21/04/2014

Der Virtuelle Architekturführer Steiermark (VAF) ist eine Sammlung der steirischen Architektur. Ziel und Anliegen ist es, die aktuelle regionale Architektur zu dokumentieren und auf das Erbe der Baukultur seit Beginn des 20. Jahrhunderts zurückzublicken. Die hier gezeigten Bauten sind Teil dieser Sammlung, welche laufend ergänzt wird.

Projekteinreichungen:
Redaktion VAF
Karin Wallmüller
k.wallmueller@aon.at

21/04/2014

Saubermacher Ecoport, Feldkirchen, Ansicht von Süden mit Eingang. Bramberger [architects] und Atelier Thomas Pucher, 2011. Foto: Jorj Konstantinov

Saubermacher Ecoport, Feldkirchen, Bramberger [architects] und Atelier Thomas Pucher, 2011

Geladener Wettbewerb: 2008

Mit dem Saubermacher Ecoport hat das Grazer Architekturbüro Bramberger [architects] gemeinsam mit dem Atelier Thomas Pucher ein Kompetenzzentrum für Abfallwirtschaft geschaffen, das die (Unternehmens-)Philosophie eines verantwortungsvollen Umgangs mit Ressourcen durchdacht und unaufgeregt umsetzt.
Der Name wie auch die Lage nahe dem Flughafen Graz sind der internationalen Ausrichtung des Unternehmens geschuldet, für dessen weltweit agierende Mitarbeiter das neue Gebäude als ein Hafen fungieren soll. Von der Straße aus gesehen scheint der vom Boden abgehobene Baukörper über der darunter durchfließenden Parkebene zu schweben.
Die Grundidee des, als Sieger aus einem geladenen Wettbewerb hervorgegangenen Entwurfs ist eine ganz einfache: Eine klare Struktur mit kurzen Wegen und viel innerer Transparenz. Die Kommunikation zwischen den Abteilungen und Mitarbeitern ist die Unternehmensstruktur abbildend horizontal orientiert, was sich auch an der Fassade abzeichnet. Gruppiert um eine zweigeschoßige Atrium-Halle erschließen sich übersichtlich orthogonal angeordnet die Räumlichkeiten der einzelnen Unternehmensbereiche. Die kammartige Struktur mit vier Fingern ermöglicht Durchblicke durch das ganze Gebäude: entlang informeller Treffpunkte wie Teeküchen und Balkonen, zwischen den Büroräumen, quer über die Höfe. Diese ziehen sich tief ins Gebäude und sind abwechslungsreich begrünt um für jeden Arbeitsplatz einen Bezug zur Natur und eine Identifikationsmöglichkeit herzustellen. Die modulare Struktur hat sich bereits bewährt, denn wurde zu Baubeginn wirtschaftskrisenbedingt noch über die Reduktion um einen Finger nachgedacht, wurde schon kurz nach dem Bezug über eine Erweiterung um zwei Finger gesprochen.

Das unbestrittene Herz des Gebäudes ist das große lichtdurchflutete Atrium, das neben Raum für die täglichen Begegnungen der Mitarbeiter auch eine repräsentative Bühne für öffentliche Veranstaltungen bietet. Die breite, als einziges Element aus dem orthogonalen Raster heraustretende, Treppe unterstreicht das Konzept der Bewegung, Begegnung und Kommunikation, der Lift tritt bewusst in den Hintergrund. Er verschwindet fast in einer begrünten Wand, die sich über die zwei Geschoße und das Untergeschoß mit dem Zugang zu den Parkplätzen zieht. Doch sie sieht nicht nur gut aus, sondern dient auch dem Raumklima und unterstreicht den ökologischen Anspruch der Unternehmens wie auch des Gebäudes. Und das wurde als eines der ersten Bürogebäude mit dem klima:aktiv Zertifikat ausgezeichnet.

In das Glasdach des Atriums ist eine dünne Photovoltaikschicht integriert, die neben der Energiegewinnung auch beschattend der sommerlichen Überhitzung entgegenwirkt. Zusätzlich steht ein Beschattungs-Screen zur Verfügung und automatisch öffnende Fenster sorgen für Nachtabkühlung. Weitere Photovoltaikflächen in der Südfassade, Sonnenkollektoren, die Aktivierung der Sichtbetondecken sowie des Fußbodes der Halle zur Heizung und (Grundwasser-)Kühlung, Regenwassernutzung, Elektrotankstellen und ein tageslichtoptimierendes Fassadenkonzept aus Sonnenschutzlamellen und separatem Blendschutz komplettieren die Ökobilanz des Niedrigenergiehauses.

Nachhaltigkeit und Innovation im Umgang mit jeder erdenklichen Art von Abfall spiegeln sich auch in der spannenden Installation „Restwerk / Restwert“ von Richard Kriesche im Atrium und auf der vorgelagerten Eingangsterrasse wider, die sie sich übrigens mit mehreren rotblättrigen „Crimson King“ Ahorn-Bäumen teilen muss. Dem Corporate-Identity-Baum des Unternehmens. (Text: Martin Grabner)

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