04/12/2014

Daidalos
Architekturpreis OÖ 2014
Der Daidalos wird von den OÖNachrichten, der Arch+Ing Kammer für OÖ und Salzburg und dem afo architekturforum oberösterreich mit den Partnern Land Oberösterreich, Hypo, Erdgas OÖ und der Generali Versicherung ausgelobt. Der Name geht auf das griechische daidalleinkunstvoll arbeitenzurück.

Die Suche nach gesellschaftlich innovativen Projekten ergab drei zukunftsweisende Lebensorte.

Am 25. Nov. 2014 wurden die Preise vergeben an:

  • Fasch&Fuchs, Wien, für das Schul‐ und Kulturzentrum, Feldkirchen
  • Raimund Dickinger, Mario Ramoni, Vorchdorf, für die Landwirtschaftliche Fachschule Ritzlhof, Haid
  • Fink Thurnher, Bregenz, für das Agrarbildungszentrum Salzkammergut, Altmünster
04/12/2014

Schul‐ und Kulturzentrum, Feldkirchen, 2014, Preisträger – Daidalos Architekturpreis 2014

Architektur: fasch&fuchs.architekten©: Hertha Hurnaus

Landwirtschaftliche Fachschule Ritzlhof, Haid, 2011, Preisträger – Daidalos Architekturpreis 2014

©: Markus Bstieler

Agrarbildungszentrum Salzkammergut, Altmünster, Preisträger – Daidalos Architekturpreis 2014

©: Fink Thurnher Architekten

Agrarbildungszentrum Salzkammergut, Altmünster, Preisträger – Daidalos Architekturpreis 2014

©: Fink Thurnher Architekten

Haus Wichert, Linz, Nominierung – Daidalos Architekturpreis 2014

©: Matthias Seyfert

Haus y2, Linz, Nominierung – Daidalos Architekturpreis 2014

©: Mark Sengstbratl Architekturfotografie

Kindergarten Solar City, Linz, Nominierung – Daidalos Architekturpreis 2014

©: Elisabeth Grebe Fotografie

Herminenhof, Wels, Nominierung – Daidalos Architekturpreis 2014

©: Walter Ebenhofer

Gerichtsgebäude Steyr Erweiterung, Steyr, Nominierung – Daidalos Architekturpreis 2014

©: Walter Ebenhofer

Pixel im Turm, Enns, Nominierung – Daidalos Architekturpreis 2014

©: Sigrid Rauchdobler Fotografie

Der oberösterreichische Architekturpreis Daidalos ist ein Ehrenpreis und soll den Diskurs über „was Architektur für den Einzelnen wie auch für die Gesellschaft zu tun vermag“ einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen. Die Themenschwerpunkte 2014 – Wohnen und Bildung – betreffen jeden. Was Innovation jeweils in diesen Bereichen bedeuten kann, soll über die prämierten Projekte begreifbar werden und Bauherren und -entwickler, Nutzer und Politiker ermutigen, die Zukunft aktiv mitzugestalten.

Prämissen der Jury
Der Fokus der Jury 2014 lag bei Projekten, die über das vorgegebene Programm Mehrwert generieren. Dabei wird dem Umgang mit städtebaulichen, programmatischen und sozialen Rahmenbedingungen große Bedeutung beigemessen. Der Jury ging es um Beispiele, die mutige, maßgeschneiderte Lösungen und auch (Um)Bauten im dörflichen oder städtischen Umfeld mit Prozessqualität und Entstehungsgeschichte darstellen.
Ursprünglich sollten Projekte in den Kategorien Wohn‐ und Bildungsbau juriert werden. Im Bildungsbau waren Bauten gefordert, die neue pädagogische Konzepte fördern und ermöglichen. Beim Wohnen waren neue Typologien, Durchmischungen und Organisationsformen gefragt, etwa Kleinstwohnungen, Billigstwohnungen und Beispiele für generationenübergreifendes Wohnen. Die Sonderkategorie Kommunalbau sollte verschiedene Bauten im ländlichen und städtischen Raum umfassen.

