19/05/2020

GAT veröffentlicht in der Kolumne Privatissimum vom Grilj jeden dritten Dienstag im Monat Texte zum Nachdenken.

Zur Person
Mathias Grilj (* Kamnik, SLO) lebt als freier Journalist und Schriftsteller in Graz.

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19/05/2020
©: Mathias Grilj

Mene mene tekel upharsim
(Privatmeinung)

Manche kriegen Größe,
wenn sie fallen.
Manche nie.
M.G.

Weil Kultur nicht ganz das Ihre ist, sei der etwas lunatischen Ex-Kulturstaats- sekretärin der obige Titel aus dem Akkadischen ins Persönliche übersetzt: „Gewogen und zu leicht befunden“. Das steht in einem ziemlich dicken Buch, beim Propheten Daniel. Kapitel 5, Vers 25. Es steckt zwischen der Schöpfungs- geschichte, wo alles anfängt, und der Apokalypse, wo es Granada spielt. Jetzt haben Sie vielleicht Zeit zum Lesen.

Dass ausgerechnet ein eher behäbiger Kleinkünstler wie Lukas Resetarits Sie zu längst fälligem Fall gebracht hat, entbehrt nicht der Ironie und entspricht zugleich passgenau Ihrem Format. Jaja, für diese Bemerkung werde ich bestimmt noch gerüffelt, man wird mir „Nachtreten“ vorwerfen und Mangel an Noblesse. Aber ich bin angeekelt von den ach-so-noblen Nachrufen, die man Ihnen flicht – ach, ausgewiesene Europaexpertin und ach, Feministin! Statt klipp und klar zu fragen: Wenn sie so famos ist, wie alle sagen, warum hat sie schon wieder versagt?

Allzu deutlich ist mir Ihr Gestammel im Zusammenhang mit Theater- produktionen – hab ich das richtig? – im Ohr. Da war von „Betreuerinnen“ und „Trainern“ die Rede... Meinten Sie damit Chefdirigentinnen und Regisseure? Und dass man inzwischen ja ohnehin „Text üben“ könne... Sie waren offensichtlich nie in einem Maschinenraum der Kunst.

Aber eine monatliche Überweisung kriegen Sie trotzdem noch aufs Konto, oder? Sie können die Miete zahlen? Gott sei Dank! Das sollten Sie allen Prekären erzählen, die das derzeit kaum können und in ihrer Verzweiflung nicht weiterwissen. So geht es Vielen in – wie Sie das wohl nennen – „unserem kreativen Bereich“. Dabei können Sie gern weiterhin Ihr ledriges Lächeln lächeln, so richtig brüsselgegerbt und weitab von Land und Leuten, weitab vom Leben und Leiden. Und vor allem vom Kennen und Können.

Da wird es Vielen „in unserem kreativen Bereich“ richtig warm ums Herz: „In der Kunstpartie muss sich wenigstens eine von uns nicht die geringsten Sorgen machen. Das Geld ist ihr immer grün.“

Grüßen Sie auch den Werner lieb und sagen Sie ihm – sobald er vom Ö-Ring kommt und Sie inzwischen den akkadischen Text geübt haben – ganz professionell, engangiert und kompetent: Mene mene tekel upharsim.
Das ist natürlich, wie damals beim biblischen Propheten, nur eine Privatmeinung. Aber in Privatmeinung ist Werner bekanntlich auch ziemlich gut.

Ikis

genau Hr. Grilj,
wie können Sie es wagen...
Dudu. [mit erhobenen Zeigefinger]
Sowas sagt man[n] nicht, das gehört sich nicht.
Die private Meinung kundzutun ist eine Angelegenheit die maximal im Wirtshaus beim Stammtisch oder Sonntags beim Frühschoppen mit-geteilt werden darf, nicht mittels digitalen Medium.
Wie können Sie es wagen...
Die [doppelmoralische] Gesellschaft sooo zu irritieren und vor den Kopf zu stoßen
UND die »Political Correctness« soo zu missachten?

Di. 19/05/2020 5:27 Permalink
democrat

Antwort auf von Ikis

sind wir jetzt in irgendeiner bescheuerten whatsapp-Gruppe?
gat ist eine plattform für architektur steiermark, schon vergessen? stammtischplaudereien zum stammtisch. ich möchte auf einer kulturplattform auch beiträge dazu lesen. und dieser beitrag ist ja kein privater kommentar sondern ein gesetzter beitrag. derart privat politsche äußerungen haben in diesem medium partout nichts verloren.leute, die über political correctness in anführungszeichen schreiben, sind mir und auch anderen demokraten suspekt!

Di. 19/05/2020 8:31 Permalink
Günter Knaß

Geschätzter Herr Mathias Grilj!
(Bis gestern Sehr geschätzter...)
Ich habe soeben Ihr Privatissimum gelesen. Auch wenn Sie es vielleicht nicht glauben können, war auch ich nie begeistert von der Bestellung von Frau Lunacek.
(Und jede/jeder die/der in die Kunstszene nur ein bisschen hineingeschnuppert hat, wusste, dass diese Bestellung nicht glücklich war.)
Doch dass Ihnen jetzt nach dem Abgang nichts Besseres gelingt, als noch einmal ordentlich "hinzuhauen", enttäuscht eigentlich sehr und spricht nicht unbedingt für Sie und dem Sinn des Privatissimums auf GAT.
Ich würde mich sehr freuen, wenn ein so begabter Künstler wie Sie es sind, seine Fähigkeiten und Können auf GAT bald wieder wirklich zum Nachdenken für mich am dritten Dienstag im Monat präsentieren wird.
Ich freue mich auf das nächste Privatissimum vom Grilj
Günter Knaß

Di. 19/05/2020 1:12 Permalink
Elisabeth Kabelis-Lechner

ja Sie haben völlig recht, das wird man Ihnen vorwerfen, dieses Nachtreten, Frauenbashing und Grünenbashing. Gleichzeitig bekommt auch noch Resetarits von Ihnen ausgerichtet, dass er ein eher behäbiger Kleinkünstler ist. Das alles spricht für Ihr Format.

Di. 19/05/2020 1:06 Permalink
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