17/04/2005
17/04/2005

Murweg (Foto: J.Kindermann)

Erich-Edegger Steg, Foto: JK

Foto: Heiner Hierzegger, Archiv Institut für Städtebau TU-Graz

Wasserlauf, Ausgang Kanalisation Raimundgasse (Foto: JK)

Wasserlauf, Ausgang Kanalisation Raimundgasse (Foto: JK)

Flosslendplatz

Terrassenwohn-, Geschäfts und Bürohaus Cortolezis, Foto: Werkgruppe Graz

Flosslendplatz

Stadtansicht Graz

Water for Life - Eine Annäherung durch Sport, Wissenschaft und Kunst - Weltwassertag 2005

Anlässlich des 1. Wasser- und Kanal-Laufs am Weltwassertag 22.03.2005, der die LäuferInnen entlang der Mur im Stadtgebiet von Graz zu zahlreichen „Wassersehenswürdigkeiten“ und in die Kanalisation der Stadt führte.

"WASSERLAUF" 1. Teil
mit der "WASSERMUSIK" von T.C. Boyle

[----- Die Bedürfnisse des Entdeckungsreisenden sind vorerst ziemlich elementar: ein Schluck Wasser, ein Teller Brei, eine Matte, auf die er die müden Knochen betten kann. Unter gewöhnlichen Umständen hätte man ihm all dies und noch mehr zur Verfügung gestellt. (S95)------]

1. Wasserwerk Andritz: Liefert 30% des Grazer Wasserbedarfs neben dem Wasserwerk Friesach mit 40% und dem Bezug von Hochschwabwasser mit 30%, Baubeginn um 1900, Umbau mit 2 Horizontalfilterbrunnen 1968. Im WW Andritz wird wie im WW Friesach künstliche Grundwasseranreicherung betrieben. Im Betriebsgebäude ist auch das Wasserlabor untergebracht.

[------Die Flüsse gehen schwanger, überfluten Ufer, drücken Bäume platt, lassen Wildbäche entspringen. Der Regen strömt herab wie eine Glasscheibe, zerstiebt beim Aufprall in Scherben und Splitter.(S193)------]

2. Hochwasserschutz: Obwohl schon auf Stadtansichten aus dem 16. Jhdt. Uferschutzbauten festgehalten wurden, war die Mur im Stadtgebiet noch in der ersten Hälfte des 19. Jhdts. Ein über weite Strecken anthropogen nur geringfügig veränderter Gebirgsfluss und führte immer wieder zu Überflutungen. Heute besteht seitens der Mur im Grazer Stadtgebiet bis zu einem 100-jährigen Hochwasser (HQ100) keine Gefährdung. Regulierungsmaßnahmen wurden in den letzten Jahren keine durchgeführt. Die letzte große Regulierung fand um 1890 statt.

3. Einmündung Andritzbach: Der Ursprung des Andritzbaches, in Form einer Karstquelle stark unterschiedlicher Schüttung, liegt in Stattegg und ist ein viel bewundertes Naturdenkmal (Andritz-Ursprung). Er wird im Wasserwerk Andritz nach Vorreinigung zur künstlichen Grundwasseranreicherung verwendet. Die Oberläufe und Zubringer zahlreicher Bäche in Graz und seinen Umlandgemeinden im Norden und Nordosten haben Wildbachcharakter und werden von der WLV Steiermark betreut. Überflutungspläne werden in den Gefahrenzonenplänen der WLV ausgeschieden.

4. Andritz: Der hydronyme (vom Wasserlauf abgeleitete) Name des 12. Grazer Stadtbezirkes bezieht sich auf den Andritzbach, der erstmals 1265 als „Endritz“ (slawisch rasch fließender Bach) genannt wird.

5. Pongratz-Moore-Steg: Der 1968/69 errichtete Steg ist nach dem Bauunternehmer Dr. Josef Pongratz und dem königlich-württembergischen Oberbaurat John Moore benannt. Diese begründeten 1870/71 im Auftrag der Stadt Graz die Grazer Wasserversorgung mit der Errichtung eines Grundwasserschöpfwerks zwischen Korösistraße und Mur, dem heutigen Betriebsgebäude der Wasserversorgung in der Körösistraße. Der Steg dient als Fußgängersteg und Leitungsträger für Wasser-, Gas-, Fernwärme- und Stromleitungen.

