08/12/2014

Living Octothorpe beschäftigt sich mit dem Wohnen in immissionsintensiven Gebieten – konkret an der Waagner-Biro-Straße westlich des Grazer Hauptbahnhofs.

Das Projekt von Dominik Zach entstand 2013/14 als Diplomarbeit im Rahmen des Master-Studiums Architektur an der FH Joanneum Graz und wurde von Architekt Thomas Pucher betreut.

Die Diplomarbeit kann in der Bibliothek der FH Joanneum Graz eingesehen werden.

Die GAT-Reihe young planning präsentiert seit Oktober 2014 architektonische und städtebauliche Entwürfe, die im Rahmen von Diplomarbeiten an österreichischen Technischen Universitäten und Fachhochschulen entstanden sind. Die Arbeiten werden auf Empfehlung von ProfessorInnen und StudienlehrgangsleiterInnen ausgewählt

08/12/2014

Diversity _ Durch Anheben der Wohngeschoße und die Integration von Gewerbe werden die Erdgeschoßzonen zu Orten der Begegnung unterschiedlichster Personengruppen.

©: Dominik Zach

Ansicht Waagner-Biro-Straße. Durch die Schaffung von Grünraum entsteht ein immissionsminderndes Mikroklima.

©: Dominik Zach

Studentenheim: unterschiedlich gekippte Fassaden und starker Grünraumbezug.

©: Dominik Zach

Schwarzplan

©: Dominik Zach

Lageplan

©: Dominik Zach

Regelgeschoße

©: Dominik Zach

Querschnitt

©: Dominik Zach

Längsschnitt

©: Dominik Zach

Ansicht Ost mit Wasserturm

©: Dominik Zach

In dieser Diplomarbeit wird unter der Betreuung von Architekt Thomas Pucher die Thematik des internationalen Workshops Offroad Architecture 2013 an der FH Joanneum in Graz bearbeitet, worin zwei nebeneinander liegende Grundstücke westlich des Grazer Hauptbahnhofs im Bereich des kürzlich renovierten Wasserturms mit einer Gesamtfläche von etwa 27.000 qm einer neuen und zukunftsorientierten sowie zur Entwicklung der Stadt Graz passenden Nutzung zugeführt und ein funktionierendes städtebauliches Gesamtkonzept erstellt werden sollen.

Die Arbeit lässt sich folglich in zwei Teile gliedern. Der theoretische Abschnitt behandelt die Entwicklung des Wohnverhaltens bzw. den wachsenden und sich verändernden Anspruch an den Wohnraum, sowohl im Eigentum als auch im Mietverhältnis. Darin wird dargestellt, dass in den vergangenen Jahrzehnten verschiedenste Lebensstile entstanden sind, von welchen jeder individuelle Ansprüche an den eigenen Wohnraum hat.

Der Hauptteil der Arbeit bezieht sich auf die Erkenntnisse aus dem vorangegangenen theoretischen Teil. Jede Wohnform und jeder Lebensstil soll integriert werden, vom Beginn des selbständigen Lebens in Studienzeiten über die Familiengründung bis hin zu einer betreuten Wohnform in fortschreitendem Alter. Zusätzlich muss auf Umgebungsbedingungen und städtebauliche Entwicklungen an diesem Standort eingegangen werden. Diese Faktoren werden erkenntlich gemacht und aufgearbeitet, um anschließend einen Lösungsweg zu erarbeiten. Nutzungen in direkter Umgebung, verkehrstechnische Anbindungsmöglichkeiten, höhenbezogene Kriterien, vorhandene Bebauungsarten und lärmtechnische Analysen werden getätigt, um einen möglichst weitreichend fundierten Entwurf zu kreieren.

Vorerst entsteht die Idee eines Grünraums für jeden Lebensstil, abgestimmt auf dessen möglichen Bewegungsradius, da es beispielsweise einem Studierenden möglich ist, weitere Strecken bis zu einer Grünzone zurückzulegen als Personen in höherem Alter. Als Ansatz zur besseren Anbindung an den öffentlichen Verkehr soll der in Zukunft möglicherweise entfallende Busbahnhof Graz, welcher sich seit geraumer Zeit am Andreas-Hofer-Platz befindet, auf dem Grundstück integriert werden. Aufgrund zweier bereits bestehender Fußgängertunnel zum Hauptbahnhof im Bereich des Wasserturms und dem Haupttunnel zu den Bahnsteigen ist eine sehr gute Konnektivität auf das Bahnhofsgelände geschaffen, sodass inmitten dieser Tunnelportale auf dem Grundstück eine große öffentliche Zone entstehen soll.

Ein besonders folgenreiches Kriterium ist die vorhandene Umgebungslautstärke. Um einen angenehmen Wohnraum zu schaffen, muss von Lärmschutzwänden Abstand genommen werden, da deren Erscheinung oftmals eine freiheitsraubende Gemütsrichtung hervorrufen kann. Um jedoch trotzdem eine angenehme Wohnumgebung zu schaffen, kann die Schallreflektion aktiv genutzt werden. Durch Kippen der Fassaden wird Schall erheblich schneller abgeleitet und durch zusätzliche Grünzonen absorbiert.

Da die letzten Jahre ersichtlich machten, dass Wohnungen im Erdgeschoß einer erschwerten Vermietbarkeit unterliegen, soll dieses Gebiet eine öffentliche Erdgeschoßzone erhalten. Durch Anhebung des ersten Wohngeschoßes wird ermöglicht, dass Zwischendecken zu einem späteren Zeitpunkt entfernt werden, um einer gewerblichen Nutzung wie beispielsweise einem Nahversorger entsprechende Raumhöhen anbieten zu können.

Durch diese große Vielfalt an Kriterien und der Entscheidung, eine Achsenmatrix unter Berücksichtigung bestehender Umgebungsgebäude, künftiger Fußgängerwege, bereits bestehender, aber auch entstehender wichtiger Punkte auf dem Grundstück durch Verbindungslinien zu erstellen, um somit jeden erdenklichen Faktor zu integrieren, entsteht ein spannendes, städtebaulich funktionierendes Konzept. Durch das Hinzufügen von Analyseerkenntnissen, wie privaten, mikroklimatisch positiv anregenden Grünraum auf jeder Loggia und Dachterrasse zu schaffen in Verbindung mit öffentlich benutzbaren Grünflächen, wie beispielsweise auf der Überdachung des zentral angelegten Busbahnhofes, gekippten Fassaden und einer öffentlichen Erdgeschoßzone, um eine starke Durchmischung und Flexibilität zu erzeugen, bekommt dieses Gesamtkonzept einen gewissen Grad an spielerischer und stark durchdachter Freizügigkeit in jeder Richtung.
Auf einer Nettonutzfläche von etwa 50.000 qm werden die grundstücksbezogenen Bebauungsgrade bis zum Maximum ausgenutzt, wodurch 285 individuelle Wohnungen für etwa 700 Personen jeglicher Lebensstile, acht Großraumbüros und ein Busbahnhof mit begrünter Dachterrasse entstehen und etwa 500 Hotelgäste empfangen werden können.

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