Jury 2014
Zum Daidalos 2014 wurden 89 Projekte eingereicht. Davon 38 Beiträge in der Kategorie Wohnbau, 25 in der Kategorie Bildungsbau sowie 26 in der Kategorie Kommunalbau. Eines der eingereichten Projekte entsprach nicht den Ausschreibungskriterien und wurde ausgeschieden.
Die Jury – Kathrin Aste (Innsbruck, Büro LAAC Architekten, Juryvorsitz), Simon Speigner (Salzburg, Büro SPS Architekten) und Lorenz Potocnik (Linz, Vorprüfung, Juryprotokoll) – tagte am 9. und 10. Oktober 2014.
Insgesamt sind die 88 Projekte von hoher Qualität, was jedoch nicht auf alle Kategorien zutrifft. Im Bereich Bildungs- und Kommunalbau haben die letzten 4 Jahre überraschend interessante und zukunftsweisende Um‐ und Neubauten hervorgebracht. Im Gegensatz dazu scheint der institutionelle Wohnbau in einer gewaltigen Krise zu stecken.
Die ursprünglich gewählten 3 Kategorien treten bei genauerer Begutachtung weitgehend in den Hintergrund. Denn die herausragenden Projekte haben eines gemeinsam: Sie entziehen sich der Festlegung auf eine bestimmte Nutzung oder eine bestimmte Kategorisierung. Statt dessen stellen diese vielschichtigen Bauwerke Orte dar, wo Lehren, Lernen, Wohnen, Essen, Spielen, Kultur – sprich das Leben – zusammenkommen. Von diesen Orten, an denen man Zukunft spüren kann, sind in OÖ einige außergewöhnliche Projekte entstanden.

Zukunftsweisende innovative Lebensorte
Weil der Daidalos Architekturpreis auf der Suche nach genau solchen gesellschaftlich innovativen Bauten ist, entschloss sich die Jury, die üblichen drei Kategorien aufzulösen, aus den 88 Einreichungen 9 zu nominieren und daraus nach eingehender Besichtigung am 2. Jurytag drei zukunftsweisende innovative Lebensorte zu prämieren.

Die Preisträger 2014 

  • Schul‐ und Kulturzentrum, Feldkirchen, 2014
    Architektur: Fasch&Fuchs, Wien
  • Landwirtschaftliche Fachschule Ritzlhof, Haid, 2011
    Architektur
    : Raimund Dickinger, Mario Ramoni, Vorchdorf
  •  Agrarbildungszentrum Salzkammergut, Altmünster, 2011
    Architektur
    : Fink Thurnher, Bregenz

Die Nominierungen 2014

  • Haus Wichert, Linz
    Architektur
    : Architekturbüro 1, Linz
  • Haus y2, Linz, 2011
    Architektur: architypen, Linz
  • Kindergarten Solar City, Linz, 2012
    Architektur: X Architekten, Linz, Wien
  • Herminenhof, Wels 2010
    Architektur: ZT Arquitectos LDA Lisboa mit Zinterl Architekten, Graz
  • Gerichtsgebäude Steyr Erweiterung, Steyr, 2014
    Architektur: Hertl Architekten, Steyr
  • Pixel im Turm, Enns, 2013
    Architektur: Christoph Haas Architekt, Enns

(Text auf Basis Juryprotokoll, Lorenz Potocnik)

Jurystatements zu den Preisträgerprojekten

Schul‐ und Kulturzentrum, Feldkirchen, 2014
Architektur: Fasch&Fuchs

Kopenhagen in Feldkirchen an der Donau
Einen "langen Prozess" nennen die Architekten aus Wien die Entstehungsgeschichte des neuen Schul‐ und Kulturzentrums in Feldkirchen. Dieser begann 2005 mit der Umsetzung des Kulturzentrums und endet vorläufig mit dem Um‐ und Zubau für die Schule. In Summe ist ein lebendiger Hybrid entstanden, der noch dazu dem Ort einen ganz neuen Mittelpunkt schenkt. Konsequent nach Prinzipien des offenen Lernens konzipiert, erinnert im ganzen Komplex nichts an eine herkömmliche Schule. Gänge gibt es praktisch nicht. Stattdessen organisiert sich alles um den zentralen, über mehrere Geschoße laufenden Veranstaltungsort. Jeder Unterrichtsraum ist von außen einsehbar. Gegessen wird in der Aula und im Garten. Dank der Überlagerungen und Offenheit kommt ein Gefühl von Kinder‐Universität und Campus auf. Diese Architektur bietet den besten Rahmen für die neuesten Erkenntnisse der Pädagogik. Hier wurde von allen Beteiligten ein mutiger Schritt nach vorne gemacht. Ähnlich offene Schulen kennt man derzeit vor allem aus Skandinavien und insbesondere Kopenhagen.

