24/02/2013

Jakob Fuchs hat dem GAT freundlicherweise eine Auswahl an Bildern der Bauten der kubanischen Moderne zur Veröffentlichung überlassen.

24/02/2013

Radiocentro Building Havanna (1947). Planung: Junco, Gaston und Dominguez. Foto: Jakob Fuchs

©: Jakob Fuchs

Im November 2012 bereisten die Architekten Hemma Fasch und Jakob Fuchs die Karibikinsel Kuba. Sie stießen dort unter anderem auf zahlreiche herausragende Beispiele von Bauten der kubanischen Moderne. Da sich in Kuba kaum jemand für deren Instandhaltung einsetzt, nagt daran der Zahn der Zeit.

Im kommunistisch regierten Kuba, genauer gesagt in und um dessen Hauptstadt Havanna, findet sich eine beachtliche Anzahl von Bauten der kubanischen Moderne, die vor allem ab 1925 bis zur Machtübernahme durch Fidel Castro (01.01.1959) errichtet wurden und dem „International Style“ der Moderne zugeordnet werden können. Es handelt sich zum Großteil um öffentliche Bauten, darunter Sportbauten und das eine oder andere Hotel, seltener um Privathäuser. Die Hotels Rivera am Malecon (Polevitzky, Johnson and Associates) und das Habana Hilton (heute: Habana Libre. Welton Becket and Associates) zeugen von jener Ära der 1950er-Jahre, in der reiche Amerikaner in Havanna dunklen Geschäften nachgingen und im Highlife schwelgten. Der Club Nautico (Max Borges Recio), einst Badeanstalt für die reiche Oberschicht, wurde eine Zeit lang von Angehörigen des Militärs genutzt und steht heute allen Kubanern zur Verfügung. Touristen sind dort üblicherweise nicht erwünscht. Architekturtouristen schaffen es aber mitunter durch Überredungskunst, dass ihnen für Besichtigungszwecke Einlass gewährt wird.

Bauten der Moderne nach Beginn der Revolution
Nach 1959 entstand noch das eine oder andere bemerkenswerte Gebäude, darunter die „Escuelas de Arte Moderna“, die Kunstschulen in Havanna. Sie wurden im Auftrag von Fidel Castro errichtet und 1965 eröffnet (Ricardo Porro mit Roberto Gottardti und Vittorio Garatti). Galt das Ensemble anfangs als Kulturprojekt der jungen Revolution, wurde es alsbald dem Verfall preisgegeben. Nachdem die Anlage im Jahr 2000 in die Liste der weltweit meistgefährdeten Bauten des „World Monument Watch“ Aufnahme fand, wurden einige der Bauwerke restauriert, um den Rest kümmert sich heute niemand mehr. Aber nicht nur an den Bauten der Moderne nagt der Zahn der Zeit, die Hauptstadt Kubas ist an allen Ecken und Enden vom Verfall bedroht.

Ein Lichtblick
Die kubanischen Architekten bzw. Architekturkritiker Eduardo Luis Rodriguez und Maria Elena Martin setzen sich seit Jahren intensiv für die Instandhaltung und Sanierung der Bauten der Moderne ein. Im Rahmen zahlreicher Vorträge im Ausland sowie in Publikationen weisen sie auf deren Bedeutung und restaurierungswürdigen Zustand hin.

Fotostrecke auf www.gat.st
Einige der Bauten hat Jakob Fuchs auf der Reise durch Kuba abgelichtet und GAT eine Bildauswahl zur Veröffentlichung überlassen. (mw)

ÜBRIGENS ...
Die UNESCO hat insgesamt neun Stätten und Landschaften in Kuba zum Weltkulturerbe erhoben:

Altstadt von Havanna
Trinidad, Zuckerfabriken im Valle de los Ingenios
Castillo San Pedro de la Roca en Santiago de Cuba
Nationalpark Desembarco del Granma
Kulturlandschaft Viñales
Archäologische Landschaft der ersten Kaffeeplantagen
Parque Nacional Alejandro de Humboldt (Alexander-von-Humboldt-Nationalpark)
Das historische Stadtzentrum von Cienfuegos
Das historische Zentrum von Camagüey

VORSICHT, TRICKS!
Die Kubaner sind sehr arm, aber umso erfindungsreicher, wenn es darum geht, ein bisschen Geld zu erwirtschaften.

