30/11/2004
30/11/2004

Ein Konsortium aus der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie (VÖZ), dem Verband Österreichischer Beton- und Fertigteilwerke (VÖB) und dem Güteverband Transportbeton (GVTB) vergab heuer zum dritten Mal den Ingenieurpreis. Der Preis wurde für herausragende Projekte vergeben, bei deren Konstruktion der Werkstoff Beton eine große Rolle spielt. Mit dem Ingenieurpreis 2004 wurden innovative und kreative Ingenieurleistungen prämiert, die die vielfältigen technischen Möglichkeiten beim Einsatz von Beton deutlich machen. Eine hochrangig besetzte Expertenjury beurteilte die eingereichten Projekte nach Idee, technischer Innovation, Konstruktion, Funktionalität, Durchführbarkeit, Umweltaspekten und Kosten-Nutzenrelation. Darüber hinaus vergaben die drei Verbände einen Sonderpreis für Studierende als Nachwuchsförderung.PREISE
Kategorie Kombinationsprojekte 1. PREIS
_ TIEFGARAGE KASTNER + ÖHLER, Graz
Generalplanungsgemeinschaft Szyszkowitz-Kowalski & Eisner & Wendl ZT GmbH

Kategorie Ingenieurprojekte - 1. PREIS
STAMPFGRABENBRÜCKE LESACHTAL
DI Peter Schallaschek, DI Welf Zimmermann

Kategorie Architekturlösungen - SONDERPREIS
BESUCHERZENTRUM MAUTHAUSEN
MSPH Architekten

SONDERPREIS für Studierende
VIENNA VIEW TOWER 2004
cand.-Ing. Ralf Brenner, cand.-Ing. Gerhard Kaufmann

JURYMITGLIEDER

– Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Christoph Achammer
(Technische Universität Wien, Institut für
Hoch- und Industriebau)
– OSR Dipl.-Ing. Dr. Franz Deix
(Magistratsdirektion-Stadtbaudirektion,
Gruppe Tiefbau)
– Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Lindlbauer
(Zivilingenieur für Bauwesen)
– Dipl.-Ing. Dr. Anton Obholzer
(Zivilingenieur für Bauwesen)
– Dipl.-Ing. Dr. Bernd Wolschner
(Präsident des Verbandes Österreichischer
Beton- und Fertigteilwerke)
– Dipl.-Ing. Felix Friembichler
(Geschäftsführer der Vereinigung der
Österreichischen Zementindustrie)BESCHREIBUNG

TIEFGARAGE KASTNER + ÖHLER

Begründung der Jury
Die Tiefgarage Kastner + Öhler ist nicht nur eine gelungenes Beispiel der Verbindung von architektonischen Akzenten mit hervorragender Ingenieurleistung, sie spiegelt auch das Vertrauen der Bauherrnschaft in die österreichische Baukunst wider. Der Bauablauf mit der Absicherung der Altstadtgebäude durch temporäre Fundamentpfähle, deren unterschiedliche Setzungen durch hydraulische Pressen ausgeglichen wurden, dem anschließenden Bau einer sog. Weißen Wanne unter dem Altstadtpalais, dem Setzen der tragenden Verbundstützen - dies alles neben der hochwasserführenden Mur - stellt außergewöhnliche Anforderungen an die planenden und bauausführenden Unternehmen. Die Gestaltung der Tiefgarage als positiv empfundenes Raumerlebnis, unterstrichen durch die Lichtgestaltung und Farbauswahl ist richtungsweisend für gewerbliche Nutzobjekte.