6. Einmündung Aubachl: Der Bach ist eine Ableitung aus dem rechten Mühlgang, kann aber als Fortsetzung des Thaler Baches angesehen werden, der ein Stück weiter nördlich in den Mühlgang einmündet.

[------Nichts weiter als eine Flussbiegung. Aber sie hat Wunder bei jedermann bewirkt. (S537)------]

7. Kalvarienberg: Der ursprüngliche Name „Austein“ deutet auf seine Lage im Bereich der ehemals ausgedehnten Murauen hin. Prächtigst renoviert, ist der Grazer Kalvarienberg von den mehr als 600 Heiligen Bergen und Kalvarienbergen der Donaumonarchie, die älteste, größte und kultur- und frömmigkeitsgeschichtlich bedeutendeste Anlage in freier Natur. Die Ausgestaltung erfolgte 1606 – 1723.

8. Überfuhr: Zwischen Geidorf und Lend gab es aus Mangel an Brücken im Grazer Raum an der nördlichen Stadtgrenze bis 1958 eine Überfuhr. Die Kopfstation war nahe dem Kalvarienberg, ein Seil verband die beiden Ufer, ein Floß wechselte hin und her. Die Reste dieser Anlage sind heute noch sichtbar.

9. Einmündung Schöckelbach: Der Name stammt vom Grazer Hausberg Schöckl, der erstmals 1147 als Mons Sekkel erwähnt wurde. Die Bezeichnung ist slawischen Ursprungs, wahrscheinlich cekalo oder cekalj, was soviel wie Wartberg bedeutet. Früher mündete der Bach in den im Mittelalter errichteten linksufrigen Mühlgang. Seit dessen Zuschüttung im Jahre 1977 ist der Schöckelbach knapp vor der Einmündung in die Mur kanalisiert.

10. Kalvarienbrücke: Diese wichtige Verbindung zwischen Lend und Geidorf wurde 1884 erstmals aus Holz errichtet. 1927 durch eine Eisenbrücke ersetzt und schließlich 1991 die Neuerrichtung in ihrer heutigen Form.

[------Sowie sie sich vom Ufer abstoßen, packt sie die Strömung mit einem heftigen Ruck und schickt das Floß auf eine Wahnsinnsfahrt vom Abgrund des Verderbens an den Rand der Katastrophe. Ein krummer schwarzer Ast senkt sich über sie wie eine Klaue und harkt den Entdeckungsreisenden um ein Haar in die reißende Flut... (S197)------]

11. Floßlendplatz: Der Name bezieht sich auf den nördlichsten der drei Anlegebereiche in Graz. Diese „Obere Lende“ lag zwischen Wiener- und Mariahilferstraße und wurde bis in die 80er Jahr des 19. Jhdts. genutzt.

[------Viel später und ein Stück weiter flussabwärts – lange hinter der Mündung des Tulumbo in den Niger – läuft das Floß in den oberen Asten eines Hains aus Tabba-Bäumen auf Grund. Der Moment ist gekommen, das Schiff zu abandonnieren. (S 198)------]

12. Einmündung Schleifbach: Der Schleifbach wird aus dem ersten Überlauf des rechten Mühlganges gespeist. Der Name geht wahrscheinlich auf eine mittelalterliche Schleifmühle zurück.

[------Boyles bleibt stehen, entziffert mühsam den Meilenstein, kratzt sich am Kopf und geht dann zu der Mauer, stemmt sich ein Stück hinauf und wirft einen langen prüfenden Blick auf das Bauernhaus. (S374)------]

13. Kilometersteine: Insgesamt finden sich noch vier Kilometersteine entlang des Schwimmschulkais. Die beiden größeren tragen die Inschrift 180 bzw. 179,5. Sie beziehen sich auf die Fließstrecke der Mur von der Einmündung in die Drau aus gemessen.

14. Korösistraße: Hier wurde 1872 das erste Grundwasserwerk eröffnet. Die Straßenbezeichnung geht auf Josef Körösi (*1811 Szeged) zurück, er als Industriepionier 1852 die erste metallverarbeitende Werksanlage in Andritz errichtete.

15. Schwimmschulkai: Benannt nach der 1835 gegründeten ehemaligen Militärschwimmschule zwischen dem Mühlgang und der Mur (bis 1978) mit eigener Damenabteilung und Schwimmlehrerinnen. Auch Rekordschwimmer und Hollywood-Tarzandarsteller Johnny Weissmüller drehte hier seine Runden. Die Becken sind heute noch erhalten.

