20/11/2009
20/11/2009

Nach der Generalsanierung durch Gangoly & Kristiner Architekten erstrahlt das Hörsaalgebäude der Montanuniversität Leoben in neuem Glanz. Die feierliche Eröffnung erfolgte am 4. November 2009.

Das Hörsaalgebäude in der Franz-Josef-Straße 18 wurde in den frühen 1970er-Jahren errichtet und entsprach nach mehr als drei Jahrzehnten nicht mehr den Anforderungen eines modernen Universitätsbetriebs. Zur Sanierung und Umgestaltung lobte die BIG Bundes Immobilien Gesellschaft im Jahr 2006 daher einen EU-weiten offenen Architekturwettbewerb aus, den das Grazer Büro Gangoly & Kristiner Architekten ZT GmbH für sich entscheiden konnte. Seit Anfang November 2009 stehen den Lehrenden und Studierenden ein neuer Hörsaal mit 195 Sitzplätzen im Erdgeschoss, zwei neue Seminarräume und zwei neu gestalteten Hörsäle sowie das für große Vorlesungen konzipierte Erzherzog-Johann-Auditorium im Obergeschoß zur Verfügung. Außerdem erfuhr die Mensa eine umfassende Neugestaltung. Die Veranstaltungsräume bzw. Hörsäle sollen in Zukunft auch für Tagungen genutzt werden können. Die Baukosten für die Generalsanierung betrugen rund 7,1 Mio. Euro (Errichtungskosten netto).

EVA GUTTMANN
Die Generalsanierung des Hörsaalgebäudes der Montanuniversität Leoben

Das Hörsaalgebäude der Montanuniversität Leoben wurde ganz im Sinne der Moderne und des funktionalistischen Architekturverständnisses der frühen 1970er Jahre geplant, nun aber entsprachen die räumlichen und technischen Einrichtungen nicht mehr den Anforderungen.
Der Entwurf sah zuerst die Veränderung der städtebaulichen Situation vor: Durch das Vorsetzen eines aufgeständerten Baukörpers, der so geschwungen ist, dass er den stumpfwinkligen Straßenverlauf aufnimmt, wird ein übergeordneter Bezug zum in Sichtweite liegenden Bahnhof auf der einen und zum Hauptplatz auf der anderen Seite hergestellt. Der Eingang rückt an die am weitesten in den öffentlichen Raum ragende Stelle und erfährt durch die Schaffung einer Übergangszone zwischen außen und innen eine eindeutige gestalterische Akzentuierung.
Funktional betrachtet übernimmt der vorgesetzte Baukörper – ein statisch getrennter Stahlbetonbau – in erster Linie die Aufgabe, die inneren Abläufe je nach Bedarf zu trennen oder zu verbinden. Hier können nun unabhängig vom restlichen Gebäude Präsentationen, Empfänge etc. stattfinden, wie sie der moderne Universitätsbetrieb, der sich vermehrt Wirtschaftskooperationen und damit verbundenen Repräsentationsaufgaben widmet, durchführt.
Das Bestandsgebäude wurde einer umfassenden bauphysikalischen und technischen Modernisierung unterzogen. Durch veränderte Präsentationsmethoden in der Lehre wurde die Existenz von „Vorbereitungsräumen“ hinfällig, wodurch die Hörsäle um 180° gedreht werden konnten und heute um ein Drittel mehr Studierende aufnehmen. Zusätzlich wurden neue Seminarräume und ein weiterer Hörsaal geschaffen. Ein neues Brandschutzkonzept sowie die behindertengerechte Adaptierung vervollständigen die durchgeführten Maßnahmen.
Gestalterisches Leitmotiv der Sanierung war die Beibehaltung vorhandener Qualitäten bzw. ihre Übersetzung in eine zeitgemäße Architektur. So wurde das konstruktive Grundsystem des Stahlbetonskelettbaus nicht nur bewahrt, sondern, etwa durch die Freilegung „versteckter“ Betonrippengeschoßdecken, erst sichtbar gemacht. Die streng orthogonale Gliederung setzt sich auch in der Überarbeitung fort und ausfachende Elemente werden von den konstruktiven u.a. deshalb abgesetzt, um den Charakter des nach wie vor funktionalistisch geprägten Gebäudes hervorzuheben. Unterstrichen wird die sachliche Formensprache durch ein reduziertes Farbkonzept.
PROJEKTDATEN

Montanuniversität Leoben
Erzherzog-Johann-Trakt
Ignaz-Buchmüller-Platz 2-4
A - 8700 Leoben

Generalplaner: Gangoly & Kristiner Architekten ZT GmbH
Projektleiterin: DI Irene Kristiner
Mitarbeiter: DI Kerstin Wissounig, DI Ulrike Wallnöfer, DI Hans Schaffer, DI Julia Lainer, DI Markus Kutschach
Bauherr: Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H.
Wettbewerb: 2007 (EU-weiter, offener, einstufiger Realisierungswettbewerb)
Baubeginn: Juli 2008
Fertigstellung: Herbst 2009
Nutzfläche: 3.070m² (ohne Funktions- und Verkehrsflächen)
Bruttogrundfläche: 6.583m²
Bruttorauminhalt: 27.931m³
Errichtungskosten: 7,1 Mio. Euro exkl. MwSt.

Fachplaner
Statik: Wendl ZT-GmbH, Graz
Haustechnik- und Elektroplanung: dieHaustechniker, Jennersdorf
Brandschutzplanung: Norbert Rabl Ziviltechniker GmbH, Graz
Bauphysik und Akustik: Dr. Gerhard Tomberger, Graz
Kostenberechung und Ausschreibung HB: Ingenos ZT GmbH, Gleisdorf
Planungskoordination: Architekturbüro Dipl. Ing. Barbara Hollerer, Graz

Verfasser/in:
Redaktion GAT, mit einem Beitrag von Eva Guttmann
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