23/11/2011
23/11/2011

Die erste Legislaturperiode des Fachbeirates wird zeigen, ob und wie das Gremium in Graz arbeiten kann. Die fachliche Qualifikation des Beirates steht außer Frage. Der Umgang der Politik mit dessen Entscheidungen bleibt hingegen abzuwarten. Das Umgehen und Ignorieren zahlreicher negativer ASVK Gutachten der vergangenen Jahre kann als mahndendes Negativbeispiel herangezogen werden. Ebenso spannend ist die Form der Einbindung des Fachbeirates in die jeweiligen Projektphasen. Bebauungspläne beispielsweise werden in Graz derzeit anlassbezogen erstellt und zeichnen zumeist die Konturen der Investorenprojekte exakt nach. Wenn es nicht gelingt, die Entwürfe vor der Bebauungsplanung mit dem Fachbeirat abzustimmen, hat dieser nur noch die Fassadengestaltung mitzubestimmen. Der Fachbeirat muss vor der Bebauungsplanung involviert werden, meint daher Stadtplanungschef Heinz Schöttli.
Im Idealfall soll der Beirat bereits wähernd der Entwurfsphase als beratendes Gremium mit Projekten konfrontiert werden. Die Diskussion mit den Beiratsmitgliedern soll BauwerberInnen und PlanerInnen helfen, optimale Lösungen zu erzielen. Laut Stadtbaudirektor Bertram Werle kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass fertige Projekte ohne vorhergehende Abstimmung eingereicht werden. Sollten diese dem Beirat dann missfallen, müss(t)en Behörden und Politik die Konsequenz zeigen, den Bauwerber zurück an den Start zu schicken. Sobald hier Ausnahmen geschehen, wird der Fachbeirat obsolet.
Schließlich wird sich erst in einigen Jahren zeigen, wenn die ersten beiratspflichtigen Projekte realisiert werden, inwieweit auch die Umsetzung den Vorgaben des Beirates folgt. Nachträgliche Änderungseinreichungen oder Abweichungen in der Ausführung müssten in einer Form wirkungsvoller sanktioniert werden, als dies der ASVK derzeit gelingt.
Positiv stimmt die Auswahl der Beiratsmitglieder, welche kompetent, kritisch und und im Beiratswesen erfahren sind. Seitens der BauwerberInnen, PlanerInnen und der Politik muss diese Chance nun aktiv und positiv wahrgenommen werden. Der Diskurs mit dem Beirat muss ernst genommen werden und dessen Entscheidungen sind seitens der Behörden und der Politik kompromisslos umzusetzen.

Verfasser/in:
Martin Brischnik, Kommentar
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