16. Schneerutsche: Diese Anlage knapp oberhalb der Keplerbrücke dient der Entsorgung des geräumten Schnees in die Mur.

17. Kepplerbrücke: 1839 errichtete man als erste Brücke außerhalb der Stadtmauern auf Staatskosten die nach dem Kaiser benannte Ferdinand-Brücke als Kettenbrücke. Dabei wurde die Fahrbahn zwischen zwei charakteristischen, massiv gemauerten Verankerungspfeilern von gespannten Ketten abgehängt. 1963 Neubau. 1918 wegen des benachbarten Realgymnasiums nach dem um 1600 für acht Jahre an der evangelischen Stiftsschule als Lehrer und für die Landstände als Astrologe in Graz wirkende Mathematiker und Astronomen Johannes Keppler benannt.

18. Einmündung ehemaliger linker Mühlgang: Schon im Mittelalter nützte man die Wasserkraft der Mur, indem man entlang der regulierten Seitenbäche Mühlen und Staustufen errichtete. Der linke Mühlgang zweigte unterhalb der Weinzödlbrücke von der Mur ab und wurde im Jahre 1977 zugeschüttet.

[------„Es gibt eine Stelle im Fluß mit Namen Boussa“, sagt sie, und ihr Zeigefinger beschreibt weiche Linien vor dem Gesicht, als male sie eine Karte in die Luft. (S193)------]

19. „Walfelsen“: Großer, stark abgeschliffener Felsblock in der Mitte des Flusses knapp unterhalb der ehemaligen Einmündung des linken Mühlganges. Er ist nur bei niedrigem Wasserstand der Mur sichtbar.

20. Lend: Der Name des 4. Grazer Stadtbezirkes bezeichnet allgemein einen Floßlandeplatz. Die planmäßige Anlage des Lendplatzes geht auf den Verlauf eines ehemaligen Murarmes zurück, der Mitte des 17. Jhdts. noch existierte.

21. Gewässergüte Mur: Die Gewässergüte der Mur im Stadtgebiet von Graz verbesserte sich seit den 70er Jahren stetig von damals außergewöhnlich stark verunreinigt (Gewässergüteklasse IV) bis heute mäßig verunreinigt (Gewässergüteklasse II).

22. Kaiser Franz Josef Kai: Knapp vor 1900 riss man die alte Muruferverbauung ab und legte entlang des östlichen Murufers eine Straße, den Stadtkai, an. Er wurde 1935 nach Kaiser Franz Josef I. benannt, der während seiner Regierungszeit 1848 bis 1916 Graz mehrmals besucht hat.

23. Murinsel: Neues Grazer Wahrzeichen, 2003 als Leitprojekt der „Kulturhauptstadt Europas“ nach dem Entwurf des New Yorker Raumkünstlers Vito Acconci im Fluss verankert.

24. Erich-Edegger Steg: Errichtet 1992 als für Fußgänger und Radfahrer wichtige Verbindung der beiden unterschiedlich hohen Uferniveaus, Planer Günther Domenig. Die Konstruktion ermöglicht einen ungehinderten Blick auf den Schlossberg. Teil der Kulturachse, die ihre Fortsetzung im Schlossbergtunnel in Richtung Universität findet.

[------Der Entdeckungsreisende dreht sich im Sattel zu Johnson um. „Genau“, erwiderte er, wobei er den Zettel zusammenfaltet und unter das Hutband klemmt. „Kannst du dir vorstellen, wie unglaublich öde das wäre, wenn ich mich immer nur an die nackten, kahlen Fakten hielte – ohne jeden Anflug von Ausschmückung? Die braven Bürger von London und Edinburgh wollen nichts von Elend und Niedertracht und siebenunddreißig aufgeschlitzten Sklaven lesen, mein Bester – ihr Leben ist auch schon so erbärmlich genug. Nein, die wollen von Prächtigkeit hören, ein bisschen was Exotisches und Ausgefallenes. Und was schadet es, wenn man ihnen das verschafft?“------]

Fortsetzung folgt ...
Wassersehenswürdigkeiten erarbeitet von
Wasserland Steiermark
8010 Graz, Stempfergasse 5 – 7
www.wasserland.at

Verfasser/in:
Jörg Kindermann
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