahmen von klimaaktiv, der Initiative für aktiven Klimaschutz, vom BMLFUW ausgeschrieben. Abgewickelt von der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT) in Zusammenarbeit mit der Kunstuniversität Linz, wurde er vom Fachverband der Stein- und keramischen Industrie in der Wirtschaftskammer Österreich sowie die Initiative proHolz unterstützt.

Die Staatspreise Architektur und Nachhaltigkeit 2014 erhielten:

  • Kindergarten Muntlix, Zwischenwasser, Vorarlberg
    Bauherrin: Gemeinde Zwischenwasser
    Architektur: HEIN architekten
    Fachplanung: DI Bernhard Weithas GmbH, Gernot Thurnher ZT GmbH

Die Gemeinde Zwischenwasser ist inzwischen bekannt für ihr baukulturelles und ökologisches Engagement. Kein Wunder, dass auch der neue Kindergarten im Ortsteil Muntlix ein nachhaltiges Schmuckstück geworden ist. Durch einen leichten Rücksprung von der Straße reiht sich der Holzbau in Passivbauweise ortsbaulich in das Ensemble von Gemeindezentrum, Schule und Kirche ein. Ein direkt neben dem Eingang gelegener Multifunktionsraum lässt sich zum Vorplatz öffnen und ist somit auch für die ganze Gemeinde nutzbar. Das kluge Erschließungssystem bietet über eine Zweittreppe direkten Zugang zum Garten für die im Obergeschoß liegenden Gruppenräume. Im ganzen Gebäude ist außerdem ein Stampflehmboden verlegt, der nicht nur die gut benötigte Speichermasse liefert, sondern auch eine unvergleichliche Spieloberfläche für die Kinder,  die sich – wie berichtet wird – auf diesem Boden am liebsten ohne Hausschuhe bewegen. Das Gebäude wurde nach den strengen Kriterien des Vorarlberger Kommunalgebäudeausweises geplant und errichtet und entspricht damit hochwertigen Anforderungen für Bauökologie, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit bei Errichtung und Betrieb.

Der Kindergarten Muntlix ist ökologisch konsequent bis zum kleinsten Detail, räumlich feinsinnig und ausdifferenziert und von großem atmosphärischem Zauber. Die Gemeinde Zwischenwasser stellte mit diesem Passivhaus zum wiederholten Mal ihr vorbildliches Engagement für nachhaltige Baukultur unter Beweis.

  • Betriebsgebäude Schachinger Logistik, Hörsching, Oberösterreich
    Bauherrin: Schachinger Immobilien und Dienstleistungs GmbH und Co KG
    Architektur: Poppe Prehal Architekten ZT GmbH
    Fachplanung: GBT Planung GmbH TB, Freudenthaler GmbH

Die Logistikhalle der Firma Schachinger in Linz-Hörsching ist ein in ökologischer Bauweise errichtetes Hochregallager und dabei die größte Lagerhalle Mitteleuropas in Holzbauweise. Im Rahmen der engen Temperatur- und Feuchteanforderungen, denen die Halle entsprechen muss, wurde das gesamte Haustechnikkonzept auf höchste Energieeffizienz ausgelegt. Geothermie wird sowohl für die Wärme- als auch Kälteversorgung genutzt. Eine PV-Anlage mit 199 kWpeak sorgt für einen hohen Eigendeckungsanteil mit Strom. Besonderes Augenmerk wurde bei der Planung auf baubiologische und bauökologische Aspekte, die Optimierung der Gesamt-Lebenszykluskosten sowie die Arbeitsplatzqualität mit hohem Komfort für die MitarbeiterInnen gelegt.

Der Hallenbau der Schachinger KG führt neue Standards in das Feld der großmaßstäblichen Logistikbauten ein. Das Hochregallager in Holzbauweise ist ein Meilenstein der ökologischen Trendwende in einem Bereich, wo bisher weder Nachhaltigkeit noch architektonische Sensibilität beheimatet waren.

  • Justizzentrum Korneuburg, Niederösterreich
    Bauherren: BIG Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H., Bundesministerium für Justiz
    Architektur: ARGE Dieter Mathoi Architekten & DIN A4 Architektur ZT GmbH
    Fachplanung: Energieeffizientes Bauen Herz & Lang GmbH

Noch auf der grünen Wiese am Ortsrand von Korneuburg gelegen, schaffen sich ein Gerichtsgebäude und eine Haftanstalt selbst ein Gegenüber, definieren gemeinsam ein modernes Justizzentrum und lösen damit ganz selbstverständlich das Problem der großen Volumina und ihrer Orientierung. Im Inneren ist das Justizgebäude durch drei große Lichthöfe bestimmt, die für Angestellte und BesucherInnen gleichermaßen eine qualitätsvolle Atmosphäre schaffen. Die teilweise eineinhalb-Geschoßigkeit des Erdgeschoßes wurde sinnvoll genutzt. In jenen Bereichen, in denen diese Überhöhe nicht benötigt wird, ist die gesamte Haustechnikanlage untergebracht. Durch die gezielte Nutzung von Tageslicht, eine hochwärmegedämmte Hülle, alternative Energieversorgungssysteme und hochwertige Planung konnte erstmals ein Bauwerk dieser Nutzungskategorie und Größe in Passivhausqualität ausgeführt werden. Im Gerichtsgebäude entstanden hochwertige Innenräume, welche sowohl den öffentlichen, halböffentlichen und im Anbetracht des Nutzungsschwerpunkts naturgemäß auch sicherheitsrelevanten und damit nutzungssensiblen Anforderungen vollends entsprechen.