„Where are you from?“, diese Frage begegnet einem überall, manchmal vielleicht aus echtem Interesse, meist aber, um mit einer bestimmten Absicht ins Gespräch zu kommen, z. B. um den besten Paladar (privates Speiselokal; Anm. d. Red.) zu empfehlen, von dem Einheimische, so stellten wir im Laufe der Reise sehr bald fest, Geld für vermittelte Gäste bekommen. Wenn wir antworteten „From Austria“, dann war natürlich der Bruder des betreffenden Kubaners vor kurzem in Vienna. So wird der unkundige Tourist in ein Gespräch verwickelt und irgendwann hat der Einheimische dann etwas anzubieten. So gibt es eine Unzahl von Schleppern, deren einzige Aufgabe darin besteht, Touristen mit allen möglichen Tricks von ihren Zielen abzubringen und an einen anderen Ort zu führen. Sie behaupten einfach, das wäre jener, welchen man zuvor gesucht habe.

Vor dem ersten Paladar, den wir in Havanna aufsuchen wollten, standen zum Beispiel zwei nette, hilfsbereite Männer, die uns mitteilten, dass wegen eines Wasserschadens der Eintritt in das von uns ausgewählte Restaurant leider nicht möglich sei. Sie boten an, uns zu führen. Wir landeten in einem Wohnzimmer, in dem angeblich der Sohn des Besitzers unseres Restaurants kochte. Natürlich stimmte das nicht. Die beiden haben uns in ein Restaurant geführt, in dem sie mit Touristen ins Geschäft zu kommen versuchten.

Oder: Ein Museumsbesuch war geplant. Zufällig war das ausgewählte Museum geschlossen. Ein Kubaner, der ebenso „zufällig“ zur Stelle war, erzählte von einem Festival, bei dem angeblich der beste Freund von Ibrahim Ferer spielte. Er sei gerade auf dem Weg dorthin und könne uns mitnehmen, bot er uns an.

Am Schlimmsten war es in Trinidad: Fast jeder Weg, den wir befahren wollten, war versperrt. Mit unglaublicher Hartnäckigkeit stellten sich Männer mitten auf die Fahrbahn und versuchten mit allen Mitteln, die durchfahrenden Autos zu stoppen und irgendwohin umzuleiten, dorthin, wo sie ein Geschäft erhofften. Von den beiden Autostoppern, die wir nach Trinidad mitnahmen, waren wir nicht sicher, ob sie nicht an der Autopanne, die wir zuvor hatten, beteiligt waren. Jedenfalls kannten sie eine Reparaturwerkstatt ganz in der Nähe. Auf dem Weg dorthin führten sie uns zu einer Shrimpszucht, bei der wir aussteigen sollten, um Fotos zu machen. Zufall?
Jakob Fuchs

FILME ...

_ Kubanisch reisen
Komödie
Spanien, Kuba; 2000
Regie: Juan Carlos Tabío

Der Film ist eine Parabel, in der die marode kubanische Gesellschaft auf eine Bushaltestelle projiziert wird.

_ Ich bin Kuba – Soy Cuba
Ein Klassiker des politischen Films
UdSSR/ Cuba; 1964
Regie: Mikhail Kalatozov
Buch: Enrique Pineda Barnet, Yewgeni Yewtuschenko

In vier Episoden schrieb der russische Regisseur Mikhail Kalatozov eine Hymne auf die kubanische Revolution. In den ersten beiden Episoden geht es um die soziale Ungerechtigkeit und die Schlechtigkeit der dafür verantwortlichen Yankees. In den anderen beiden Teilen um das Heldentum und die Opferbereitschaft der Revolutionäre.

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