29/11/2009
29/11/2009

Annenstraße Graz, Richtung Stadtzentrum. Foto: Wieser

Seit 26.11.2009 steht fest: es wird keinen Riesen-Konkurrenten „900 m“ vom Citypark entfernt geben. Foto: M. Stromberger

Das ECE geht. Nun ist ein neues Spiel eröffnet, wie Bürgermeister Nagl betont. Schaubild des geplanten Einkaufzentrums "Stadtgalerie" am Eingang der Annenstraße in Graz.

War es die Wirtschaftskrise, waren es die Bürgerinitiativen, war es das neue Engagement des Otto-Konzerns in den USA – die Ursachen für das Ende des ECE-Projekts Graz sind unklar, wahrscheinlich treffen alle Faktoren fröhlich zusammen. Manifest wurde dieses Ende jedenfalls durch den Verkauf der Liegenschaft hinter dem Kaufhaus Leiner (ehemalige Autowerkstätte Rieckh) um rund 7 Millionen an die Familie Poppmeier, deren Gründe wohl eher eindeutig sind: kein Riesen-Konkurrent „900 m“ vom Citypark entfernt (Foto).

Quo vadis, Verkehrsdrehscheibe Hauptbahnhof? Fest steht und fest stand schon in der heißen Phase der Auseinandersetzungen: An diesem Projekt wird die Stadt nicht rütteln. Die S-Bahn kommt jedenfalls und damit viele am Bahnhof Aus- und Einsteigende. Gut, ganz durchfinanziert ist die Anlage noch nicht, aber das gilt auch für das Bad Eggenberg (und diese Baustelle gedeiht trotzdem). Und der Beitrag des ECE-Konzerns? In den Verhandlungen war die Rede von 8-9 Mio. Euro, davon sollten aber rund die Hälfte über Förderungen und Unterstützungen (Gebühren etc.) an den Konzern zurückfließen. Will heißen: Bei einem Gesamtvolumen von rund 90 Mio. Euro (Anteil der Stadt: rd. 42 Mio.) sind 3-4 Mio. Euro eine Summe, die sich auch noch auftreiben lässt. Zumal ein Teil davon ohnehin noch für den projektbezogenen Umbau des Gürtels vorgesehen war. Die konkreteste Rolle des ECE in dem Konzept – die möglichen Autoabstellplätze – könnte durch den Ausbau der Garage beim Leiner ersetzt werden.

Informiert wurde die Stadt Graz sehr kurzfristig von dem Deal. Dennoch wurde im „Ausschuss für Stadt-, Verkehrs- und Grünraumplanung“ des Gemeinderates – laut Auskunft des Mitglieds Peter Mayr – betont, dass an den Plänen zur Attraktivierung der Annenstraße festgehalten würde. Was diese betrifft, setzt die Stadt Graz einerseits auf das Prinzip Hoffnung – wobei sie das auch beim ECE-Projekt tat: Hoffnung darauf, dass Leiner und C&A bleiben, dass es gelingt, einen anderen Investor in die Straße zu bringen (vielleicht das Land mit einigen Ämtern? Einen Magnetbetrieb in der Nähe des Roseggerhauses?), dass die Attraktivierung zentraler Plätze in der Straße Funken schlägt. Andererseits wird der Zug Richtung Umbau (Teilfußgängerzone, Einbahnregelung, Unterführung der Straßenbahn, Begrünung etc.) weiterhin in Bewegung gesetzt.

Zweifel am Projekt ECE gab es allenthalben in allen beteiligten Gruppierungen. Nun ist ein neues Spiel eröffnet, wie Bürgermeister Nagl selbst betont: „Wesentlich ist, dass mit dem Wegfall einer guten Chance, die Annenstraße und das Annenviertel aufzuwerten, sich unmittelbar eine neue Chance ergibt, dies mit einem erfahrenen Grazer Unternehmer zu tun.“ So schlecht sind die Karten der Stadt auch gar nicht in dieser Welt des Verhandelns mit Großunternehmen: Der Flächenwidmungsplan für das ehemalige ECE-Grundstück müsste natürlich geändert werden, sollten dort Wohnungen stehen dürfen. Graz (= wir alle) blickt jetzt hinüber zu Herrn Poppmeier, der als „Grazer Unternehmer“ in die gemeinwesenhafte Pflicht genommen scheint. gat.st bleibt dran.

Biografische Notiz:
Monika Stromberger ist Historikerin (Zeitgeschichte) am Institut für Geschichte/Uni Graz und am Institut für Stadt- und Baugeschichte/TU Graz (IST). Derzeit arbeitet sie u.a. gemeinsam mit Ulrich Tragatschnig (IST) am Forschungsprojekt „EKZ Annenstraße. Geschichte und Zukunft einer Einkaufsstraße“ bzw. hält mit diesem eine Lehrveranstaltung zum Thema an der TU Graz ab. Gat.st ist ein wichtiger Kooperationspartner und medialer Begleiter.

Verfasser/in:
Monika Stromberger, Bericht
arch di viktor jung

..bekanntlich stirbt die hoffnung zu letzt!..das ist aber für eine gedeihliche und professionelle stadtentwicklung mit verlaub zu wenig!!!!..geradezu erstaunlich, mit welcher naivität die verantwortlichen der stadt an das projekt reinighausgründe herangegangen ist!...viel lärm um nichts!!..das aber das in voller stärke!...und politik und beamtentum glaubte immer offensichtlich ans christkindl..den jeglicher realistische zugang + profunde analyse zu diesem projekt machte eindeutig von anfang klar:..für graz schlichtweg eine nummer zu gross und völlig unrealistisch!!..aber da wären wir wieder beim thema " hoffnung"!!!

Di. 01/12/2009 2:40 Permalink
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