19/11/2003
19/11/2003

Fotos: (c) Werner Feiersinger, Veronika Hofinger, Wolfgang Retter

Fotos: (c) Werner Feiersinger, Veronika Hofinger, Wolfgang Retter

Die Preisverleihung und Eröffnung der Ausstellung aller eingereichten Arbeiten zum Preis des Landes Steiermark für Architektur 2002 wird am 21.11.2003 um 19 Uhr im HDA Haus der Architektur stattfinden.

Das Land Steiermark vergibt in zweijährlichem Rhythmus einen Preis für die besten in seinem Gebiet verwirklichte Architektur. Die vom Land bestellte Jury beschloss am 10.4.2003 nach eingehender Diskussion der 44 eingereichten Projekte und Besichtigung ausgewählter Bauten einstimmig, den Preis des Landes Steiermark 2002 an die Architekten Mag. Wolfgang Tschapeller und Mag. Friedrich Schöffauer aus Wien für das Bauwerk der Bezirkshauptmannschaft Murau zu vergeben.
Das Projekt für die Bezirkshauptmannschaft Murau ging 1996 aus einem geladenen Wettbewerb als Gewinner hervor. Das Preisgericht formulierte damals zum Projekt auszugsweise: „Die städtebauliche Antwort auf die gestellte Aufgabe wird als außerordentliche Lösung, die einerseits von der naturräumlichen Situation der Murufer, andererseits von einer intensiven Analyse der Potenziale des Bauens in der Landschaft ausgeht, verstanden...Die dargestellte Gebäudegruppe lässt in Verbindung mit dem Naturraum einen Ort entstehen, der jedenfalls die Erfordernisse der Bezirkshauptmannschaft allein transzendiert. Neben den Bezügen zu den Wasserflächen der Mur und der Ranten ist auch auf der Orientierung zum Schlossberg und zur Altstadt hinzuweisen.“ Das Preisgericht empfahl die Realisierung des Entwurfes. Im Juli 1999 wurde mit den Ausführungsarbeiten begonnen, im Dezember 2001 erfolgte die Inbetriebnahme, im Frühjahr 2002 die Eröffnung.

Die Jury des Landespreises für Architektur 2002 begründet ihre Entscheidung mit der überzeugenden Einbettung in das Gelände und das Stadtgefüge, der nutzungsadäquaten Gliederung der Baukörper und den Eigenschaften des Bauwerks im Detail. Diese Qualitäten sind aus den bereits im Wettbewerb ausgezeichneten Ansätzen des Entwurfs schlüssig abgeleitet.

Ausführlich argumentiert die Jury wie folgt: Der in drei Gebäude aufgelöste Komplex der Bezirkshauptmannschaft besetzt ein Gelände, aus dem künstliche Aufschüttungen entfernt wurden, um den zur Mur steil abfallenden Nordhang neu zu modellieren und die Gebäudeteile zu verankern. Der städtebauliche Bezug in der äußerst schwierigen Topographie am südlichen Murufer ist sehr gut gelöst, das Gesamtkonzept nimmt subtil Bezug auf die besondere landschaftliche und stadträumliche Situation. Erst mit dieser Lösung der Bauaufgabe entsteht eine „architektonische Promenade“, in der die drei Baukörper ein Ensemble bilden. In diesem ist der Mursteg ein räumlich schlüssiges, verbindendes Element zwischen Stadt und Bahnhof.

Funktional entspricht die Gliederung der Bauaufgabe in drei Baukörper den Aufgaben der Behörde und sorgt für die maßstäbliche Einfügung in die örtlichen Bauvolumen. Die nach außen einfach wirkenden Baukörper entwickeln innen eine hohe Raumdynamik und weisen bemerkenswert feinsinnige Lichtführungen auf, welche bis in das unterste Geschoss den Eindruck eines überschaubaren Verwaltungsbaus vermitteln. Die Nordfassade als gebaute Mauer aus Glas übernimmt ein topographisches Element in den Bauwerksentwurf. Sie gibt Ausblicke auf den Fluss und die darüber liegende Stadt frei; sie steht auch für den energetisch sinnvollen Einsatz von Glasflächen, der ausschlaggebend für das ohne Klimatisierung erzielte angenehme Raumklima ist.

Im Einsatz der Materialien am Bauwerk wird ein gestalterisches Konzept sichtbar, welches den Baustoffen folgt. Der Entwurf reiht den Werkstoff Holz, etwa für die Innenhaut der Halle und als Möbelwerkstoff, an vorderste Stelle. Hervorzuheben ist außerdem die hohe Qualität in der Durchbildung der Details, wobei letztlich der aufwändige Einsatz an konstruktiven Mittel und Methoden in einer verblüffenden, nahezu didaktischen Konsequenz durchgeführt ist.

Die Jury setzte sich aus Arch. DI Ernst Hubeli, Zürich, Arch. DI Friedrich H. Mascher, Wien, Arch. DI Gerald Deutschmann, Tobelbad, Walter Titz, Graz, Dr. Walter Nerath und LAbg. Franz Majcen, zusammen. Der Entscheidung liegt das Statut des Landespreises für Architektur zugrunde.

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