19/12/2018

Zur aktuellen Diskussion zu den Vorgängen betreffend den Neubau der Erweiterung des MCI – Management Center Innsbruck, wurde dem aut. architektur und tirol die Stellungnahme von Architekt Dietmar Feichtinger übermittelt, der den Vorsitz in der Jury des Architekturwettbewerbs 2016 innehatte.

Der originale Brief ist hier downzuloaden.

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19/12/2018

Offener Brief zu den Vorgängen betreffend den Neubau der Erweiterung des MCI

Ein Plädoyer für einen neu auszutragenden Architekturwettbewerb als Ausdruck politischer Verantwortung.

Eine Absage an ein Generalübernehmerverfahren, das politische Verantwortung in private Hände überträgt.

Jeder nicht realisierte Wettbewerbsgewinn ist eine Vergeudung von finanziellen Mitteln und intellektueller Energie der ausschreibenden Organe, der Teilnehmer, der Jury.

Ein einstimmig von der Jury, deren Vorsitz ich innehatte, ausgewähltes Projekt für die Erweiterung des MCI, die beste Antwort der vorliegenden Arbeiten auf die gestellte Aufgabe, kann aus ökonomischen Gründen, die vielfache Ursachen haben, nicht ausgeführt werden.

Ein neues Projekt wird gesucht.

Verstehen wir die Situation als Chance, das Programm des Projektes noch einmal zu überdenken:

Muss die Busgarage unterirdisch im Stadtzentrum situiert sein oder genügt eine Haltestelle mit Wartemöglichkeit? Die Kombination des Universitätsgebäudes mit dem Busterminal trägt zweifelsohne zur Komplexität der Aufgabe und den hohen Kosten bei.

Sind die Bundesgärten zu einer Evolution Ihres Grundes bereit und gelingt es, ein städtebauliches Konzept im Herzen von Innsbruck zu entwickeln?

Architekturwettbewerbe sind die Möglichkeit des Bauherrn, unterschiedliche Lösungen zu vergleichen und die optimale Lösung zu finden.

Generalübernehmerverfahren stellen die städtebauliche und baukulturelle Auseinandersetzung in den Hintergrund. Inhaltliche Themen, die Nutzer und Bewohner der Stadt betreffen, werden den Interessen der Anbieter untergeordnet. Ein „schlüsselfertiges“, kostengünstiges und termingerecht geliefertes, Gebäude mit gestalterischem Anspruch ist eine Illusion. Zu sehr spalten sich bei diesen Verfahren die Interessen des Auftragsnehmers und die des Auftragsgebers. Beispiele gibt es genug.

Das Land Tirol und die Stadt Innsbruck haben mit Ihrem Engagement und Ihrer klaren Haltung zur Architektur Zeichen setzen können, die weit über die Landesgrenzen Beispiel gebend sind.

Bauen als politische Verantwortung und kulturelles Bekenntnis, als Antwort auf Anforderungen, die wir an die von uns gestaltete Umwelt stellen und die wir unseren Kindern schulden.

Diese Verantwortung ist unübertragbar und nur ein Architekturwettbewerb, der das Projekt in den Mittelpunkt stellt, schafft die entsprechende Voraussetzung.

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