22/08/2016

Gedankensplitter
Hirngespinnste zwischen Wahn über Sinn

Handschriftlich mit Bleistift verfasste Masterarbeit von Sigrid Prinz im Rahmen des Architekturstudiums am Institut für Architekturtechnologie der Technische Universität Graz, 2015.
Sigrid Prinz verzichtete auf jegliche Form digitaler Darstellung und erstellte Buch, Texte, Zeichnungen handwerklich und -zeichnerisch.

Begleitung
Ao. Univ.-Prof. DI Dr.-techn. Peter Hammerl

Gedankensplitter ist in der Bibliothek der TU Graz einsehbar.

22/08/2016

Masterarbeit von Sigrid Prinz. Sie verzichtete auf jegliche Form digitaler Darstellung und erstellte Buch, Texte, Zeichnungen handwerklich und -zeichnerisch.

©: Sigrid Prinz
©: Sigrid Prinz
©: Sigrid Prinz
©: Sigrid Prinz

Herausziehbare Einschiebekarten und Quellennachweise

©: Sigrid Prinz
©: Sigrid Prinz

AUFTAKT
„Dies ist die Geschichte von Jemanden,
der aus dem 50. Stock von`nem Hochhaus fällt.
Während er fällt wiederholt er, um sich zu beruhigen immer wieder:
Bis hierher lief`s noch ganz gut, bis hierher lief`s noch ganz gut, bis hierher lief`s noch ganz gut... Aber wichtig ist nicht der Fall, sondern die Landung.“ [1]