Ingenieurplanung:
Generalplaner Szyszkowitz-Kowalski & Eisner & Wendl ZT GmbH

Bauherr: Kastner + Öhler WAG
Sonderfachleute: Gruppe 3G-Bodenmechanik
Statik und Konstruktion: Generalplaner Szyszkowitz-Kowalski & Eisner & Wendl ZT GmbH
Bauleitung: Generalplaner Szyszkowitz-Kowalski & Eisner & Wendl ZT GmbH
Bauausführende Firma: Steiner-Bau, Keller Grundbau

Baudaten
Planungsbeginn: August 2001
Baubeginn: April 2002
Fertigstellung: Oktober 2003
Bauzeit: 21 Monate
Kosten: ca. 30 Mio. Euro

Objektbeschreibung:
Fünfgeschoßige Tiefgarage mit 500 Stellplätzen.
Bauwerk neben der Mur, an wichtiger Straßenverbindung unterhalb dreier denkmalgeschützter Gebäude.
Bis zu 22m tiefe Baugrube (3.600 m2)
Bauwerkssohle bis zu 14 m unter dem Grundwasserspiegel

Lösungsansatz
Baugrubenumschließung mit überschnittenen Bohrpfahlwänden (ø 90 cm), Hochdruckbodenvermörtelungen (HDBV) und Spritzbetonsicherungen
Ankerungen mit Ankerlängen bis 23m
Setzungsempfindlichen Gebäude durch Stahlbetonträgerrostkonstruktion abgefangen
Gebäudelasten während der Bauzeit über Bohrpfähle (ø 90cm) in den Baugrund abgetragen.
Zwischen dem Trägerrostsystem und den Temporärpfählen Kraftschluss durch hydraulische Pressen nach einem Presseneinsatzplan hergestellt
Am Pfahlkopf der Pfähle Pressnischen mit Messpunkten.
Über Messprogramm konnten Vertikalverformungen der Pfähle permanent abgelesen werden.

STAMPFGRABENBRÜCKE LESACHTAL

Begründung der Jury:
Die Bogenbrücke über den Stampfgraben stellt durch die für die Rüstung des Bogens integrierte Stahlkonstruktion eine gelungene Wiederanwendung des Melan-Stahlgerüstbogens dar. Durch die Zusammenführung von Stahl und Beton und dem großen Vorfertigungsgrad ist eine wirtschaftliche Bauweise für die im Endzustand vorhandene Verbundbogenbrücke gegeben. Der schlanke Bogen unter dem im Kurvenband liegenden Tragwerk ist eine elegante, sich in die Landschaft gut einfügende Brückenkonstruktion.

Ingenieurplanung:
ZT Schallaschek & Zimmermann

Bauherr:
Amt der Kärntner Landesregierung
Mitarbeiter: DI Berger, DI Steinmetz
Statik und Konstruktion: ZT DI Schallaschek & DI Zimmermann
Sonderfachleute: Fa. Ortolan
Bauleitung: Amt der Kärntner Landesregierung
Bauausführende Firmen: Universale, ALPINE-Mayreder

Baudaten:
Planungsbeginn: 2000
Baubeginn: 2002
Fertigstellung: 2003
Bauzeit: ca 1,5 Jahre
Kosten: ca 2,5 Mio. Euro

Objektbeschreibung:
Stahlbeton-Stahlverbundbrücke nach Melan
Bogen: 85m, ln= 70m, f = 21m in Stahl-Stahlbetonverbund; 50m übers Tal
Tragwerk schlaff armierte Platte in B 400 und Bst 550
Pfeilerscheiben Stahlbeton B 400/St 550
Fundamente: Brunnen für Pfeiler, Block für Bogen

Lösungsansatz:
Überbrückung der Schlucht ergab Gerüstproblem
Lösung: System von Prof. Melan
Schnell zu montierendes, kostengünstiges Stahlgerüst
Im Verbund mit dem Stahlbetonbogen hohe Gebrauchstauglichkeit und Qualität

BESUCHERZENTRUM MAUTHAUSEN

Begründung der Jury:
Die reduzierte Formensprache setzt den Werkstoff Beton in überzeugender Weise zur Schaffung eines "Gegenstücks Architektur", wie die Architekten ihr Bauwerk selbst bezeichnen, ein. Auf engstem Raum gelingt es Werkstoff und Form mit jenen rationalen und nicht rationalen Qualitäten zu belegen, die um ein beeindruckendes Beispiel Baukunst zu schaffen notwendig sind. Nicht nur Form sondern insbesondere das Spiel der vielfältigen Oberflächen und ihrer semantischen Bedeutungsinhalte haben die Jury bewogen diese Arbeit mit einem Sonderpreis zu würdigen.

