29/01/2018

Frauenhaus Graz

Architektur
leb-idris architektur, Graz, 2016

Bauherr
GBG - Gebäude- und Baumanagement Graz

Auszeichnung
ZV-Bauherrenpreis 2017, Nominierung

29/01/2018

Frauenhaus, Fröhlichgasse 61, 8010 Graz

Architektur: leb-idris architektur©: paul ott photografiert

Frauenhaus Graz

Architektur: leb-idris architektur, Graz, 2016

Bei der Funktionssanierung des Frauenhauses in der Fröhlichgasse 61, 8010 Graz, von den Architekten Jasmin Leb-Idris und Jakob Leb, galt es den Bestand zu erneuern und ein neues Konzept des Vereins Frauenhäuser Steiermark umzusetzen (Wettbewerb 2015). Ein Ziel war die Sichtbarmachung des Themas „Gewalt in der Familie“ und es wurde ein Frauenhaus mit größtmöglicher Sicherheit und einem offenen und ansprechenden Ambiente geschaffen. Auftraggeber war die GBG - Gebäude- und Baumanagement Graz GmbH, genutzt wird das Gebäude vom Verein Frauenhäuser Steiermark - Soforthilfe für bedrohte und misshandelte Frauen und deren Kinder.

Das umstrukturierte und erweiterte fünfstöckige Gebäude aus den Sechzigerjahren zeigt einen klar organisierten und funktionellen Grundriss. Der vorgesetzte, leuchtend gelbe Eingangsbereich bietet Platz für Kinderwägen und Fahrräder und dient als Zwischenzone. Nach einer großzügigen Rampe erreicht man über eine Sicherheitsschleuse die Rezeption. Diese ist 24 Stunden am Tag besetzt und bietet freie Sicht auf Straße und Vorgarten. Der übersichtlich und sehr hell gestaltete Empfang öffnet sich südseitig zum Garten. Dies wurde durch die neue Positionierung des Lifts ermöglicht, die Belichtung und Transparenz für die Erschließungsbereiche des gesamten Hauses bietet.
Im Erdgeschoß und dem ersten Stock sind öffentliche Bereiche wie die Verwaltung, gemeinschaftliche Kinder- und Kreativräume, Räume zur ambulanten Beratung mit Wartezone, ein Kindertherapieraum, Bewegungsraum und ein Second-Hand Shop angeordnet. Die Allgemeinflächen sind in den Farben Gelb, Grün und Braun gestaltet. Aus den Aufenthaltszonen im erhöhten Erdgeschoß ist eine Terrasse barrierefrei zugänglich. Die erforderliche Böschung ladet zum Spielen und  In-der-Sonne-Liegen ein. Der Garten wird über den Lift barrierefrei erschlossen.

Entsprechend dem neuen Betreuungskonzept, der Grundlage des Wettbewerbs, wurden Wohngemeinschaften entwickelt. Jede Wohngemeinschaft ist mit einer Wohnküche und einem Wohn- bzw. Spielzimmer ausgestattet, jedes Stockwerk hat einem eigenen Beratungsraum. Die Wohnbereiche ab dem zweiten Obergeschoß sind in den Farben Mauve, Rosa und Orange eingerichtet. Das eigens entwickelte Farb- und Leitsystem sorgt für eine bessere Orientierung und wurde gemeinsam mit dem Verein und Pengg Design entwickelt. Die Wohneinheiten sind nach berühmten Frauen benannt und die Kinder können sich an Tieren orientieren.
Für die Einrichtung wurden individualisierte pragmatische Lösungen entwickelt um ein „Heimambiente“ nach Möglichkeit zu vermeiden. Holzböden und der ursprüngliche Terrazzo im Stiegenhaus wurden erhalten und renoviert. Die Innenarchitektur und erhaltene Objekte aus den 1960er Jahren von Fanny & Mari (Kleiderhaken und Lampen in den Gängen der Wohngemeinschaften) verweisen auf die Entstehungszeit des Gebäudes. (Text: Sonja Veidinger, M.A.)

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