HAUPTAKT
Dieses Schriftstück entspricht weder einer theoretischen Arbeit, noch einem großartigen architektonischen Entwurf. Vielmehr ist es eine schriftliche Form der Gedanken-Spinnerei und bestrebt als solches, Erachtung zu finden. Eine Dramaturgie des freien Geistes, welche an Erkenntnissen aus dem Leben teilhaben lässt und sich insbesondere mit der Relevanz des selbstständigen Vor-, Nach-, Über- und Querdenkens, im Kontext der Architektur befasst. Die Arbeit möchte die Hand-werks-kunst, in Synergie mit der eigenen Architektur und nicht die der anderen zelebrieren und spannt sich dadurch über das Sujet, Handwerk-Kunst-Architektur.
Die prägenden Bestandteile definieren ein persönliches, sowie ein architekturkritisches Wesen. Die Quintessenz gründet darin, über den Mut zu verfügen, sich seiner eigenen Gedanken zu bedienen, insbesondere mit der Essenz, den realen Architektur-Zirkus zu analysieren.
Was heißt es zu denken? Um in die Ebene der Gedanken-Tektonik zu gelangen, ist es unentbehrlich für jedes menschliche Wesen, selbst-ständig zu denken. Immanuel Kant charakterisiert die unerlässliche Fähigkeit, bereits im Zuge der Aufklärung: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ [2] Jenes Vermögen zu denken. Infolge dessen ist grundsätzlich alles denkbar, was einem zu denken gibt. Der Mangel jedoch gründet nicht im Verstand, sowie der gegebenen Freiheit selbst-denken zu können. Träge ist, die menschliche Bequemlichkeit andere für sich denken zu lassen und sich jeglicher Verantwortung, in Anbetracht der möglichen Konsequenzen des eigenen nicht-agierens, vollkommen zu entziehen oder allenfalls auf andere zu übertragen.
Die Assoziation zur Architektur besteht insofern, dass diese in den finsteren Schädelhöhlen, aufgrund der Gedanken, welche zu be-denken geben, entstehen kann. Denn Architektur lebt vom Potenzial der eigenen Gedanken, deren Geist nicht ausschließlich nach-denken darf, sondern nach-denkend voraus-denken, muss. Es ist das suchen und finden, wodurch schlussendlich Welten kreiert werden, welche sich in einem Kosmos entfalten können. Parallel erfolgt eine kontinuierliche Weiterentwicklung der Gedankensplitter, welche das solide Fundament innerhalb eines Credos, einer Philosophie, einer Auffassung oder einer Haltung, definiert.
„Die Arbeit an der Philosophie ist – wie die Arbeit in der Architektur –eigentlich mehr die Arbeit an einem selbst. An der eigenen Auffassung. Daran wie man die Dinge sieht und was man von ihnen verlangt.“ [3]
Das Fundament dieser Gedanken-Spinnerei basiert auf einem zwischenmenschlichen Gedanken-Austausch mit den jeweiligen Architekturschaffenden, welche deren realisierte Bauwerke in Graz thematisiert, sowie analysiert und daraus schlussfolgernd jene resultierten Erkenntnisse, in einer gutachterlichen Stellungnahme, mit einfließen.
Dargelegt wurde der hiermit verbundene Aufwand, welcher es ermöglichte, die eigenen Architekturauffassung umzusetzen, beziehungsweise warum diese dem bestrebten Ansinnen nicht entsprechend, realisiert werden konnten und wodurch sich schlussendlich eine Bereicherung oder ein Verlust, anhand des Bau-Werkes kennzeichnet.
Das Wesen von Architektur strebt nach höherem, als vermeintlich vor-gegebenen Erfordernissen gerecht zu werden, ohne diese un-reflektiert zu erfüllen. Es ist in deren Quintessenz eine Frage der individuellen Auffassung, welche maßgeblich wird, wodurch sich Abweichungen, bis hin zu dem was in keiner Weise geworden ist, definieren und schlussfolgernd die Möglichkeit für die Entstehung von Architektur prägt. Mit diesem Befähigungsnachweis soll niemanden etwas unterstellt werden. Im Gegenteil. Es wird lediglich die eigene Auffassung formuliert. Bis zu einem gewissen Grad obliegt es im Ermessen jeden Individuums, Was, Wie und Warum bestrebt wird, aber be-denke: Architektur zu schaffen be-inhaltet immer Verantwortung den anderen, un-beteiligten Individuen gegenüber, wobei es im wesentlichen beinahe ohne jegliche Relevanz ist, ob diese in kultureller, sozialer, sowie gesellschaftlicher Verantwortung, gründet... und nicht zuletzt sich selbst innerhalb der eigenen Auffassung, sowie Haltung.
Die Konzeption verzichtet auf jegliche Form einer digitalen Darstellung. Alle hierfür verwendeten Unterlagen, Fotografien sowie Zeichnungen wurden selbstständig handwerklich sowie zeichnerisch angefertigt und die Reinschrift des Fließtextes erfolgte handschriftlich mit Bleistift, um als Gesamt-Kunst-Werk wirken zu können. Letzten Endes soll diese Gedanken-Spinnerei aufzeigen, zum Nachdenken anregen und verdeutlichen, dass Architektur mehr bedingt, als großartige Entwürfe produzierend, zu liefern.

AUSKLANG
„Das ist es worum es geht. Das ist kein Quatsch, weil nur darum geht es. Ich spreche nicht nur von meiner [...]. Ich spreche von meinem Leben. Ich scheine Dir das nicht begreiflich machen zu können. Ich spreche nicht nur von einem Menschen. Ich spreche von den Menschen im allgemeinen. Ich Spreche von Form. Ich spreche von Inhalt. Ich spreche von zwischenmenschlichen Beziehungen. Ich spreche von Gott, dem Teufel, Hölle, Himmel. Wirst Du das endlich verstehen? Es gibt mir ein eigentümliches Gefühl... ein sehr eigentümliches Gefühl.“ [4]



QUELLENNACHWEIS

[1] Kassovitz, Mathieu: La Haine, Frankreich 1995 (DVD: Universal Pictures Germany GmbH, 1995)

[2] Ludwig, Ralf: Kant für Anfänger. Die Kritik der reinen Vernunft, München 162012

[3] Goethe-Institut (2015): Ludwig Wittgenstein, http://www.goethe.at/ins/jp/de/lp/kul/mag/ver/234114.html, in: http://www.goethe.de, 10.09.2015

[4] Forman, Milos: Einer flog übers Kuckucksnest, Vereinigte Staaten 1998 (DVD: Warner Bros. Entertainment, 2005)

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