Ingenieurplanung:
MSPH Architekten

Bauherr: BMI / BMWA
Statik & Tragwerksplanung: DI Mag. Arnulf Ibler, DI Adolf Verderber
Mitarbeiter: Brigitte Quatschnig, Wolfgang Leitgeb, Thomas Abendrot, Paul Peyrer-Heimstätt, Zoran Balog, Michael Neuhauser, Roman Höllbacher
Statik und Konstruktion: Karl Hans Heindl
Sonderfachleute: Walter Prause
Bauleitung: STRABAG /MSPH Architekten
Bauausführenden Firma: STRABAG

Baudaten:
Planungsbeginn: März 2002
Baubeginn: August 2002
Fertigstellung: Mai 2003
Bauzeit: 10 Monate
Kosten: 6 Mio. Euro

Objektbeschreibung:
Besucherzentrum als Ausstellungsgebäude
Kompakte, nach innen orientierte Anlage auf zwei Ebenen
Unterirdisch situierter Baukörper prismatischer Form mit begrüntem Flachdach
„kontemplative“ Innenhöfe
Von oben belichtete Räume
Vorrangige Sichtbeton, Verputz und Glas
Dunkelgraue Betonwand als zweifach durchbrochene EingangsfrontVIENNA VIEW TOWER 2004

Begründung der Jury:
Der Vienna-View Tower ist unter allen eingereichten Arbeiten, die alle von der Konstruktion und Ausformung interessant sind, das Highlight. Es besticht durch seine besondere Formgebung, dem Öffnen nach oben und der Einladung dem höchsten Punkt, der Freiheit des Blickes zuzustreben. Die Lösung der Aussichtsplattform mit der Möglichkeit zu sitzen und dies außerdem noch mit einer optimalen Höhenstaffelung ist besucherfreundlich und besonders begrüßenswert. Statisch konstruktiv werden an die Betonbauteile höchste Anforderungen gestellt, die jedoch mit den heute zur Verfügung stehenden Betonqualitäten durchaus erfüllt werden können. Die vorbildliche Zusammenarbeit zwischen Architekten und Konstrukteur spiegelt diese innovative Ingenieurleistung wieder und rechtfertigt den Sonderpreis für Studierende.

Lehrveranstaltung: Konstruktion und Form
Lehrveranstaltungsleiter: Univ.Prof. DI Dr.techn. Andreas Kolbitsch
TU Wien: Institut für Hochbau und Technologie

Objektbeschreibung:
Stahlbeton-Aussichtsturm für Fußgänger
Neuplanung des Gebäudes für die ortsansässige Waldschule
weitere Nebennutzung in sinnvoller Kombination mit der Aussichtswarte

Lösungsansatz:
Zeitgemäße, aber landschaftsfreundliche Form angestrebt. Weiße Pigmentierung des Stahlbetons. In 37,40m Höhe Tribüne mit Sitzflächen für 61 Personen als Aussichtsplattform. Durch Membrandach beschattet, drei Steherpaare übernehmen Vertikallastabtragung. Kernsäule nimmt Torsionskräfte des Gesamtsystems auf.
Flächengründung mit Verankerung leitet die Kräfte in den Boden.
Schulgebäude
Einfacher, kostengünstiger und zweckmäßiger Bau, dessen Tragkonstruktion aus Stahlbeton besteht.

Verfasser/in:
VÖZ + GAT Graz Architektur Täglich
Netzwerktreffen
16. + 17.11.2023
 
GAT+