06/07/2011
06/07/2011

Die Pensionen von ca. 6000 in der Kammer für Architekten und Ingenieurkonsulenten eingetragenen ZiviltechnikerInnen sind nach neuesten Berechnungen nicht mehr sicher. Um eine Not-Reform ab 2012 zu verhindern, die mit drastischen Kürzungen der Leistungen verbunden wäre und in kurzer Zeit zum ökonomischen Kollaps des Pensionssystem führen würde, fordert die IG Architektur die Intensivierung der Verhandlungen mit dem Ziel einer Überführung der Pensionsversicherung der ZiviltechnikerInnen in das FSVG. Ein Ergebnis muss bis Ende 2011 vorliegen, um die notwendigen gesetzlichen Maßnahmen zeitgerecht beschließen zu können. Die IG Architektur mahnt daher PolitikerInnen wie KammervertreterInnen nachdrücklich, Ihre Verantwortung für einen für die österreichische Gesellschaft wichtigen Berufsstand wahrzunehmen.

ArchitektInnen und IngenieurkonsulentInnen arbeiten in Österreich unter gesetzlichen Rahmenbedingungen, die als Voraussetzung für die Berufsausübung die Zugehörigkeit zu einer eigenen Kammer festlegen.

Diese Kammer regelt nicht nur den Berufszugang (über eine gesetzlich geregelte Ziviltechnikerprüfung, die zusätzlich zu einem langen Studium und dem Nachweis mehrjähriger Praxiszeiten abgelegt werden muss) und die Berufsausübung.

Die ArchitektInnen sind darüber hinaus verpflichtet, einem eigenen Pensionssystem (genannt Wohlfahrtseinrichtungen) beizutreten, das in der Kammer verwaltet wird, welches mit anderen österreichischen Pensionssystemen (ASVG, GSVG, etc.) nicht kompatibel ist und im Gegensatz zu allen anderen Pensionssystemen keinerlei staatliche Zuschüsse erhält. Das bedeutet für ArchitektInnen seit Jahren erhebliche ökonomische Nachteile gegenüber anderen PlanerInnen (planende BaumeisterInnen, technische Büros), weil sie höhere Prämien erbringen müssen und aus geleisteten Versicherungsbeiträgen in das staatliche Pensionssystem während der verpflichtenden Praxiszeit keine Pensionsansprüche erwerben.

Diese nachteilige Situation verschlechtert sich nun zusätzlich! Neue Berechnungen haben ergeben, dass ökonomische und demographische bedingte Veränderungen jetzt zu einer existentiellen Gefährdung der Sicherung der Pensionen von ArchitektInnen führen können. Und dies schon in kurzer Zeit.

Die ArchitektInnen bemühen sich daher seit einem Jahr intensiv um eine Lösung des Problems und streben eine Überführung der Wohlfahrtseinrichtungen in das FSVG an. In diesem sind derzeit ApothekerInnen und ÄrztInnen versichert.

Im Gegensatz zu der in der letzten Zeit ins Gerede gekommenen Pensionsvorsorge der WKO handelt es sich bei den Wohlfahrtseinrichtungen nicht um die „zweite“ Säule, sondern es ist dies die einzige Säule der ArchitektInnen und IngenieurkonsulentInnen, also die einzige Absicherung dieser Berufsgruppe im Alter.

Die IG Architektur ist besorgt über den schleppenden Fortgang dieser Verhandlungen zwischen der Kammer und den zuständigen Ministerien und weist auf Konsequenzen hin, sollte es nicht bis Ende 2011 zu einer Einigung kommen. In diesem Fall stünden in einer dann notwendigen Reform der Wohlfahrtseinrichtungen drastische Kürzungen der Leistungen in Aussicht. Diese Kürzungen der Leistungen würden mit großer Sicherheit zu Lasten der jüngeren ArchitektInnen gehen. Die Perspektive, zwar viel einzahlen zu müssen, aber dafür sehr wenig Pension zu erhalten, würde mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem Rückgang der Neuzugänge in den Wohlfahrtseinrichtungen führen und damit in kürzester Zeit zu einem Kollaps des Pensionssystems für ArchitektInnen.

Architektinnen und Architekten erbringen für die Gemeinschaft wichtige Planungsleistungen, die für das Leben und Arbeiten einer Mehrheit der Bevölkerung eine gewohnte und unverzichtbare Qualität ihrer Lebensumstände sichert und eine nachhaltige Zukunftsperspektive ermöglicht.

Es ist daher nach unserer Auffassung in keiner Weise gerechtfertigt, die ArchitektInnen bei ihrer Altersvorsorge allein zu lassen und seitens des österreichischen Staates nicht zu unterstützen. Ein solches Vorgehen entspricht nicht den Gleichheitsgrundsätzen und würde eine Schwächung des Berufsstandes der ArchitektInnen bedeuten, die in ihrer Auswirkungen auf die Sicherheit und Lebensqualität und den Kreativstandort Österreich nicht zu unterschätzen ist.

Die IG Architektur fordert daher eindringlich alle Beteiligten – KammervertreterInnen wie VertreterInnen der Ministerien sowie PolitikerInnen – auf, die Verhandlungen mit großem Nachdruck auch über den Sommer weiterzuführen und sicherzustellen, dass es noch vor Jahresende zu einem Ergebnis kommt.

TERMIN:
Informationsveranstaltung zur Zukunft der Altersvorsorge der ZiviltechnikerInnen
WANN: Mittwoch, 6. Juli 2011, 17.30 Uhr
WO: Museum Karlsplatz, 1040 Wien

Am Podium:
Architekt DI Georg Pendl /Präsident bAIK
SC Dr. Walter Pöltner /Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz
DI Andreas Neukirchen /Vorsitzender WE-Kuratorium
Dr. Bernhard Wisleitner /Geschäftsführer WE
Architekt DDI Herbert Ablinger /Vorsitzender Sektion Architekten

Moderation:
Dr. Gerfried Sperl /Journalist KONTAKT:
ig architektur
Matthias Finkentey
(Organisatorischer Leiter)

Gumpendorferstraße 63b
1060 Wien, Austria

T +43 (0)1/4089360
F +43 (0)1/9452957
organisation@ig-architektur.at

Verfasser/in:
IG Architektur
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