Landwirtschaftliche Fachschule Ritzlhof, Haid, 2011
Architektur: Raimund Dickinger, Mario Ramoni

Geduckt im Gelände
Die Landwirtschaftliche Berufs‐ und Fachschule für Garten und Landschaftsbau Ritzlhof in Haid ist Ausbildungsstätte und zum Teil Wohnort für jährlich ca. 600 Schüler. Der bereits 2011 mit dem Bauherrenpreis ausgezeichnete Bau wurde von den Architekten Raimund Dickinger und Mario Ramoni entworfen. Der Zubau duckt sich ins Gelände, schafft gleichzeitig einen neuen Eingang zum bestehenden denkmalgeschützten Schulkomplex. Ein unterirdischer Gang verbindet Alt‐ mit Neubau. Typologisch folgt der Zubau dem bestehenden Gutshof. Ähnlich einem hier üblichen Vierkanter bildet ein Atrium und ein Mehrzwecksaal den zentralen Innenhof. Unterrichtsräume, Bibliothek, Foyer und Garderobe ordnen sich drumherum. Auf dem mit Sichtbeton ausgeführten Sockel des Untergeschoßes bildet der filigrane Holzbau eine pavillonartige Struktur. Alles ist sehr hell, Farbe wurde in dem von Holz dominierten Bau nur wo nötig eingesetzt, der Blick in die Landschaft bzw. auch im Gegenzug die Einblicke von außen in die Schule prägen die Raumstimmung. Bei einer Ausbildung, die sich größtenteils draußen abspielt, sehr stimmig.

Agrarbildungszentrum Salzkammergut, 2011
Architektur: Altmünster, Fink Thurnher

Vorarlberger Wissenstransfer
Das Agrarbildungszentrum in Altmünster wurde bereits mehrfach ausgezeichnet: 2012 für seine Nachhaltigkeit als Lernwelt, 2013 für die vorbildhafte Bauherrenschaft und nicht zuletzt 2012 als Holzbau. Und das zurecht: 2007 aus einem Wettbewerb hervorgegangen, konnten Fink Thurnher Architekten aus Bregenz hier 2011 doch ein außergewöhnliches und zukunftsweisendes Bauwerk errichten. Durch die Zusammenlegung der landwirtschaftlichen Schulen Altmünster und Weyregg wurde es erforderlich, das bestehende Gebäude wesentlich zu erweitern. 270 junge Menschen lernen und wohnen nun hier. Sie werden drei Jahre überaus vielfältig praktisch und theoretisch für das Leben als (Nebenerwerbs‐)Bauer ausgebildet. Wie bei einem “Vierkanter” bildet der zentrale Innenhof das Zentrum der Schule. Der ganze Bau ist von Holz dominiert. Das kann bald einmal zuviel werden, hier aber nicht, weil die eingesetzte heimische Weißtanne in unterschiedlichsten Formen, hochwertig und meist unbehandelt verarbeitet wurde. Alles wirkt hell, angenehm und wie in einem guten Hotel. Auch Konstruktion und Wände sind zu einem großen Teil aus Holz. Der Passivhausstandard und die hohen Anstrengungen um ökologische Kriterien verstehen sich bei den Vorarlbergern dann fast schon von selbst: Eine Solaranlage am Dach bereitet Warmwasser auf, eine Hackschnitzelanlage sorgt für Wärme, es gibt eine Photovoltaikanlage, mechanische Be‐ und Entlüftung gekoppelt mit Wärmerückgewinnung, ein Erdabsorber unter der Bodenplatte des Neubaus ermöglicht die umweltfreundliche Kühlung der Zuluft, gedämmt wurde mit Schafwolle und Zellulose und für die WC‐ Spülungen wird Regenwasser verwendet.

(Text: Lorenz Potocnik)

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