Das Justizzentrum Korneuburg ist weltweit das erste Gerichtsgebäude mit Vollzugsanstalt, das als Passivhaus geplant und umgesetzt wurde, und es setzt in dieser Größenordnung und Nutzungsart in Baugestaltung und energetischer Performance nachhaltige Maßstäbe.

  • Wohnhaus, Sanierung, Wien-Währing
    Bauherren: Jutta Moll-Marwan und Daniel Marwan
    Architektur: bogenfeld architektur
    Fachplanung: Ingenieurbüro für Bauphysik Ing. Wolfgang Kögelberger, Xaver Peter

Als „hässliches Entlein“ bezeichneten Architektin und Bewohner das Wohnhaus vor der Sanierung. Dass darin ein schöner und bescheidener Schwan stecken kann, bewiesen beide mit dem ökologisch und energetisch anspruchsvollen Umbau. Das alte Stiegenhaus blieb bestehen und wurde durch ein zweites ergänzt. Dadurch entstehen verschiedene Nutzungsmöglichkeiten und Wohnungsgrößen. Im Moment für eine Familie und eine zusätzliche Wohnung im Dachgeschoß. Die Nachhaltigkeit beschränkt sich überdies nicht nur auf die energetische Sanierung, sondern wurde auf besonderen Wunsch der Bauherrenschaft auch in hoher ökologischer und baubiologischer Qualität – Lehmputz, schadstofffreie Baustoffe etc. – ausgeführt. Das Resultat kann sich sowohl in ökologischer als auch gestalterischer Hinsicht im wahrsten Sinne des Wortes sehen lassen.

Eine Alternative zum Einfamilienhaus, das a priori den Ansprüchen der Nachhaltigkeit nicht genügt, zeigt diese vorbildliche Erneuerung eines schlichten, alten Stadthauses: Ein Familienwohnhaus als Glied einer Häuserreihe, teilbar und an wechselnde Lebensumstände anpassbar, sorgfältig durchkonzipiert und in hoher baubiologischer Qualität saniert.

  • Wohnhaus „Wohnprojekt Wien“, Wien-Leopoldstadt
    Bauherrin: SCHWARZATAL Gemeinnützige Wohnungs- und Siedlungsanlagen-GmbH
    Architektur: einszueins architektur
    Fachplanung: RWT plus ZT GmbH, raum & kommunikation

Am Gelände des ehemaligen Nordbahnhofareals findet sich dieses Wohngruppenprojekt mit Holzfassade vor massiver Bauweise. Durch ein findiges Finanzierungskonzept versucht das als Wohnheim errichtete Haus Spekulation auszuschließen und leistbaren Wohnraum zu schaffen. Die Volumetrie wird durch zwei große Einschnitte bestimmt, die das innenliegende Stiegenhaus als hellerleuchtetes Zentrum definieren. Hochwertige Gemeinschaftsräume im Erd- und tagesbelichteten Untergeschoß werden mit Sauna und Terrasse auf dem Dach gekrönt. Unter dem Motto „für die Gäste das Beste“ finden sich dort auch Gästewohnungen, die von allen BewohnerInnen und ihren BesucherInnen bedarfsweise genutzt werden können. Neben dem durchdachten Energiekonzept mit Niedrigstenergiestandard hat dieser Zugang sehr viel mit gelebter Nachhaltigkeit zu tun: Räume, die anderswo selten genutzt werden oder nur gegen höchstes Entgelt bezogen werden, werden hier einfach geteilt und beispielhaft „für alle“ in Wert gesetzt. Das Projekt besticht insgesamt durch seine gezeigte Modularität und offen gelebte Nutzorientierung.

Das „Wohnprojekt Wien“ bildet mit der Vielzahl funktionaler Angebote, seiner räumlichen Vielfalt und seinem architektonischen Charme eine Lichtgestalt im österreichischen Wohnbau. Die als Verein organisierten EigentümerInnen denken und leben hier konsequent Nachhaltigkeit in urbaner Umgebung.

Nominiert waren außerdem:

  • Sanierung des Klostergebäudes der Lazaristen in der Kaiserstraße, Wien-Neubau
  • Schulzentrum Schüttdorf in Zell am See, Salzburg
  • Verwaltungsgebäude Illwerkezentrum in Montafon, Vorarlberg
  • Verwaltungsgebäude i+R Gruppe, Lauterach, Vorarlberg
  • Volksschule Mariagrün in Graz, Steiermark
  • Sanierung des Wohn- und Bürogebäudes Atrium in Lauterach, Vorarlberg
  • Wohnhausanlage „so.vie.so“ in Wien-Favoriten

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