13/12/2003
13/12/2003

DER STANDARD 6.12.2003

Bekenntnis zur Baukultur

Vor wenigen Tagen hat die Stadt Wien ein Versprechen geleistet: In Zukunft soll die Qualität von Architekturwettbewerben der Maßstab der Dinge sein.

Gisela Gary

Der Beschluss hinsichtlich Qualitätssicherung in der Bau- und Vergabekultur wurde vom Wiener Gemeinderat vergangene Woche einstimmig gefasst. "Mit der Annahme dieses Vier-Parteien-Antrages beweist der Gemeinderat, dass Planungs- und Baukultur in Wien auch in Zeiten knapper Kassen weiterhin einen hohen Stellenwert einnehmen wird", zeigt sich Ortfried Friedreich, Präsident der Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten für Wien, Niederösterreich und Burgenland, erfreut. "Bei der Konzeption von Vergabeverfahren für die geistig-schöpferischen Leistungen von Architekten und Ingenieurkonsulenten stellt die Stadt Wien in Zukunft die Qualität der Lösungsansätze und damit den Qualitätswettbewerb in den Vordergrund. Preiswettbewerbe, bei denen die Planungsqualität auf der Strecke bleibt, werden so zurückgedrängt." Und Wiens Planungsstadtrat Rudolf Schicker bestätigt: "Mit den neuen Wettbewerbsleitlinien, die gemeinsam mit der Architektenkammer erarbeitet wurden, haben wir bereits einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet. Nunmehr wird eine Arbeitsgruppe die Vergabepraxis der Stadt Wien in Bezug auf Architekten- und Ingenieurleistungen evaluieren." Zudem soll regelmäßig ein Symposium über "Baukultur in Wien" abgehalten werden, das zur Information über aktuelle Projekte und Entwicklungen in der Vergabepraxis sowie über Erfahrungen, Erfolge und Probleme im Vergabebereich dienen soll.

Vor allem junge Architekten werden die Umsetzung des Beschlusses mit großem Interesse verfolgen. Denn sie verfügen über reichlich Erfahrung, wie die Realität beim Umgang mit Wettbewerben und Vergaben in Wien Tag für Tag ausschaut. Jakob Dunkl, Architekt und Sprecher der Interessengemeinschaft Architektur, hofft, dass diesmal nicht wieder nur "höfliche Gespräche" und "nette Versprechen" Inhalt des Beschlusses waren: "Sehr erfreut nehmen wir die positiven Signale auf und wünschen uns, dass es nicht bei einem Lippenbekenntnis bleibt. Denn auch in der Vergangenheit ist die Praxis öfter von den guten Vorsätzen abgewichen. Bei dem Projekt Wien-Mitte oder dem Westbahnhof kann - nach den vorausgegangenen städtebaulichen Verfahren - die Stadt Wien ihr soeben geleistetes Versprechen einlösen." Eine Forderung der IG ist aber auch, dass die hohe architektonische Qualität mit entsprechender Honorierung gewürdigt wird.

DER STANDARD Ausgabe 6/7/8 12 2003

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