29/07/2013

Der Virtuelle Architekturführer Steiermark (VAF) ist eine Sammlung der steirischen Architektur. Ziel und Anliegen ist es, die aktuelle regionale Architektur zu dokumentieren und auf das Erbe der Baukultur seit Beginn des 20. Jahrhunderts zurückzublicken. Die hier gezeigten Bauten sind Teil dieser Sammlung, welche laufend ergänzt wird.

Projekteinreichungen / Kontakt:
Redaktion VAF
Karin Wallmüller
k.wallmueller@aon.at

29/07/2013

Um- und Zubau der ehemaligen Pädagogischen Akademie Graz-Eggenberg

Architektur: Architekt Goltnik ZT GmbH©: Martin Grabner

Um- und Zubau der ehemaligen Pädagogischen Akademie Graz-Eggenberg
Architekt Goltnik ZT GmbH, 2010

Nach dem Auszug der Pädagogischen Akademie aus dem denkmalgeschützten Komplex von Günther Domenig und Eilfried Huth aus dem Jahr 1969, drohte das zugleich radikal formalistische und funktional durchdachte Monument des Brutalismus zu verwaisen. Es kam aber anders: Mit der Graz International Bilingual School (GIBS) fand sich eine andere Schule, die im Herbst 2010 nach einem behutsamen Um- und Zubau durch Architekt Wladimir Goltnik in die Architekturikone einzog.

Der zweigeschoßige Zubau für mehrere Klassen- und Spezialunterrichtsräume dockt mit einem zweiten Stiegenhaus und einem Aufzug an die Südseite des Gebäudes an, wo schon Huth und Domenig im Wettbewerb eine Kirche platziert hatten, die dann aber nicht realisiert wurde. Der Baukörper zitiert mit seiner kubischen Formensprache, dem Spiel mit unterschiedlichen Höhen und den markanten Eckfenstern, den Bestand ohne ihn zu kopieren. Die Beplankung der Stahlbetonkonstruktion mit sägerauem Lärchenholz spiegelt die, von der Schalung bestimmte, Sichtbetonoberfläche des Bestands wider und wird sich durch die Witterung mit den Jahren farblich weiter an diesen angleichen. Innen dominiert auch im Zubau Sichtbeton; weiße Böden invertieren abermals den schwarzen Asphaltboden des Bestandes.
Dort wurden alle Sichtbetonoberflächen von zwischenzeitlichen Installationen befreit und von neuen freigehalten, indem diese in abgesetzten weißen Friesen laufen, die sich vom Zubau ausgehend, wie eine unabhängige Struktur im Gebäude ausbreiten. An vielen Stellen finden sich neben den neuen Lichtschaltern in den Friesen noch die originalen (vom Stromnetz getrennten) Schalter und die alten Schulglocken, die in die breiten Türstöcke aus Holz integriert waren. Wo möglich, wurden diese genauso wie die Fensterstöcke, die eine neue Isolierverglasung erhielten, erhalten. Auch die bestehenden, in die Betondecken eingepassten, Beleuchtungskörper wurden erhalten; ein zeitgemäßes Lichtsystem wurde als neuer Layer abgehängt. Der markante Treppenturm wirkt durch zusätzliche Strahler in der Lichtkuppel und ein, im neuen Handlauf integriertes Lichtband deutlich heller, die rohe Materialität und die klare Formensprache werden neu in Szene gesetzt. Um den Brandschutzbestimmungen zu genügen, mussten die Vorbereiche der Klassen durch Glaswände von der zentralen Halle getrennt werden, sie fügen sich jedoch als Gruppenräume gut in ein modernes pädagogische Konzept.

Dem Umbau von Goltnik gelingt es, die Architektur von Domenig und Huth weder zu vereinnahmen, noch sich vor lauter Ehrfurcht zu verstecken: Das Neue respektiert das Alte und tritt mit ihm in Dialog. (Text: Martin Grabner)

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