07/03/2018

Shirin Neshat. Frauen in Gesellschaft

Ausstellung in der Neuen Galerie Graz bis 22.04.2018

Vorträge & Filme entnehmen Sie dem Programm unter dem Link museum-joanneum.at

Shirin Neshats neuesten Film Looking for Oum Kulthum siehe Link diagonale.at

Diagonale 2018
13.18. März 2018
Tickets ab 7. März

07/03/2018

Ausstellung: Shirin Neshat. Frauen in Gesellschaft, kuratiert von Günther Holler-Schuster in der Neuen Galerie Graz

©: UMJ / N. Lackner

Shirin Neshat, Allegiance with Wakefulness, 1994,

Shirin Neshat, Ohne Titel, 1996, Aus der Serie Women of Allah, 1993-1997

Spätestens seit dem Sommer 2017 dürfte der Name Shirin Neshat sogar für Opernfans ein Begriff sein. Da hatte die 1957 im Iran geborene und dort aufgewachsene Künstlerin, die seit ihrem 18.Lebensjahr in den USA lebt, bei den Salzburger Festspielen mit einer Inszenierung der Aida ihr Regiedebut gegeben. Begonnen hat die Künstlerin, die einst von ihren Eltern zur Ausbildung nach New York geschickt wurde, mit Fotoarbeiten oder, besser gesagt, Fotobearbeitungen, die wie die Serie Women of Allah aus den 1990er-Jahren schon das Thema deutlich machen, um das Shirin Neshats Arbeiten bis heute kreisen. Ihre immer auch ein Stück weit rätselhaft bleibenden Bildwerke erschließen sich dem Betrachter trotz einer gewissen Verschlossenheit in der Ganzheit ihrer Werkgruppen oder Videos. Die Situation der Frauen in muslimisch geprägten Gesellschaften ist Neshats großes Thema, auch wenn sie – anschaulich und doch sehr persönlich auf den vier Wänden eines Ausstellungsraums The Book of Kings (2012) interpretiert. In allen ihren Arbeiten betrachtet die Künstlerin die Geschlechterdifferenz mit den Augen einer westlichen Betrachterin, zugleich scheint ihr die Lage muslimischer Frauen auch nach Jahrzehnten außer Landes so sehr verinnerlicht, dass man – vor allem ihre Videos und Filme betrachtend – den Eindruck gewinnt, sie selbst verkörpere die Frau in dieser männerdominierten Gesellschaft.
Günther Holler-Schuster, der Grazer Kurator der Ausstellung mit dem Titel Shirin Neshat. Frauen in Gesellschaft, die von der Kunsthalle Tübingen übernommen werden konnte, macht in seiner wirklich empfehlenswerten Kuratorenführung deutlich, wie Neshats Werk auch von den Widersprüchen zwischen westlichen und orientalischen Kulturtraditionen geprägt ist. Er versteht es großartig, Bögen zu spannen zu orientalischen Traditionen, zur Parallelen in der Entwicklung der westlichen Kunst, er bringt uns sein Wissen verständlich und vor allem nie langatmig näher. Allen, die die Ausstellung nicht oder ohne kuratorische Erklärung gesehen haben, sei die noch kommende Führung des Kunsthistorikers, der in der Gruppe G.R.A.M auch selbst als Künstler tätig ist, am letzten Tag der Ausstellung, dem 22.April 2018, ans Herz gelegt.
Rund um die Ausstellung gruppiert sich eine Fülle von Veranstaltungen zu den gezeigten Themen. Es gibt Vorträge, etwa zum Buch der Könige, zu Irans Kulturgeschichte und zur Stellung der Frau im Iran. Dazu zeigt man auch regelmäßig Shirin Neshats ersten Spielfilm Women without Men (2009), mit dem die Künstlerin, die sich zunehmend dem Filmgenre verschrieben hat, den Silbernen Löwen für die Regie bei den Filmfestspielen in Venedig gewinnen konnte.
Wer Shirin Neshats neuesten Film Looking for Oum Kulthum sehen will, der in einer verschachtelten Erzählung um den Mythos um die 1975 in Kairo verstorbenen Musikerin Umm Kulthum kreist, muss sich beim Diagonale-Verkaufsschalter um Karten anstellen. Die klassische Sängerin wurde in der arabischen Welt wie ein Popstar gefeiert. In diesem Film, der am 14.03. außerhalb des Wettbewerbs gezeigt wird, arbeitet die Künstlerin wieder mit Martin Gschlacht, dem österreichischen Kameramann, der schon in ihrem ersten Spielfilm hinter der Kamera stand.
Wer sich nun fragt, was meine Empfehlung zum Besuch der Ausstellung von Shirin Neshats Werk mit Architektur zu tun hat, dem sei geraten, genügend Zeit dafür einzuplanen, um die dort gezeigten Videos zur Gänze anschauen zu können. Einige von ihnen sind Zwei-Kanal-Videos, die schon räumlich spannend, einander gegenüber präsentiert werden. Turbulent, Rapture und Fervor arbeiten mit eindringlicher schwarz/weiss-Ästhetik und den räumlich einander gegenüberstehenden, in formale und inhaltliche Konfrontation gesetzten Bildwelten. Dann arbeitet die Künstlerin sehr bewusst und großartig mit Räumen, ob in den Landschaftsräumen von Mexiko in Tooba, in den Gassen des marokkanischen Forts Essaouira oder in der Weite eine Wüste.

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